Kritik an Kultusministerin Eisenmann: Georg Lois Foto: Lichtgut/Michael Latz

Der Stuttgarter Gesamtelternbeirat reagiert mit Unverständnis auf den Vorschlag der Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU), Gymnasiallehrer in Grundschulen zu holen. Personalnot herrsche auch an Gymnasien, sagt Georg Lois.

Stuttgart - Der Stuttgarter Vize-Elternbeiratsvorsitzende Georg Lois
hält wenig von Gymnasiallehrern an Grundschulen.

Herr Lois, Ihr Kind besucht ein Gymnasium in Stuttgart. Hat die Schule einen Lehrerüberschuss?
Ganz im Gegenteil: Wir sehen keine Vollversorgung, vielmehr haben auch die Stuttgarter Gymnasien zu wenige Lehrer. Ständig bekommen wir Anrufe und E-Mails, dass Stunden ausfallen. Vor allem zwischen Fasching und Ostern ist der Krankenstand hoch, und während der Abi-Zeit fällt der Unterricht der Aufsicht führenden Lehrer aus. Belastbare Zahlen dazu gibt es von offizieller Seite nicht, weil auch sogenannte Hüte-Stunden als Unterricht gelten. Allein um 100 Prozent Unterricht gewährleisten zu können, brauchen die Schulen eine Lehrerausstattung von 120 Prozent.
Halten Sie Gymnasiallehrer für den Unterricht an Grundschulen für geeignet?
Die Ausbildung unterscheidet sich gravierend. Während Gymnasiallehrer ein Hochschulstudium absolvieren und die pädagogische Ausbildung nur einen kleineren Teil einnimmt, kann ein Grundschullehrer eine mindestens vier Jahre dauernde pädagogische und fachdidaktische Ausbildung vorweisen. Diesen Vorsprung kann man nicht, wie vorgeschlagen, mit einer einwöchigen Grundqualifizierung und 15 Fortbildungstagen aufholen. Insofern halte ich von dem ganzen Vorschlag rein gar nichts.
Ist das Lehramt an Grundschulen unattraktiv, oder weshalb ist Ihrer Meinung nach die große Lücke im Kollegium entstanden?
Dafür gibt es mehrere Gründe. Zum einen ein meiner Ansicht nach völlig überzogener Numerus clausus von 2,0 an unseren pädagogischen Hochschulen. Man sollte diejenigen Lehrer werden lassen, die dafür geeignet sind, was sich nicht allein am Notenschnitt messen lässt. Hilfreich wäre zum anderen auch eine Anhebung des Gehalts, das deutlich unter dem von Lehrern an weiterführenden Schulen liegt. Außerdem haben es viele satt, während des Referendariats in den Ferien immer wieder entlassen zu werden, und die Hürden für berufserfahrene Quereinsteiger sind noch viel zu hoch.
Immerhin will Susanne Eisenmann neue Lehrerstellen schaffen.
Diesen Vorschlag unterstützen wir. Allerdings darf man nicht vergessen, dass wir in diesem Jahr Bundestagswahl haben, und Eltern sind Wählerinnen und Wähler. Andererseits nützt der schönste Stellenplan nichts ohne Personal.