Verstehen sich auf und neben dem Spielfeld blendend: MTV-Neuzugänge Nia Grant und Aiyana Whitney. Foto: Tom Bloch

Der Volleyball-Bundesligist Allianz MTV Stuttgart hat sich mit zwei Neuzugängen aus den USA verstärkt. Nia Grant und Aiyana Whitney kennen sich schon lange. Sie harmonieren nicht nur auf dem Feld, sondern auch privat.

Stuttgart - Schöner Nebeneffekt des Supercup-Gewinns von Allianz MTV Stuttgart vom vergangenen Wochenende in Berlin und vor dem Saisonauftakt in der Bundesliga an diesem Sonntag bei USC Münster: Jubelfotos in allen Variationen, die Smartphones sind heiß gelaufen. Auch Nia Grant, die neue Mittelblockerin im Stuttgarter Team, war nach der Siegerehrung kaum zu bändigen. Schon wieder Fotos mit Pokal und Medaillen, schon wieder Schnappschüsse gemeinsam mit ihrer Teamkollegin Aiyana Whitney. Die beiden amerikanischen Powerfrauen am Netz sind schließlich Siegesfeiern gewöhnt.

Während ihrer vierjährigen gemeinsamen College-Zeit in Pennsylvania holten sie sich gleich zweimal hintereinander – 2013 in Seattle und 2014 in Oklahoma City – mit der NCAA Championship jeweils den heißbegehrten nationalen Titel für ihr Team der Penn State Nittany Lions. Klar, dass da auch die Scouts der Nationalmannschaft aufmerksam werden. Nia Grant (1,88 Meter, 23 Jahre), die aus Ohio kommt, hat im Sommer 2015 ein erstes Camp mit dem Team USA absolviert. Aiyana Whitney (1,96 Meter, 23 Jahre), die neue Diagonalangreiferin, die aus New Jersey stammt, hatte zuvor bereits in der Juniorinnen-Nationalmannschaft gespielt.

Das Duett ist wieder komplett

Nach dem College aber trennten sich die Wege der beiden, ehe sie ausgerechnet in Stuttgart wieder zusammenfanden. Grant hatte für eine Saison bei Volley-Ball Nantes in Frankreich angeheuert, Diagonalangreiferin Aiyana Whitney bei den Leones de Ponce in Puerto Rico. Als ihre Agentur das Stuttgarter Angebot unterbreitete, griff Nia Grant zum Hörer und telefonierte gleich zweimal: „Ich habe mit Katherine Harms gesprochen. Die hat mit mir zusammen in Nantes gespielt und davor ja für Stuttgart. Und Katie hat mir so viel Positives berichtet, da habe ich Aiyana angerufen und ihr gesagt, sie soll einfach mitkommen.“

Das Duett ist wieder komplett – und nach den Abgängen von Nichole „Nikki“ Lindow und Kaja Grobelna gibt es wieder frischen Wind am Netz, viel mehr: über dem Netz. Was in den Vorbereitungsspielen bereits zu erahnen war, hat sich in Berlin beim Supercup deutlich gezeigt. Die beiden Amerikanerinnen haben nicht nur ein sonniges Gemüt und wissen genau, wie man auf dem Spielfeld wirkungsvoll gute Aktionen abfeiert, sondern bringen zudem Athletik mit in die Mannschaft.

Whitney schnappte sich mit 24 Angriffspunkten, darunter zwei Aufschlagassen, den Titel der wertvollsten Spielerin beim Supercup-Erfolg über den Dresdner SC. Bemerkenswert war dabei ihre Quote von 49 Prozent: jeder zweite Schuss ein Treffer. Dabei ist das Lieblingsessen („Die Lasagne meiner Mutter“) der studierten Hörfunk- und TV-Journalistin in weiter Ferne. Möglich macht diese Werte unter anderem ein knallhartes Trainingsprogramm während ihrer Zeit an der Penn State University unter Trainerlegende Russ Ross, der das Team seit 1979 ununterbrochen betreut und bisher sieben Meisterschaften holte.

„Selbst unsere Teamkollegen bei der Nationalmannschaft haben gesagt, dass wir das anstrengendste Programm absolviert haben“, erzählt Nia Grant – und Aiyana Whitney fügt hinzu: „Dreimal in der Woche Kraft, zweimal Ausdauer, dazu das tägliche Balltraining und dann noch das Studium. Wir hatten nur fünf Wochen im Jahr frei.“

Nicht der erste Stopp in Europa

Nia Grant kam bei ihrer Premiere im Stuttgarter Trikot in Berlin auf zehn Punkte mit einer Quote von sogar knapp 90 Prozent. Kein Wunder, denn das Talent der einstigen Ballett-Tänzerin wurde ihr quasi vererbt. Ihr Vater spielte zwei Jahre für die Miami Dolphins in der NFL, ihr Onkel bei den Los Angeles Lakers in der NBA, und ihre Mutter war ein Multitalent in Volleyball, Basketball und Leichtathletik.

Grant und Whitney stehen nun also im Allianz-Team nebeneinander auf dem neun mal neun Meter großen Spielfeld, teilen sich bei den Auswärtsspielen das Hotelzimmer und sind auch sonst zumeist gemeinsam unterwegs. „Wir halten es gut miteinander aus“, sagt Aiyana Whitney und lacht. „Schließlich haben wir viele Gemeinsamkeiten, Reisen zum Beispiel.“

Deutschland ist auch für Whitney nicht der erste Stopp in Europa. „Ich war während der Highschool mit einem Austauschprogramm in Schottland und habe heute noch einen engen Kontakt mit der Familie.“ Nia Grant ist sofort Feuer und Flamme. „Mensch, das ist doch die Idee. Über Weihnachten fliegen wir ja eh nicht nach Hause, weil die Pause so kurz ist. Lass uns gemeinsam nach Schottland fahren und deine Austauschfamilie besuchen.“ Das wird sicher wieder ein Moment, in dem die Smartphones gezückt werden.