Da geht’s lang: Der neue MTV-Trainer Giannis Athanasopoulos und seine erfolgreichste Punktesammlerin Michaela Mlejnkova. Foto: Baumann

Vizemeister, Pokalsieger, Supercup-Gewinner – die Stuttgarter Bundesliga-Volleyballerinnen haben ein tolles Jahr hinter sich. Und trotzdem wird sich beim MTV einiges ändern, bis hin zu den eigenen Ansprüchen.

Stuttgart - Vizemeister, Pokalsieger, Supercup-Gewinner, neuer Rekord mit einem Schnitt von 1900 Zuschauern pro Heimspiel – die Stuttgarter Bundesliga-Volleyballerinnen haben ein tolles Jahr hinter sich. Und trotzdem wird sich beim MTV einiges ändern, bis hin zu den eigenen Ansprüchen. Ein Überblick.

Team: Im Volleyball wird auch nach der Saison eifrig gewechselt, Stuttgart ist da keine Ausnahme. Aus dem bisherigen Kader sind nur noch fünf Spielerinnen übrig: Michaela Mlejnkova, Renata Sandor, Julia Schaefer (alle Außenangriff), Deborah van Daelen (Diagonal) und Micheli Tomazela Pissinato (Mittelblock). Dazu kommen Molly McCage (23/Mittelblock/vom VC Wiesbaden) und die talentierte Pia Kästner (18/Zuspiel/vom VCO Berlin). Nun gab der Verein zwei weitere Neuzugänge bekannt: US-Mittelblockerin Jenna Potts (23) wechselt vom tschechischen Erstligisten Kralovo Pole Brno nach Stuttgart, soll sich dank ihrer 1,91 Meter schnell zur festen Größe entwickeln. Und statt Aiyana Whitney wird künftig die montenegrinische Nationalspielerin Nikoleta Perovic (22) auf der Diagonalposition angreifen. „Sie war die Wunschkandidatin unseres neuen Trainers“, sagt Sportchefin Kim Renkema, „sie ist mental sehr stark und auf dem Feld enorm präsent. Sie verfügt über ein höheres Potenzial als Aiyana Whitney.“ Gesucht werden noch eine Zuspielerin, eine Libera (offen ist, ob Wanna Buakaew bleibt) und eine Außenangreiferin. „Die Gespräche laufen gut“, meint Renkema, die vorhat, den eigenen Nachwuchs verstärkt ins Training einzubinden, „es ist erst Mitte Mai – dafür sind wir mit unseren Planungen schon sehr weit.“

Trainer : Giannis Athanasopoulos (39) ist der Nachfolger von Guillermo Naranjo Hernández, dessen Co-Trainer er drei Jahre lang war. Der Grieche hatte Anfragen von vier Vereinen, konkret verhandelt hat er allerdings mit niemandem – weil sich ihm in Stuttgart die Chance bot, den nächsten Schritt zu tun. „Ich fühle mich bereit für die Herausforderung, erstmals als Cheftrainer zu arbeiten“, sagt Athanasopoulos, der mit seinem bisherigen Kader zufrieden ist: „Wir haben sehr ambitionierte Spielerinnen geholt. Wenn es uns nun noch gelingt, die Zuspielerin und die Libera zu verpflichten, die wir im Auge haben, dann passt alles.“ Zumal sich der künftige MTV-Coach auch viel von der Arbeit mit seiner neuen Co-Trainerin verspricht. Diesen Job übernimmt in Tamari Miyashiro (39) eine alte Bekannte: Die US-Amerikanerin war von 2014 bis 2016 Libera in Stuttgart, ehe sie ihre Karriere wegen einer Knieverletzung beenden musste. „Sie ist eine Spezialistin für das Abwehr- und Annahme-Training“, sagt Kim Renkema, „in diesen Bereichen können wir uns dank ihr sicherlich weiter verbessern.“

Ziele: In der Vitrine von Allianz MTV Stuttgart fehlt nur noch die Meisterschale, und das wird sich womöglich so schnell nicht ändern lassen. Weil es auch vergangene Saison nicht gelang, schwarze Zahlen zu schreiben, ruft Aurel Irion ein „Jahr der Konsolidierung“ aus. Der Geschäftsführer muss den Personaletat um knapp zehn Prozent kürzen, das dürften zwischen 40 000 und 50 000 Euro sein. Außerdem will er nach der erfolgreichen Ära Hernández (sieben Endspiele in drei Jahren) seinen neuen Coach Athanasopoulos nicht gleich unter Druck setzen: „Wir gehen sicher nicht mit dem Ziel in die Saison, am Ende Dritter zu werden“, sagt Irion, „aber die Gefahr besteht, weil uns trotz unserer Erfolge die Sponsoren nicht die Tür einrennen. Der Anspruch ist nun, aus weniger Geld mehr Qualität zu machen.“ Ob’s gelingt, ist offen – zumindest solange die beiden zentralen Positionen Zuspiel und Libera noch nicht besetzt sind.

Europapokal: Als Vizemeister hätte Allianz MTV Stuttgart in der Qualifikation zur Champions League starten dürfen, doch darauf wurde verzichtet. Mittlerweile steht aber fest, dass der Club erneut im CEV-Pokal (vergleichbar mit der Europa League im Fußball) antreten wird – um seinem Team eine europäische Perspektive zu bieten. Allerdings ist auch diese Entscheidung mit einem Risiko verbunden: In der vergangenen Saison im CEV-Pokal machte der Verein ein Minus von rund 25 000 Euro.