Beim 1:3 in Spiel drei der DM-Finalserie scheiterten die Stuttgarterinnen zu oft am Block: Deborah van Daelen versucht, die Dresdnerinnen Kathleen Slay (li.) und Laura Dijkeman zu überlisten. Foto: Tom Bloch

Die Stuttgarter Volleyballerinnen haben die Hoffnung auf DM-Gold noch nicht aufgegeben: An diesem Samstag (19.30 Uhr) steigt das vierte Duell der Finalserie gegen den Dresdner SC in der Porsche-Arena. Gleichzeitig basteln die Verantwortlichen erfolgreich an der Zukunft.

Stuttgart - Manchmal hat ein Volleyball-Manager eine wirklich tragende Aufgabe. Während seine enttäuschten Spielerinnen die Ehrung der überragenden Dresdnerin Kristina Mikhailenko zur besten Spielerin der dritten Play-off-Partie um die Deutsche Meisterschaft (Modus: best of five) über sich ergehen ließen, stand Bernhard Lobmüller mit zwei Litern Ananassaft im Tetrapack an der Seitenlinie. Weil Kaja Grobelna (21) und Michaela Mlejnkova (19) für die Dopingkontrolle vorgesehen waren, wusste er: Das kann dauern. Deshalb hatte Lobmüller süßen Treibstoff besorgt. Bei Mlejnkova wirkte das Hausmittel, doch Grobelna war erst um kurz vor Mitternacht fertig – da war der Bus längst losgefahren, der trotzdem erst um 5.30 Uhr am Donnerstagmorgen in Stuttgart ankam. Eine Tortur. Aber keine Ausrede. Das MTV-Team liegt in der Finalserie zwar 1:2 zurück, hat allerdings noch längst nicht aufgegeben. „Es ist keine einfache Situation, Dresden zweimal schlagen zu müssen“, sagte Kapitän Kim Renkema, „aber es ist auch nicht unmöglich.“

Erster Transfercoup

Da kann Lobmüller nur zustimmen, auch wenn er schon über das Spiel am Samstag in der Porsche-Arena und (im Falle eines Heimsiegs) das entscheidende fünfte Duell am Montag (19 Uhr) in Dresden hinausdenkt – der MTV-Manager plant längst die nächste Saison. Und vermeldete nun den ersten Transfercoup: Nationalspielerin Jennifer Pettke (26/1,86 m) wechselt vom 1. VC Wiesbaden nach Stuttgart. Die Mittelblockerin wird Nachfolgerin von Nichole Lindow, die ihre Karriere beendet und in die USA zurückkehrt. „Jennifer Pettke ist eine deutsche Top-Spielerin, um deren Zusage uns andere Vereine beneiden“, erklärt Lobmüller, „ihre Verpflichtung zeigt, dass wir alles dafür tun, um auch in Zukunft in Stuttgart erfolgreichen Volleyball-Sport zu bieten.“ Als Zeichen an die aktuelle Mannschaft will er das nicht verstanden wissen: „Das ist nicht nötig. Alle Spielerinnen sind schon jetzt total darauf fokussiert, Meister zu werden.“

Was nichts daran ändert, dass der Dresdner SC der große Favorit ist. Aber es gibt durchaus Gründe dafür, dass die Hoffnung der Stuttgarterinnen auf DM-Gold lebt.

Der Druck: „In Dresden fordert jeder den Titel“, sagt DSC-Trainer Alexander Waibl. Die Stuttgarterinnen setzen sich dagegen höchstens selbst unter Druck – tatsächlich haben sie in der Finalserie nichts zu verlieren. „Wir können locker und befreit aufspielen“, sagt Lobmüller, „unsere Saison ist bereits jetzt ein riesiger Erfolg.“

Die Mentalität: Schon oft hat sich das MTV-Team aus scheinbar ausweglosen Situationen befreit. Renkema ist sicher, dass es erneut gelingen kann. „Wir sind nicht nur auf dem Feld eine verschworene Einheit, die sich nie geschlagen gibt“, sagt sie, „bei zwölf Frauen ist das nicht selbstverständlich.“

Die Nervenstärke: Erst zwei richtig enge Sätze gab es in den bisherigen drei Finalduellen – beide gingen an Allianz MTV Stuttgart. Den Manager überrascht das nicht: „Meine Spielerinnen denken nie ans Verlieren. Auch nicht, wenn sie wie im ersten Heimspiel im Tie-Break 11:14 hinten liegen und drei Matchbälle abwehren müssen.“

Der Rest an Frische: Körperlich sehnen beide Teams das Ende der Saison herbei. Der Dresdner SC hat zwar den wesentlich größeren und individuell besser besetzten Kader, im dritten Spiel nutzte Trainer Waibl seine größeren Wechselmöglichkeiten aber nicht aus – und relativierte hinterher: „Klar hätte mein Kollege Hernandez gerne so viele Außenangreiferinnen zur Verfügung wie ich. Aber in Zuspielerin Femke Stoltenborg und Diagonalangreiferin Deborah van Daelen hat auch er zwei gestandene Nationalspielerinnen, die er bringen kann.“ Für Lobmüller ist ohnehin vor allem die Form der Stammkräfte wichtig – und da wähnt er seine Mannschaft im Vorteil. „Dresden hat in der dritten Partie Schwächen gezeigt, nur waren wir spielerisch nicht in der Lage, sie zu nutzen“, meint er, „ich denke, dass wir athletisch in einem besseren Zustand sind. Den vielen körperlich sehr großen DSC-Spielerinnen steckt die Saison noch mehr in den Beinen als unseren jungen Kräften.“

Ob dies alles reicht, um dem Dresdner SC den Titel streitig zu machen? Ist offen. Aber fest steht auch: Verloren ist noch nichts.