VfB-Abwehrtalent hat sich zu den Profis hochgearbeitet, braucht nun aber mehr Spielanteile.

Stuttgart - Im Sommer bekamen sie Profiverträge: Sieben VfB-Talente sind auf dem Sprung - Zeit für eine Zwischenbilanz. Unsere Serie zeigt, wie weit sie auf dem Weg vom VfB II in die Bundesliga sind und welche Perspektiven sie haben. Innenverteidiger Patrick Bauer (19/Vertrag bis 2015) steckt derzeit in der Zwickmühle.

Es ist ja nicht so, dass Patrick Bauer nicht wüsste, wie man sich durchsetzt, auch wenn die Gegner ein wenig übermächtig erscheinen. Als er noch klein war und in der Jugend der TSG Backnang kickte, durfte er oft seinen zwei Jahre älteren Bruder begleiten - und weil der auch beim älteren Jahrgang trainierte, hatte es der kleine Patrick mit Jungs zu tun, die locker mal drei Jahre älter waren als er selbst. Dass der eigene Vater der Trainer war, nützte da wenig - "ich bin es gewohnt, dass ich mich behaupten muss", sagt der heute 19 Jahre alte Profi. Auch, weil ihm das Vergnügen, unter dem eigenen Vater zu trainieren, nicht lange vergönnt war.

Patrick Bauer war gerade neun Jahre alt, als sein Vater bei einem Fußballspiel vor seinen Augen plötzlich zusammenbrach und verstarb. "Ich habe lange gebraucht, um darüber hinwegzukommen", erinnert er sich an seine Kindheit - und weiß nur zu genau, wer dabei seine größte Stütze war: "Ohne meine Mutter wäre ich nicht da, wo ich jetzt bin." Jetzt ist Patrick Bauer auf dem besten Weg zum Bundesligaprofi.

Eben weil er sich durchgebissen hat. Als Knirps in Backnang, wo er im Sturm brillierte, und ab der C-Jugend dann beim VfB, wo ganz neue Herausforderungen auf ihn warteten. Erst durfte er im rechten Mittelfeld ran, dann als Rechtsverteidiger, und nachdem Patrick Bauer innerhalb eines Jahres gut zehn Zentimeter gewachsen war, erklärten ihm die Trainer, er hätte jetzt die Statur für die Innenverteidigung. "Das war eine Riesenumstellung", erinnert er sich, "und nicht gerade einfach."

Aber einfach kann ja auch jeder - Patrick Bauer dagegen meistert auch schwierige Situationen. Die Umstellung ist ihm seinerzeit geglückt - als die B-Junioren des VfB 2009 deutscher Meister wurden, war der Backnanger schon Stabilisator der Abwehr. Und auch nun geht er ganz gelassen mit einer äußerst kniffligen Situation um.

Eigentlich sollte sich Bauer, der an der Cotta-Schule noch bis zum Frühjahr das Berufskolleg absolviert, in der U-23-Mannschaft der Roten in der dritten Liga etablieren. Doch wenn er nun seine Bilanz dieser Saison aufsagt, dann ist er schnell fertig: "Einmal dritte Liga, zweimal DFB-Pokal, zweimal U-20-Nationalmannschaft." Mehr war da nicht, weshalb er gesteht: "Es ist keine einfache Zeit für mich."

Nachdem sich in der Vorbereitung mit Georg Niedermeier und Ermin Bicakcic nach Matthieu Delpierre zwei weitere Innenverteidiger der Profis verletzt hatten, wurde Patrick Bauer plötzlich unersetzbar für Trainer Bruno Labbadia - allerdings nur als Ersatzmann für Maza und Serdar Tasci. Also trainierte er fleißig mit den Profis, saß am Wochenende aber nur auf der Bank. Dabei "ist für so junge Spieler, wie ich einer bin, die Spielpraxis doch so wichtig".

Klagen will er dennoch nicht, schließlich hat er gemerkt, wie sehr ihn die Arbeit mit der Bundesligatruppe fordert und nach vorne bringt. "Da geht alles viel schneller, das tut mir gut", erklärt Bauer und bestätigt damit Jürgen Kramny, den Trainer des Drittligateams, der sagt: "Patrick muss noch handlungsschneller werden." Auch an seiner Präsenz muss er noch arbeiten, ansonsten schwärmen alle beim VfB von Bauers Kopfballspiel und seinem Zweikampfverhalten. Auch seine Spieleröffnung kann sich sehen lassen. "Da spielt er einen guten vertikalen Ball", sagt Marc Kienle, der Sportliche Leiter Jugend/U 23. Zwar meist nur im Training - doch das soll sich ändern.

Niedermeier ist wieder fit, und wenn Maza seine Sperre abgesessen hat, könnte es für Bauer heißen, dass er endlich in der dritten Liga regelmäßiger ran darf. Zwar sagt er: "Ich weiß noch nicht, wie es weitergeht." Kramny hat aber schon erklärt, dass "ich ihm Spielpraxis geben werde".

Patrick Bauer, der BarÛa-Star Gerard Piqué sein fußballerisches Vorbild nennt, wäre froh darüber. "Liebend gern" würde er aber auch weiter mit den Profis trainieren. Sich mit älteren zu messen, war schließlich noch nie ein Problem für ihn.