Martin Winterkorn wird den Volkswagen-Konzern bis Ende 2018 führen Foto: dpa

Den Machtkampf mit dem einstigen Firmenpatriarch Ferdinand Piëch hat Volkswagen-Chef Martin Winterkorn überstanden. Jetzt soll er den Konzern nach Auslaufen seines Vertrags Ende 2016 zwei weitere Jahre führen.

Hannover - Mehrere Wochen hielt die Republik den Atem an, als sich im Frühjahr die zwei mächtigsten Männer der deutschen Industrie einen beispiellosen Machtkampf lieferten. Der ehemalige VW-Firmenpatriarch Ferdinand Piëch hatte Konzernchef Martin Winterkorn öffentlich demontiert. Doch der sammelte seine Truppen hinter sich und erreichte schließlich, dass Piëch sich aus allen Ämtern im Unternehmen zurückzog.

Jetzt erhält der 68-jährige Winterkorn die Bestätigung seiner unangefochtenen Position. Das Aufsichtsratspräsidium des Volkswagen-Konzerns hat einstimmig vorgeschlagen, seinen Vertrag um zwei weitere Jahre zu verlängern. Im Präsidium sind die wichtigsten Mitglieder des Aufsichtsrats versammelt, darunter auch Betriebsratschef Bernd Osterloh und der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil (SPD). Die Entscheidung soll in einer Sitzung des kompletten Kontrollgremiums am 25. September fallen. Nach einer Empfehlung des Präsidiums gilt die Zustimmung des Aufsichtsrates aber als so gut wie sicher.

"Martin Winterkorn ist der richtige Mann"

„Wir werden mit Martin Winterkorn an der Spitze den Erfolgsweg der vergangenen Jahre weitergehen und die Ziele der Strategie 2018 konsequent umsetzen“, erklärte Berthold Huber, Vorsitzender des Aufsichtsrats der Volkswagen AG, am Mittwoch. „Professor Martin Winterkorn ist der richtige Mann an der Spitze von Volkswagen, gerade auch im Hinblick auf die Herausforderungen der kommenden Jahre“, sagte Weil.

Der niedersächsische Ministerpräsident rechnet zudem mit einer raschen Entscheidung zur Nachfolge an der Aufsichtsratsspitze, die IG-Metall-Mann Berthold Huber nach dem Abgang von Piëch kommissarisch übernommen hat. „Diese Frage wird sicher auch bald beantwortet werden“, sagte Weil am Mittwoch in Hannover. „Ich gehe davon aus, dass dies noch in diesem Jahr sein wird.“

Zusammen mit dem noch zu bestimmenden Aufsichtsratschef wird Winterkorn den Konzern durch unruhige Zeiten führen müssen. Sorgen bereitet vor allem die Kernmarke VW mit Modellen wie Golf, Passat oder Polo. Von Januar bis Juli dieses Jahres sank der Absatz um 3,4 Prozent auf 3,40 Millionen Fahrzeuge. Außer in Europa, wo die Verkäufe teils deutlich zulegten, bereiten fast alle Märkte Probleme. In den USA kommt VW seit Jahren nicht vom Fleck, auch wenn die Talfahrt in diesem Jahr etwas gebremst ist. Zu den teils dramatischen Einbrüchen in Lateinamerika und Osteuropa kommt nun noch die Schwäche des chinesischen Markts. Bis Juli konnte VW dort 1,48 Millionen Autos absetzen. Dies bedeutet ein Minus von 7,7 Prozent.

Entscheidung für ein Billigauto für chinesische Kunden

Experten kritisieren vor allem fehlende Modelle für die jeweiligen Märkte. So sollen neue Geländewagen für die USA, die dort besonders stark nachgefragt sind, frühestens im Jahr 2017 verfügbar sein. Die Entscheidung für ein Billigauto für chinesische Kunden ist zwar jüngst gefallen. Bis dieses bei den Händlern steht, wird es aber noch einige Jahre dauern. Außerdem kannibalisieren sich die Marken Skoda und VW zunehmend. Schwierigkeiten bereitet auch die Lkw-Sparte. Die Tochter MAN schwächelt beim Absatz. Die Schaffung eines integrierten Nutzfahrzeugkonzerns mit der zugekauften Marke Scania steht noch am Anfang.

Konzernchef Martin Winterkorn ist derzeit der bestbezahlte Dax-Manager und hatte 2014 Bezüge in Höhe von fast 16 Millionen Euro erhalten. Der gebürtige Schwabe, der Metallkunde und Metallphysik studierte, begann seine Karriere 1977 bei Bosch in Stuttgart. Vier Jahre später wechselte er zur VW-Tochter Audi nach Ingolstadt und ist seitdem im Konzern. Seit 2007 steht er an der Spitze von VW.