Hans-Peter Villis scheidet nach fünf Jahren als Vorstandsvorsitzender der Karlsruher EnBW aus und übergibt sein Amt an Frank Mastiaux.

Karlsruhe - Stabwechsel beim drittgrößten deutschen Stromkonzern: An diesem Montag (1.10.) scheidet Hans-Peter Villis nach fünf Jahren als Vorstandsvorsitzender der Karlsruher EnBW aus und übergibt sein Amt an Frank Mastiaux.

Der 48-Jährige, der wie Villis zuvor vom EnBW-Konkurrenten Eon kommt, soll die Umstrukturierung des Unternehmens vorantreiben, das nach dem Atomausstieg und der Abschaltung von zwei seiner vier Meiler in Schieflage geraten war.

2011 rutschte die EnBW mit 870 Millionen Euro ins Minus. Bereits Ende dieses Jahres könnte der Konzern mit einem Jahresumsatz von 19 Milliarden Euro und knapp 20.000 Mitarbeitern jedoch wieder schwarze Zahlen schreiben.

Die Erwartungen an den Neuen sind groß: "Wir erwarten von ihm Impulse für die Entwicklung der dezentralen Energieversorgung mit erneuerbaren Energien", sagte Baden-Württembergs Wirtschaftsminister und EnBW-Aufsichtsratsmitglied Nils Schmid dem "Handelsblatt". Schließlich wolle die grün-rote Landesregierung zum "Musterländle" für die Energiewende werden.

Der 48 Jahre alte Mastiaux ist nur sechs Jahre jünger als sein Vorgänger, gilt aber als Manager anderen Typs. Bei Eon war der promovierte Chemiker im Vorstand für die Sparte erneuerbare Energien zuständig und hat seit 2007 weltweit viele Windkraft-, Solar- und Biomasse-Projekte umgesetzt. Bei der EnBW kann er zunächst vor allem auf Wasserkraftwerke zählen mit einer Gesamtleistung von 3300 Megawatt.

Herausforderungen für den neuen Mann sind der Ausbau von Energiespeichern, etwa Pumpspeicherkraftwerke, und die Erweiterung des Gasgeschäfts. Zudem muss er den internen Sparkurs mit Gehaltsverzicht und Stellenabbau fortführen.

Wirtschaftsminister Schmid sagte zu den Anforderungen des Landes: "Grundsätzlich erwarten wir eine Dividende, die mindestens die Bedienung der Anleihe deckt, damit der Landeshaushalt nicht zusätzlich belastet wird." Das Land hatte den fünf Milliarden teuren Einstieg mit einer Anleihe finanziert, für die jährlich 110 Millionen Euro Zinsen fällig sind.