Traditionelle Eröffnung an der Fruchtsäule. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Auch beim 172. Cannstatter Volksfest ist der Wasenhocker wieder 17 Tage lang unterwegs. Er schaut sich um auf dem Platz, in den Zelten, an den Karussells, schwätzt mit den Leuten und schreibt auf, was ihm widerfährt.

Stuttgart - Aller guten Dinge sind drei. Dieses Motto beherzigt man beim Volksfest. Und bringt damit den WASENHOCKER ins Schwitzen. Es ist gar nicht so leicht, den Überblick zu wahren, wer wann und wo das Volksfest eröffnet. Doch fangen wir mit der einzig wahren Eröffnung an. Vor Jahren haben die Veranstalterin, die Wirte und der SWR beschlossen, das Volksfest habe freitags anzufangen, der Quoten und der Geschäfte wegen.

Der Volksfestverein beharrt jedoch darauf, das Volksfest beginnt samstags vor der Fruchtsäule. Die Sturheit wirkte. Mittlerweile kommen immer mehr Leute, auch wenn immer weniger sitzen können. Die Behörden finden, selbst Klappstühle verstellten die Fluchtwege. Also schrumpft die Zahl der Stühle Jahr für Jahr. Heuer tauchte nicht mal mehr die Bühne auf. Bestellt, aber offenkundig vom Lieferanten vergessen. Organisator und Moderator Wulf Wager musste noch am Morgen Ersatz beschaffen.

Sehen Sie in unserem Video Fakten zum Volksfest:

Als die Bühne endlich stand, durfte Kämmerer und Wasenbürgermeister Michael Föll das Volksfest eröffnen. Anders als OB Fritz Kuhn am Vortag brauchte er nicht mit Zapfhahn und Schlegel hantieren, es reicht die Kraft der Worte. Allerdings musste er sich mit einer badischen Übermacht auf der Bühne herumschlagen. Die Stadtkapelle Bräunlingen hatte das Badner-Lied gespielt. „Und das unterhalb der Stammburg der Württemberger“, sagte Föll, „das stellt unsere Toleranz auf eine harte Probe.“

Zur Strafe mussten die Bräunlinger die ganze Zeit in der spätsommerlichen Wärme ihre traditionellen Pelzmützen tragen. Wulf Wager befand, „mir hen nix gegen Badener, zumindest nix, was hilft“. Auf ihre Kosten kamen schwäbische Patrioten beim Fassanstich im Cannstatter Oberamt. Da durfte Sauerwasserschultes Bernd-Marcel Löffler zur Tat schreiten. Drei Schläge, dann floss der Trollinger. Da wollte eh kein Badener mittrinken, diese Art von Wein schmeckt nur dem Schwaben. Auch da pflegt er das Motto: Aller guten Dinge sind drei – Viertele.