Kaum Torgefahr: VfB-Stürmer Daniel Ginczek Foto: Baumann

Ordentlich gespielt, viel versucht, nie aufgegeben – aber: wieder nicht gewonnen. Dem VfB Stuttgart läuft im Kampf gegen den Abstieg so langsam die Zeit davon. Und der Club muss die Frage beantworten: Was bedeutet dieses 0:0 gegen Hertha BSC für die Zukunft von Trainer Huub Stevens?

Stuttgart - Kurz vor Ende der 90 Minuten brandete dann doch noch einmal Jubel auf unter den 45 000 Zuschauern in der Mercedes-Benz-Arena. Der VfB Stuttgart hatte in der Partie gegen Hertha BSC viel versucht, hatte sich in der Offensive abgerackert, hinten einigermaßen sicher gestanden – nur: Er hatte, wie schon so oft in dieser Saison, kein Tor erzielt.

Doch nun keimte noch einmal Hoffnung. Weil Schiedsrichter Felix Brych anzeigen ließ, dass ganze sieben Minuten nachgespielt werden sollen. Was bedeutete: Noch ein bisschen Zeit, doch noch den so dringend benötigten Sieg einzufahren. Doch was dann in diesen sieben Minuten passierte, war so prickelnd wie eine abgestandene Limonade. Es blieb beim 0:0 – und der Erkenntnis, dass der VfB wieder keinen Schritt nach vorne gemacht hatte.

„Es ist wirklich, wirklich schade, dass wir nach so einem Heimspiel wieder nur mit einem 0:0 dastehen“, klagte VfB-Sportvorstand Robin Dutt, „ich bin enttäuscht.“ Weil die Partie durchaus verheißungsvoll begonnen hatte für die Jungs in den weißen Hemden, die von Trainer Huub Stevens durchaus offensiv ausgerichtet worden waren.

Fünf echte Offensivspieler, dahinter in Christian Gentner noch ein zentraler Mittelfeldspieler mit Drang nach vorne – und tatsächlich legte das Team den Vorwärtsgang ein. Engagiert, beherzt, selten im Pausenmodus, und im Ansatz auch gefährlich – aber eben nur im Ansatz. Timo Werner hatte nach einer Viertelstunde eine ordentliche Möglichkeit, danach klärte der Berliner Marvin Plattenhardt eine scharfe Flanke vom Stuttgarter Außenstürmer, und in der zweiten Halbzeit sorgte noch ein Kopfball von Daniel Schwaab für Gefahr. „Schade, dass wir nicht belohnt worden sind, wir sind sehr enttäuscht“, sagte VfB-Coach Huub Stevens. Insgesamt aber war direkt vor dem Berliner Tor viel zu wenig Betrieb – was die Gäste beinahe noch bestraft hätten.

In der 81. Minute fuhr die Hertha ihren einzigen echten Konter, Salomon Kalou passte auf Nico Schulz – doch der eingewechselte Mittelfeldspieler, der in der Nachspielzeit noch Gelb-Rot sah, setzte die Kugel knapp am VfB-Tor vorbei. Jede Menge Aufregung hatte es aber schon zuvor gegeben.

Nachdem Georg Niedermeier Hertha-Keeper Thomas Kraft angerempelt hatte, stand dieser auf und stieß VfB-Kapitän Christian Gentner – ähnlich, wie es vor einer Woche Martin Harnik in Hannover getan hatte. Nur: Harnik hatte die Rote Karte gesehen, Kraft kam mit Gelb davon, was Gentner erzürnte: „Das ist bitter, weil es spielentscheidende Situationen sind.“ Die seiner Meinung nach vermehrt gegen den VfB entschieden werden. Eine andere Entscheidung muss nun der Club selbst treffen.

Klar nämlich ist: Dieses neuerliche Unentschieden bringt den VfB im Kampf gegen den Abstieg nicht voran. Und Robin Dutt weiß: „Die Spiele werden weniger.“ Zehn sind es nun noch bis Saisonende, weshalb der Sportvorstand entscheiden muss, ob er für diesen Schlussspurt in der Bundesliga noch einmal einen Impuls in Form eines neuen Trainers setzen will. Fragen nach der Zukunft von Huub Stevens wich Dutt direkt nach dem Spiel aus, in dem er erklärte: „Bei uns gibt es keine Trainerdiskussion.“ Wie immer wolle er an diesem Samstag gemeinsam mit dem Niederländer die Partie analysieren und das weitere Vorgehen besprechen. Eine Einschätzung der Lage dürfte aber nicht gerade einfach fallen.

Einerseits waren im Spiel gegen die Berliner weitere positive Ansätze zu erkennen, Stevens ist zuletzt auch mutiger geworden und richtet die Mannschaft offensiver aus. Andererseits wird die Lage im Tabellenkeller mit jedem nicht gewonnenen Spiel aussichtsloser, ganze acht Partien wartet der VfB nun bereits auf ein Erfolgserlebnis. „Der Weg ist noch einmal schwieriger geworden“, sagte Stevens. Alexander Zorniger soll nach wie vor bereit stehen, für den Niederländer zu übernehmen, ob er noch vor dem Auswärtsspiel am kommenden Freitag (20.30 Uhr) in Leverkusen zum Zug kommt, muss nun Robin Dutt entscheiden.