Die Truppe ist bunt gemischt. Der Regisseur Martin Obrecht hat Schauspiel studiert, ein paar Mitglieder haben Bühnenerfahrung, andere waren bisher nur Zuschauer. Foto: Alexandra Kratz

Der VfL hat eine Theatergruppe gegründet. Mitte Mai zeigen die Schauspieler „Gschäft für Zwoi“. Das Stück spielt in Kaltental, im Wirtshaus Oberweiler.

Kaltental - Italien geht gar nicht. Da waren sich Carola Schmidt und Birgit Heimerdinger von Anfang an einig. Die beiden gebürtigen Kaltentalerinnen sind zwei der insgesamt 15 Mitglieder der neuen Theatergruppe des VfL. Als Martin Obrecht ihnen die erste Fassung seines Stücks „Diener zweier Herren“ vorlegte, waren sie ganz und gar nicht einverstanden. Obrecht ist der stellvertretende Vorsitzende des VfL Kaltental und hatte die Idee, eine neue Theatergruppe ins Leben zu rufen. Er studierte von 1979 bis 1982 Schauspiel an der Züricher Hochschule der Künste und war anschließend an verschiedenen Bühnen tätig.

Gschäft für Zwoi im Wirtshaus Oberweiler

Die Vorlage für das Stück stammt von dem italienischen Dramatiker Carlo Goldoni. Martin Obrecht hat die Komödie von 1745 adaptiert und auf Wunsch der Mitglieder seiner Theatergruppe noch ein bisschen weiter verfremdet. Nun heißt das Stück „Gschäft für Zwoi“. Die Handlung spielt in Kaltental, im Wirtshaus Oberweiler. Das gab es einst tatsächlich, und zwar an der Belchenstraße, unweit dem Bürgersaal an der Feldbergstraße, wo sich die Theatergruppe regelmäßig für die Proben trifft. So auch an diesem Freitag.

Die Truppe ist bunt gemischt. Beatrice Groß ist die Leiterin der VfL-Geschäftsstelle und fand die Idee „klasse“, eine neue Theatergruppe zu gründen. Else Storhas hat zwei Semester Schauspiel an der Frauenakademie der Volkshochschule studiert und auch schon mal eine Episodenrolle am Schauspiel Stuttgart gehabt. Michael Kosterin studiert im dritten Semester an der Schauspielschule Crearte. Doch es sind auch viele dabei, die noch nie auf der Bühne standen und mal ausprobieren wollten, was die Bretter der Welt bedeuten.

In Obrechts Stück wird Schwäbisch geschwätzt. Zumindest teilweise. Else Storhas zum Beispiel spricht kein Schwäbisch. Sie spielt in der Komödie eine vermögende Dame. „Ich war dem Herzinfarkt nah, als es hieß, dass das Stück nun doch nicht in Italien spielt“, sagt sie und lacht. Sie hätte gerne die reiche Venezianerin gegeben. „Aber das hätte nicht funktioniert. Wir brauchten ein Stück, das hier vor Ort verankert ist“, wiederholt Heimerdinger ihre Meinung.

Das Ziel: Die Zuschauer mit auf eine Reise zu entführen

In der Tat geht es nicht nur ums Theater und den Spaß am Schauspiel. Obrecht möchte mit dem Projekt auf den VfL Kaltental aufmerksam machen. Der stellvertretende Vereinsvorsitzende spricht von einem Spirit, einen „inspirierenden Geist“, den er in den Verein und nach ganz Kaltental tragen wolle. Die Freude und die Begeisterung innerhalb des Vereins sollen spürbar werden. „Ich möchte einen Samen setzen für neue Möglichkeiten“, sagt Obrecht. Es gehe ihm nicht darum, ein perfektes Stück auf die Bühne zu bringen und grandiose Kritiken zu ernten. Vielmehr wolle er die Mitglieder der Theatergruppe und am Ende auch die Zuschauer mit auf eine Reise nehmen. „Ich weiß selbst noch nicht, was am Schluss dabei herauskommt“, gibt Obrecht zu.

Das Ziel ist allerdings definiert. Ein guter Regisseur mache sich irgendwann überflüssig, sagt Obrecht. Er hofft, dass die Theatergruppe vielleicht schon beim nächsten Stück ohne ihn als Leiter der Gruppe auskommt. Bis dahin ist allerdings noch viel zu tun. Der Probenplan ist ambitioniert. Die Dialoge sind lang, die Texte müssen alle auswendig gelernt werden. Kostüme und Kulissen müssen erst noch gefunden werden. Obrecht hat da freilich einige Kontakte. Dorothee Eberspächer ist Grafikerin und kümmert sich um die Gestaltung der Werbeplakate und Eintrittskarten. Schon in einigen Wochen muss alles fertig sein. Denn die Vorstellungen sind am 15., 16. und 17. Mai in der Thomaskirche. „Das ist definitiv“, sagt Obrecht.

Es sei nicht ganz leicht gewesen, den dortigen Theatersaal zu bekommen. In der Grundschule Kaltental wollte die Gruppe nicht spielen. Schließlich sei das Ambiente in der Kirche ein ganz anderes. Und nach so viel Arbeit wollen sich die Mitglieder selbst ein wenig belohnen.