Gleisbauarbeiten für die neue Stadtbahnlinie U12 beim Löwentor in Richtung Hallschlag. Foto: Piechowski

Ausschreibung für neue U-Bahn-Linie vertagt – Werden Tunnelröhren zu Bauruinen?  

Stuttgart - An der Trasse für die neue Stadtbahnlinie U12 zum Hallschlag graben die Bagger. Die Weiterführung nach Remseck wird bereits auf Hochdruck geplant. In der Innenstadt sind sogar Tunnelröhren betoniert. Aber all das hängt mit Stuttgart21 zusammen - und der Volksabstimmung.

Seit wenigen Tagen schaufeln Bagger auf Cannstatter Gemarkung ein Gleisbett für die U12. Der Abschnitt zwischen der Löwentorkreuzung und der geplanten Haltestelle Hallschlag ist 2040 Meter lang. Weil die Trasse durch die Löwentorstraße komplett oberirdisch verläuft, kostet sie "nur" 25 Millionen Euro. Die Bahnen sollen hier im September 2013 fahren. Eine rund einen Kilometer lange Trassenerweiterung zum Neckartal, die Hälfte im Tunnel, ist schon fest vorgesehen. 2015 sollen die Bahnen der U12 nach Hofen und von dort anstelle der U14 weiter nach Mühlhausen und Remseck rollen.

Neue Trasse durch das Europaviertel verlegen

Zeitgleich zu diesem Ausbau wollen die SSB die U12 auf eine neue Trasse durch das Europaviertel verlegen. Die zwei Röhren, in denen sie die neue Bibliothek unterquert, sind bereits erstellt. Gebaut werden muss noch die Einfädelung in die Stadtbahn-Strecke unter der Heilbronner Straße, die für den Fernbahntunnel stellenweise tiefer gelegt werden soll.

Diese U-12-Projekte gelten als vorläufiger Schlusspunkt beim Ausbau des Stadtbahn-Netzes. Wie die gesamte Linie U12 stehen sie in einem Zusammenhang mit Stuttgart21, betonten Stadtverwaltung und SSB-Chefs immer wieder. Das legt den Umkehrschluss nahe, dass auch über der U12 das Damoklesschwert der Volksabstimmung zu Stuttgart21 am 27.November schwebt.

Bei der standardisierten Bewertung, bei der der Bund positiv über die Zuschussfähigkeit des U-12-Projekts entschied, war tatsächlich die Umsetzung von S21 unterstellt - samt neuen Wohngebieten. Deswegen müsste für den dritten Bauabschnitt zwischen der künftigen Haltestelle Hallschlag und Remseck vielleicht neu gerechnet werden, weil die SSB dafür erst den Bewilligungsantrag eingereicht haben.

Für den zweiten Bauabschnitt (Löwentorstraße-Hallschlag) dagegen liegt bereits ein Zuwendungsbescheid vor. Man gehe davon aus, heißt es bei den SSB, dass dieser Bescheid bestehen bleibe. In diesem Bescheid sei außerdem ausdrücklich gefordert, dass in Richtung Neckar weitergebaut wird, sagt SSB-Technikvorstand Wolfgang Arnold.

Ein anderer Posten sind die beiden Tunnelröhren

Ein anderer Posten sind die beiden Tunnelröhren

Freilich: Einen Fall wie den U12/S-21-Komplex habe es noch nicht gegeben. Deswegen gibt es Unwägbarkeiten. Sollte der Bescheid wieder kassiert werden, heißt es in Arnolds Truppe, würden sich die entgangenen Gelder wohl bei den Umplanungs- und Stornierungskosten wiederfinden, die OB Wolfgang Schuster dem Land bei einem Ausstieg aus S21 in Rechnung stellen will.

Ein anderer Posten sind die beiden Tunnelröhren, die eine Stadtbahn-Verbindung schaffen sollen zwischen dem Arnulf-Klett-Platz und den neuen Wohngebieten im Rosensteinviertel. Sie sind so nicht kombinierbar mit der bestehenden Stadtbahn-Strecke unter der Heilbronner Straße. Zumindest die stadtauswärts führende Röhre bei der Bibliothek müsste wieder abgebrochen werden, heißt es in SSB-Kreisen.

Ob der Abriss und der Neubau mit anderem Höhenniveau billiger wären als der Bau des geplanten Stadtbahn-Tunnels Heilbronner Straße, gilt aber als ungewiss. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Röhren so nutzlos in der Landschaft stehen bleiben würden", sagt Arnold. Zwischen 20 und 25 Millionen Euro seien hier schon verbaut.

"Muss für unseren Nahverkehr"

Prinzipiell könnten die U-12-Bahnen auch ohne Schwenk ins A1-Gebiet verkehren, wenn das seit Jahren für die Linie15 genutzte Gleis durch die Friedhofstraße erhalten wird. Deswegen wäre zumindest der Abschnitt zwischen Löwentor und Hallschlag keine Bauruine, falls das Land aus S21 aussteigen sollte, erklärt Arnold.

Auch für die Strecke vom Hallschlag zur U-14-Trasse ist man bei den SSB optimistisch. Denn die U12 wäre auch ohne S21 "eigentlich ein Muss für unseren Nahverkehr", meinen SSB-Planer. Halbe Kraft voraus gibt es für die SSB daher nicht. Man sei in Aktion getreten, als Ende 2009 die Kündigungsklausel für die S-21-Projektpartner ausgelaufen war, und man habe im Vertrauen auf den Förderbescheid begonnen, rechtfertigt man sich.

Die Ausschreibung des neuen Tunnels Heilbronner Straße, für die die Zeit nicht so drängte, hat man aber bis zum 28.11. zurückgestellt. Alles andere wird erst geprüft, wenn jemand verbindlich S21 einstellt. Das könnte aber wesentlich länger dauern als bis zum 28. November.