Das einstige „Weinberghäuschen“ ist zurzeit eingehüllt, der Rosengarten davor ist abgesperrt. Rechts über der Treppe ist die Villa Berg zu erahnen. Foto: Jürgen Brand

Das Belvedere ist eingehaust und wird gereinigt, auch im Rosengarten will das Gartenamt bald anfangen, Pergolen und Klinkersäulen in Ordnung zu bringen. Bis zum Sommer 2016 soll dieser Teil der Anlage schon viel schöner sein.

S-Ost - Im Park der Villa Berg wird gearbeitet. Das ist deswegen bemerkenswert, weil dort in den vergangenen Jahren wenig bis nichts passiert ist, weil Investoren sich entweder übernahmen oder nicht mit der Stadt einigen konnten. Deswegen verfiel nicht nur die Villa Berg zusehends, auch der Park litt. Bestes Beispiel dafür ist das Belvedere samt Rosengarten auf der Westseite des Parks zum SWR hin. In den vergangenen Jahren war das kleine, einst feine „Weinberghaus“ immer wieder besprüht und beschädigt worden, auch die Klinkerpergolen des Rosengartens litten.

Seit einigen Tagen ist der Rosengarten abgesperrt, das Belvedere rundum mit einem Holzgebilde eingehaust. Drinnen arbeiten Spezialisten daran, den tiefporig verschmutzten Sandstein gründlich, aber trotzdem schonend, zu reinigen. Bis Juli 2016 soll dieser Teil des Parks dann in neuer alter Schönheit erstrahlen.

Das Belvedere als „Saustall“

„Diese Anlage hat ein Riesenpotenzial!“ Volker Schirner, der Leiter des Garten-, Friedhofs- und Forstamtes, würde im Park der Villa Berg am liebsten viel schnell anders machen. Aber – es fehlt ihm dafür das Geld und vor allem das Personal. Dabei musste auch er den Zustand des Belvedere zuletzt als „Saustall“ bezeichnen, so geschehen bei einer Veranstaltung der Initiative „Geschichte trifft Zukunft – Occupy Villa Berg“ in der Heilandskirche direkt am Parkrand.

Nicht zuletzt dem Wirken dieser parteiunabhängigen Initiative, die ihre Tätigkeit zum Jahresende wie berichtet einstellt, ist es zu verdanken, dass sich im Park jetzt schon etwas tut. Bei den Occupy-Stammtischen im Restaurant-Theater Friedenau waren regelmäßig nicht nur Professoren und Studierende der Hochschule für Technik (HfT) zu Gast, sondern auch Ulrich Scholtz vom Vorstand der Knödler-Decker-Stiftung. Ziel der Stiftung ist, „die wissenschaftliche Aus- und Fortbildung auf den Gebieten der Baukunst, der Architektur und der Bautechnik zu unterstützen“. Schwerpunktmäßig werden dabei HfT-Projekte gefördert.

Schwierige Reinigung

Schon vor deutlich mehr als einem Jahr warb Scholtz bei den Occupy-Treffen für die Idee, zunächst das Belvedere und den Rosengarten zu sanieren, wenn schon bei der Villa selbst nichts voran ging. Es wurden Kontakte geknüpft, Gespräche mit der Stadt geführt, die Kärcher-Stiftung mit ihrer Expertise über die schwierige Reinigung von denkmalgeschützter Bausubstanz ins Boot geholt. Viele Experten analysierten die Anlage, das Gartenamt selbst beauftragte das Ludwigsburger Büro KMB mit den Planungen für die Außenanlage des Belvederes und den Westgarten insgesamt. Dafür hat der Cannstatter Landschaftsarchitekt und Gartenhistoriker Michael Bott von KMB inzwischen Pläne erarbeitet und vorgestellt.

„Wir haben mehrere offene Wunden im Park“

Rund 80 000 Euro sind nach Angaben von Amtsleiter Schirner für das Belvedere erforderlich, zum Abschluss soll das Bauwerk einen Graffitischutz bekommen. Parallel dazu soll mit der Sanierung des oberen Bereichs des Rosengartens begonnen werden. Nach den bisherigen Kostenschätzungen sind für die Sanierung des Gartens bis zu 30 000 Euro erforderlich, für die Pergolen mit ihren Klinkersteinen 40 000 Euro, für den Brunnen 30 000 Euro, für die Stufen 50 000 Euro. Die Arbeiten erfolgen je nach Verfügbarkeit der Haushaltsmittel.

„Wir haben mehrere offene Wunden im Park“, sagte Schirner. „Aber dieser Bereich tut richtig weh.“ Er versprach: „Es nutzt nichts, wenn wir das Bauwerk hingestellt haben, aber der Garten weiter vergammelt. Da müssen wir dann auch weiter machen.“ Allerdings hat auch er bis jetzt noch keine Idee, wie die Anlage vor erneuten Beschädigungen geschützt werden soll. Dieser Parkteil werde bei schönem Wetter wie ein Freibad benutzt, immer öfter werde mit Einweggrills dort gebrutzelt, was inzwischen verboten sei. Und für Jugendliche sei der Rosengarten ein beliebter Partyort.