Die Spieler klatschen angeführt von Carlos Mané bei den VfB-Fans ab. Foto: dpa-Zentralbild

Die Stuttgarter sind den meisten Gegnern in Liga zwei wie beim 4:0 in Aue überlegen, längst ist aber nicht alles bundesligareif. Trainer Hannes Wolf will sich aber zumindest öffentlich nur mit dem Hier und Jetzt und nicht mit der ersten Liga auseinandersetzen.

Stuttgart - Natürlich darf auch der Cheftrainer den Moment genießen. Schließlich läuft es derzeit punktemäßig wie geschmiert für den VfB-Coach Hannes Wolf, dem nach Trainingsende auf dem Clubgelände die Sonne passenderweise direkt ins Gesicht scheint. 20 von 27 Zählern hat der 35-Jährige geholt. Zwar spielte der VfB dabei wie in Aue nicht immer schönen, aber eben erfolgreichen Fußball. Deshalb ist die Zuversicht nach anfänglichen Zweifeln inzwischen groß, dass es mit dem Wiederaufstieg des VfB etwas wird.

„Ich fokussiere mich voll auf meine Mannschaft. Alles andere ist nicht mein Thema“, sagt Wolf allerdings, weil er es weiter kategorisch ablehnt, den Blick einmal in die fernere Zukunft zu richten. Wie erstligatauglich ist seine Elf? Diese Frage debattiert Wolf nur intern. „Man ist immer bemüht, den Kader zu optimieren“, erklärt der Trainer lediglich, weil er weiß, dass es einen Unterschied zwischen gehobenem Zweitliga-Fußball und Erstliganiveau gibt.

Pavard steht in der Abwehr für Stärken und Schwächen des VfB

Wer wissen will, wie es um die Standhaftigkeit der Stuttgarter Defensive bestellt ist, der schaue nach bei Benjamin Pavard. Denn der Franzose steht exemplarisch für vieles, was den VfB auf einen Aufstiegsplatz gebracht hat, aber auch für das, was noch fehlt. So ist der 20 Jahre junge Defensivmann ein tadellos ausgebildeter Allrounder, den sich Hannes Wolf künftig auch als Sechser vorstellen kann.

Aktuell spielt der kopfballstarke und im Aufbauspiel sehr bemühte Benjamin Pavard als rechter Verteidiger. Wohl auch, weil der Trainer Wolf noch immer erschaudert, wenn er an die desorientierte Vorstellung des Lockenkopfes als Innenverteidiger beim 0:5 in Dresden zurückdenkt. „Vieles kann sich in Ruhe entwickeln, aber das müssen wir sofort abstellen“, sagt Wolf zu dem Umstand, dass sich Pavard, der in Aue vor dem 1:0 den Eckball auf den Torschützen Timo Baumgartl verlängert hatte, hinten rechts mehrfach überlaufen ließ.

Während Baumgartl und Pavard aber mit Blick auf Liga eins über genug Zukunftspotenzial verfügen und sich auch Kevin Großkreutz steigern kann, ist Emiliano Insua auf links derzeit die einzige Option. In der Innenverteidigung dürfte die Luft im Falle des Aufstiegs für Marcin Kaminski und Toni Sunjic sehr dünn werden, während Philip Heise, Stephen Sama und Jean Zimmer schon jetzt meist außen vor sind.

Das Mittelfeld mit Licht und Schatten

„Beim ihm weiß ich immer, was ich kriege“, sagt Hannes Wolf über Matthias Zimmermann, dem im 4-1-4-1-System die wichtige Rolle des Staubsaugers vor der Abwehr sowie des Aufbauspielers zukommt. Tatsächlich wirft Zimmermann stets Einsatz, Kampfkraft und Siegeswillen in die Waagschale. In Aue allerdings wurde nicht zum ersten Mal ersichtlich, dass die Fehlpassquote des Aufsteigers der Saison, der sich als Ersatz des lange verletzten Hajime Hosogai festgespielt hat, oft zu hoch ist.

„Wir müssen ein höheres Tempo und eine bessere Passsicherheit rein bekommen“, sagt der Kapitän Christian Gentner, an dem die Unterschiede zwischen Liga eins und zwei besonders deutlich werden. Im Abstiegsjahr viel mit sich selbst beschäftigt, glänzt der „Gente“ wieder als unumstrittener Leader – und ist beim VfB meist einer der Besten.

Dies spricht nicht für Alexandru Maxim, dessen Durchbruch weiter aussteht. Während Berkay Özcan trotz seiner Jugend und Technik Probleme mit dem Erstligatempo bekommen dürfte, eignen sich der Dauerreservist Anto Grgic, 20, und der langzeitverletzte Tobias Werner aus unterschiedlichen Gründen nicht als Hoffnungsträger.

Die Offensive taugt als Aushängeschild des VfB

Carlos Mané, Takuma Asano und Simon Terodde, dazu ein fitter Daniel Ginczek – die Abteilung Sturm und Drang könnte das Aushängeschild des VfB werden. Das gilt, weil schon jetzt zuweilen die Frische und Schnelligkeit des „Jaguars“ Asano, die Dribbelkunst und Cleverness von Mané verbunden mit der Abgezocktheit und dem Torinstinkt des Strafraumspielers Terodde eine erstklassige Symbiose ergeben.

Dazu wartet man beim VfB sehnsüchtig auf die Rückkehr Ginczeks, dem Spieler mit dem wohl größten Potenzial im gesamten VfB-Kader. Allerdings ist weiter fraglich, wann der „Ginni“ in Tritt kommt. Obendrein sind Asano vom FC Arsenal und Mané von Sporting Lissabon lediglich für zwei Jahre ausgeliehen. Erfüllen die beiden auch im Aufstiegsfall die Erwartungen, dürften sie nicht zu halten sein.