Die EnBW hat einen neuen Chef: Eon-Manager Frank Mastiaux. Foto: dpa

Der 48-Jährige folgt auf Villis, derweil wehrt sich Investmentbanker Notheis gegen Vorwürfe.

Stuttgart/Karlsruhe - Eon-Manager Frank Mastiaux wird Chef des drittgrößten deutschen Stromkonzerns EnBW. Dies beschloss der Aufsichtsrat am Freitag in Stuttgart. Der 48-Jährige soll zum 1. Oktober die Nachfolge von Unternehmenschef Hans-Peter Villis antreten. Villis hatte die EnBW seit Oktober 2007 geleitet, war aber als Atombefürworter von der grün-roten Landesregierung nicht mehr unterstützt worden.

Mastiaux will die EnBW zum „maßgeblichen Treiber der Energiewende“ machen. Das Unternehmen werde sich langfristig als „erfolgreicher und auch profitabler Energiedienstleister positionieren“ können.

Das Land hält knapp die Hälfte der Anteile des ehemals atomlastigen Konzerns, der durch den Atomausstieg ins Schlingern und tief in die roten Zahlen geraten ist. Das Karlsruher Unternehmen verzeichnete im vergangenen Geschäftsjahr einen Verlust von knapp 870 Millionen Euro.

Mastiaux habe sich nach EnBW-Angaben seit 2007 „sehr erfolgreich mit dem Auf- und Ausbau des Geschäftsfelds erneuerbare Energien befasst und eine Vielzahl von Projekten in den Bereichen Windkraft On- und Offshore, Solar sowie Biomasse weltweit realisiert“. Der promovierte Chemiker Mastiaux hatte bei Eon die Sparte Ökostrom und Erneuerbare Energien mit aufgebaut und verantwortet. Zuvor hatte er über 15 Jahre Führungsaufgaben in der Öl- und Gasindustrie in Deutschland, den USA sowie Großbritannien wahrgenommen. Bis 2007 leitete er das globale Geschäft für Flüssiggas des BP-Konzerns in London.

„Als erfahrener Energiemanager und Führungspersönlichkeit konnte er in seinen bisherigen Tätigkeiten nachweisen, dass er strategisch konsequent vorgeht und mit Innovationskraft und hohem persönlichem Engagement beachtliche Erfolge erzielt. Insbesondere zeigte er, dass er Unternehmen erfolgreich am Markt ausrichten und als kundenorientierten Dienstleister positionieren kann“, meinte EnBW-Aufsichtsratschef Claus Dieter Hoffmann.

Mastiaux steht ein schwieriger Balance-Akt bevor

Mastiaux steht ein schwieriger Balance-Akt bevor: Er soll den ehemaligen Atomstromer in eine grüne Zukunft führen und wieder in die schwarzen Zahlen bringen.

Die EnBW ist seit mehr als einem Jahr wieder fast ganz in öffentlicher Hand. Neben dem Land ist der zweite Großaktionär der Kommunalverband OEW. Der frühere Ministerpräsident Stefan Mappus (CDU) hatte Ende 2010 unter Umgehung des Landtags den Aktienanteil des französischen Staatskonzerns EDF überraschend zurückgekauft. Die Hintergründe des milliardenschweren Deals beschäftigen derzeit einen Untersuchungsausschuss des Stuttgarter Landtags.

Notheis wehrt sich gegen Vorwürfe

Der Investmentbanker Dirk Notheis wehrte sich am Freitag vor dem Ausschuss gegen den Vorwurf, das Land bei dem Deal falsch beraten zu haben. Seine Bank Morgan Stanley habe den Preis von rund 4,7 Milliarden Euro für das Aktienpaket von 45 Prozent der EnBW gründlich geprüft. Die EDF habe einen Parlamentsvorbehalt kategorisch abgelehnt. „Es gab leider in dieser Frage keinen Kompromiss mit der EDF“, so Notheis. Die Stuttgarter Anwaltskanzlei Gleiss Lutz habe grünes Licht gegeben, dass der Kauf auch am Parlament vorbei eingefädelt werden könne - mit Hilfe des Notbewilligungsrechts des Finanzministers.

Die EnBW hatte 2011 einen Umsatz von 18,8 Milliarden Euro und zählt mehr als 20.000 Mitarbeiter. Nach Abschaltung zweier seiner vier Kernkraftwerke verbuchte der Energiekonzern 2011 ein drastisches Minus: Statt eines satten Gewinns von knapp 1,2 Milliarden Euro wie im Jahr zuvor musste EnBW-Chef Hans-Peter Villis vor wenigen Wochen ein Minus von 867,3 Millionen Euro präsentieren.