Bei warmen Temperaturen lauschten rund 200 Besucher beim Bergkonzert entspannter Musik. Auch als Party-Location kam die Villa (unten) am Samstag an. Foto: Ayerle/Red Bull

Mehrere Hundert Menschen haben das erste Bergkonzert und eine Red-Bull-Party besucht. Während das Konzert allseits begrüßt wird, scheiden sich an der Party die Geister.

S-Ost - Am Wochenende ist in der seit Jahren leer stehenden Villa Berg und im meist eher beschaulichen Park richtig viel los gewesen. In der Nacht von Samstag auf Sonntag wurde in der Villa eine Party mit Live-Musik mit 550 Menschen aus der Stuttgarter Gastronomie- und Club-Szene gefeiert, Gastgeber war der Energydrink-Hersteller Red Bull. Am Sonntag fand im Belvedere beim Rosengarten das erste Bergkonzert mit den Auftritten von zwei Musikern statt, mehr als 200 Besucher kamen bei schönem Spätsommerwetter in den Park. Die bei der Stadt angemeldete und auch genehmigte Party in der Villa gefiel allerdings nicht jedem und wird auf politischer Ebene ein Nachspiel haben.

Die Villa Berg steht seit fast zehn Jahren leer. Sie und die ehemaligen SWR-Fernsehstudios gehören dem Düsseldorfer Investmentunternehmen PDI, das die Studios in Wohnungen und die Villa in eine Art Kulturstätte verwandeln will. Der Gemeinderat dagegen hat beschlossen, dass die Stadt die Villa kaufen, sanieren und der Allgemeinheit zur Verfügung stellen soll. Die Fernsehstudios sollen abgerissen, die Fläche zum Park verwandelt werden.

Die Verhandlungen laufen, aber beide Seiten schweigen

Seit Monaten verhandeln Oberbürgermeister Fritz Kuhn und der PDI-Geschäftsführer Mathias Düsterdick über die Villa, ohne dass etwas über Fortschritte an die Öffentlichkeit dringt. Düsterdick teilte jetzt auf Anfrage mit: „Wir befinden uns nach wie vor mit der Stadtspitze in konstruktiven und freundlichen Verhandlungen.“ Die Stadt teilte mit: „Wir sind weiter in einem guten Austausch mit dem Investor. Wir arbeiten daran, die Villa öffentlich nutzbar zu machen und den Park nach Abriss der Fernsehstudios den Bürgern zurückzugeben. Allerdings haben wir hierzu keinen zeitlichen Fahrplan. Was zählt, ist eine gute Lösung.“ Mit diesen Aussagen will sich beispielsweise die SPD Stuttgart-Ost, der die Red-Bull-Party sauer aufgestoßen ist, nicht mehr zufrieden geben. „Elitäre Veranstaltungsformen, die ausschließlich dem Kommerz dienen, bestätigen die Erwartungshaltung der SPD, die Villa und die Studios zurückzukaufen“, kommentierte der Bezirksbeirat und Ortsvereinsvorsitzende Daniel Campolieti die Party. In einem Antrag, der am 22. Oktober im Bezirksbeirat beraten wird, will die SPD von der Stadt Auskunft darüber, ob die Veranstaltung genehmigt war, ob brandschutz- und denkmalschutzrechtliche Bestimmungen eingehalten und die Anwohner vorher informiert wurden.

Entspannte Gitarrenmusik am Pavillon Belvedere

Das Bergkonzert am Sonntagabend dürfte vermutlich eher nach dem Geschmack der Partei gewesen sein. Der entspannten Gitarrenmusik der Singer-/ Songwriter Brthr und Jatuna lauschten ruhig und friedlich rund 200 Besucher. Das Konzert begann am späten Nachmittag und war am frühen Abend zu Ende. Gestört gefühlt hat sich dadurch vermutlich niemand. Die Veranstalter hatten davor im Park Aschenbecher, Mülltüten und Pfandständer aufgestellt. „Wir wollen ein gutes Beispiel geben, wie man einen Park nach einem Konzert hinterlässt“, erinnerte Christian Dosch von der Initiative Occupy Villa Berg die Besucher.

Das Bergkonzert war eine Premiere von der Initiative und dem Popbüro Stuttgart. Die Reihe zieht nun weiter an andere Orte. Das Konzert am Pavillon Belvedere sollte auch ein politisches Statement sein. „Wir wollen mehr auf den Park und die Villa aufmerksam machen“, sagte Dosch. Die Initiative befürwortet wie die Lokalpolitiker den geplanten Kauf durch die Stadt Stuttgart.