Video-Umfrage - Seit vergangenen Mittwoch gilt in Stuttgart auf insgesamt fünf Kilometern Steigungsstrecke Tempolimit 40. Ziel der Begrenzung ist es, die Luftschadstoffe zu verringern. Viele Autofahrer akzeptieren das Tempolimit

Seit vergangenen Mittwoch gilt in Stuttgart auf insgesamt fünf Kilometern Steigungsstrecke Tempolimit 40. Ziel der Begrenzung ist es, die Luftschadstoffe zu verringern. Viele Autofahrer akzeptieren das Tempolimit.

Stuttgart - „Sie fahren 48“, mahnt die Tempo-Anzeigetafel in der Planckstraße im Stuttgarter Osten. Erlaubt ist dort seit Mittwoch nur noch Tempo 40. Der Fahrer bremst etwa 15 Meter vor der Tafel ab, fährt mit Tempo 39 weiter. Der Vorgang wiederholt sich: Die meisten Autofahrer fahren deutlich schneller als Tempo 40 und bremsen ab, sobald sie die Anzeige sehen. An das neue Tempolimit, das auf insgesamt fünf Kilometern Steigungsstrecke gilt, müssen sich viele Autofahrerer noch gewöhnen. Die meisten scheinen es aber zu akzeptieren.

„Ich finde die Tempolimits wirklich super. Weniger wegen der Luftreinhaltung. Das ist natürlich auch wichtig. Aber vor allem bringt das für die Kinder ein plus an Sicherheit“, sagt Heike Kirchgässner. Die 43-jährige Ostheopatin räumt ein, dass auch sie sich noch an das Tempolimit gewöhnen muss. Das erleichtere jedoch die elektronische Tempo-Anzeigentafel. „Wenn ich sehe, dass ich zu schnell bin, gehe ich sofort vom Gas“, sagt sie. Ihre Beobachtung ist, dass vor allem Grundschüler häufig nicht auf den Verkehr achten und über die Straße rennen. Mit maximal Tempo 40 könne man schneller reagieren als mit 50, stellt sie fest und erinnert daran, dass sich schon Ex-OB Wolfgang Schuster für Tempo-40-Zonen eingesetzt habe. „Gut, dass das jetzt passiert ist“, findet sie.

Der Stuttgarter Malermeister Hans-Peter Lehner hält Tempo 40 immer noch für zu schnell. „Die Autos sollten ganz raus aus der Innenstadt und Wohngebiete sowie alle Bereiche, „in denen Kinder rum springen“, als Tempo-20-Zonen ausgewiesen werden“, fordert der 54-Jährige und plädiert für Kraftfahrzeuge mit eingebautem Kontrollsystem, das Temposünder automatisch meldet. Die Ausweitung der Tempo-40-Zonen sei aber zumindest ein Anfang, räumt er ein, fürchtet aber gleichzeitig, dass sich ohne permanente Kontrollen der Großteil der Autofahrer nicht daran halten wird.

Für „völlig in Ordnung“ hält Emilio Pucerelli das Tempolimit. Wenn man sich daran gewöhnt habe, sei das Autofahren doch um einiges entspannter, findet der 63-jährige Stuttgarter Rentner.

Psychologin Jeanette Randerath hat in der Vergangenheit zwei Bußgeldbescheide erhalten, weil sie in der bereits vor längerem ausgewiesenen Tempo 30-Zone im Bereich Gerokstraße mit knapp unter 40 geblitzt worden ist. „Tempo 40 ist in Ordnung. Da fährt man aufmerksamer und kann schneller reagieren. Aber Tempo 30 ist zumindest in dem Bereich, in dem ich geblitzt worden bin, übertrieben. Das ist die absolute Schleicherei“, meint die 53-Jährige.

Tania Seiler wohnt in der Albert-Schäffle Straße. Auch ihre Straße gehört jetzt zur Tempo-40-Achse. Die 39-jährige Hausfrau und Mutter zweier Kinder befürchtet, dass das neue Tempolimit wenig bringt. „Die meisten Autofahrer fahren weiterhin Tempo 50 hat sie bisher beobachtet. Allerdings räumt auch sie ein, dass die Geschwindigkeitsbegrenzungen einen Versuch wert sind – sowohl was die Sicherheit der Kinder angeht als auch was die Luftreinhaltung betrifft.

Dass sich die Luftqualität durch die Begrenzung auf Tempo 40 verbessert, bezweifelt hingegen Esat Dahesch. Der 83-jährige Inhaber eines Teppichgeschäfts an der Planckstraße ist überzeugt: „Ob Tempo 40 oder 50 spielt keine Rolle.. die Belastung für die Umwelt ist die gleiche.“ Außerdem ist er überzeugt, dass über kurz oder lang genauso wie vor Einführung des Tempolimits aufs Gas gedrückt wird.