Auf Tour durch Europa: Das Ensemble der Musikshow von „Violetta“ tritt am Wochenende dreimal in der Schleyerhalle Foto: Nacho Gaffur

„’s Äffle isch heut net dohoim“, ruft er beim Musical „Tarzan“ als blauer Affe Terk vom Bühnenhimmel. Jetzt übernimmt der in Deutschland geborene Italiener Arcangelo Vigneri die Moderation der Disney-Show „Violetta“, die am Samstag und Sonntag dreimal in der Schleyerhalle aufgeführt wird.

Stuttgart - Davon träumen viele junge Mädchen: vom Durchbruch als Popstar, von der ganz großen Karriere im Musikgeschäft, von Coverstorys, ausverkauften Tourneen und einem Leben in Saus und Braus. Deswegen zieht es noch immer zahllose Nachwuchstalente zu Castingshows – meist die erste und letzte Station beim Versuch, sich diesen Traum zu erfüllen. Auch die argentinische TV-Disney-Serie „Violetta“ erzählt davon, verzichtet allerdings auf die Ausschlachtung im medial bedenklichen Casting-Alltag. Weniger beschwerlich ist der Weg zum Erfolg deswegen natürlich nicht.

Mittelpunkt der weltweit erfolgreichen Serie ist die titelgebende Teenagerin Violetta, die nach dem Tod ihrer Mutter von Spanien zurück nach Argentinien zieht, um dort ihr Glück als Sängerin zu suchen und zu finden. Sie wird vom prestigeträchtigen „Studio 21“, einer renommierten Musikschule, angenommen, findet dort neue Freunde, die erste große Liebe, aber auch Feinde und Zweifel. So weit zur alles andere als originellen Rahmenhandlung. Was die Serie so erfolgreich macht, ist aber nicht die Story, sondern die glaubhafte Hauptdarstellerin Martina Stoessel sowie die Probleme, die direkt aus dem Teenager-Leben gegriffen sind.

Zwischen Rockkonzert und Musical

Stoessel singt, tanzt, schauspielert und modelt seit früher Kindheit, ist mit ihren 18 Jahren längst der Star, den ihr Serien-Alter-Ego Violetta zu werden wünscht. Die bisher 240 Folgen, die seit 2012 ausgestrahlt wurden, wären allerdings nichts ohne ihren Soundtrack. Und genau der hat die findigen Macher dazu inspiriert, die gesamte Telenovela als opulentes Bühnenspektakel zu inszenieren. Das ist teilweise Rock-Konzert, teilweise Musical und teilweise Serienhandlung, tourt seit einiger Zeit munter durch die Welt und füllt die großen Arenen.

Nicht verwunderlich: Hauptdarstellerin Stoessel selbst mimt auch auf der Bühne die Violetta, als deutschsprachige Moderation konnte mit Arcangelo Vigneri ein deutscher Musicaldarsteller gefunden werden, der nicht besser in die Handlung passen könnte.

Der in Deutschland geborene Italiener trat schon als kleiner Junge in der Pizzeria seiner Eltern auf, wo er italienische Klassiker schmetterte. Den Boyband-Boom wusste er clever mit der Coverband Backstreet Imitation Boys auszunutzen, lernte neben den Texten auch die Tanzschritte akribisch auswendig. Nach einem Intermezzo bei „Deutschland sucht den Superstar“, wo er es unter die Top sieben der Männer geschafft hat, folgte eine äußerst kuriose Geschichte: „Ich arbeitete hinter den Kulissen der Castingshow ‚Ich Tarzan, du Jane‘, bei der unter anderem die beiden Hauptdarsteller für die deutsche Fassung des Musicals gesucht wurden“, erzählt er. „Für den Mikrofontest wurde ich gebeten, kurz etwas zu singen, sah meine Chance – und ergriff sie.“

4500 Kilo Konfetti regnen vom Bühnenhimmel

Das Ende vom Lied: Prompt wird er für die Rolle des Terk im Musical „Tarzan“ engagiert, ist jetzt auch in dieser Rolle in Stuttgart zu sehen. Zumindest, wenn er nicht gerade als Gastgeber durch die „Violetta“-Show führt. Die Handlung kann jemand wie er natürlich besonders gut nachempfinden. „Auch ich wollte immer Sänger werden“, erinnert er sich. „Auch wenn ich gerade mal einen normalen Job hatte, schrieb ich Musik und sang, so oft ich konnte.“ Für ihn wie auch für Stoessel hat sich dieser Traum erfüllt. Die Botschaft, die beide geben, ist eindeutig: „Glaubt an eure Träume, aber gebt nicht alles andere dafür auf.“

All seine Erfahrungen kommen Vigneri jetzt zugute: Trotz seiner Erfahrung in der Musicalwelt ist „Violetta“ das größte Showspektakel, an dem er je beteiligt war. Gern erinnert er sich an seine ersten Erlebnisse hinter den Kulissen. „Die Produktion stellt die jeder Rockband in den Schatten“, erzählt er ehrfürchtig. „Die Show gehört zu den modernsten, die ich je gesehen habe – mit gigantischen Leinwänden, krassen Effekten und jeder Menge technischen Spielereien.“ In diesem Rahmen gibt es die bekanntesten Songs aus der Serie live – und mehr als waghalsige Bühnenmanöver wie etwa eine spektakuläre Schwebenummer, bei der Violetta und ihre Kollegen buchstäblich abheben werden.

Den Rest werden 221 000 Watt Licht, 4500 Kilogramm Konfetti und 240 Quadratmeter LED-Leinwände übernehmen. Dass das natürlich reichlich Budenzauber für eine Vorabendserie ist, mag stimmen. Allerdings trifft es direkt den Nerv der jungen Zuschauer. Und um nichts anderes geht es hier.