Bekommt Unterstützung von seinen Trainern: Antonio Rüdiger Foto: Baumann

Beim VfB ist Antonio Rüdiger Stammkraft, bei Jogi Löw steht er hoch im Kurs – doch mancher fragt sich: Warum eigentlich? Erst recht nach Rüdigers Patzer in Berlin. Beim VfB lassen sie solche Zweifel nicht gelten – und setzen auf die Entwicklung des 21-Jährigen.

Stuttgart - Es gibt viele Szenen, die nachvollziehbar machen, weshalb Antonio Rüdiger einen exzellenten Ruf genießt. Es sind Szenen, in denen der 21-Jährige als kompromissloser Innenverteidiger auftritt, in denen er in der Abwehr Zweikämpfe gewinnt und in denen er im gegnerischen Strafraum für Gefahr sorgt. Dank solcher Momente hat es Rüdiger zum Stammspieler beim VfB gebracht. Und eben deshalb steht auch Bundestrainer Joachim Löw auf den gebürtigen Berliner, den er an diesem Dienstag zum dritten Mal im Kreise der Nationalmannschaft empfängt. Doch es gibt auch den anderen Antonio Rüdiger.

Das ist der junge Mann, der sich zuletzt in Berlin bei einem Ausflug in die gegnerische Hälfte den Ball viel zu weit vorgelegt hat. Die Kugel war weg, aus dem folgenden Konter entstand ein Hertha-Treffer. Und weil er in dieser Saison auch schon gegen den 1. FC Köln entscheidend gepatzt hat und seine früheren Ausraster noch in guter Erinnerung sind, gibt es im Umfeld des VfB auch Stimmen, die sagen: „Der Junge hat Talent, schön und gut – aber macht er nicht einfach viel zu viele Fehler?“ Und: „Wäre das Trainerteam nicht besser beraten, in einer sportlich schwierigen Phase lieber einem Routinier wie Georg Niedermeier zu vertrauen?“

Auch Armin Reutershahn hat sich seine Gedanken über den Abwehrspieler gemacht. Erst vor seinem Wechsel zum VfB im März dieses Jahres, erst recht seitdem. Und er kommt wie viele andere zu dem Schluss: „Natürlich müssen wir daran arbeiten, die Fehler zu minimieren.“ Von einer Degradierung Rüdigers zum Bankdrücker hält der Co-Trainer der Roten aber nichts – zumindest nicht zum jetzigen Zeitpunkt. Zum einen habe sich die Anzahl der Patzer seit Reutershahns Start beim VfB in engen Grenzen gehalten. Zum anderen lobt er nicht nur Rüdigers Potenzial, sondern auch die Art und Weise, wie er daran arbeitetet, es auszuschöpfen: „Er ist sehr konzentriert und ehrgeizig.“ Dass er als junger Spieler Leistungsschwankungen unterliegt, sei ganz normal. „Mit zunehmendem Alter kommt auch die Konstanz, deshalb ist es für Talente so wichtig, viel zu spielen“, ergänzt Reutershahn, „wenn Antonio diesen Weg weiter geht, kann er ein richtig guter werden.“ Zum Beispiel so einer wie Jérôme Boateng.

Der Name des Weltmeisters fällt oft, wenn es um die Perspektiven von Antonio Rüdiger geht. „Er ist ein kleiner Boateng“, sagte sogar Bundestrainer Löw. Und VfB-Coach Armin Veh erinnerte daran, dass auch der Star des FC Bayern zu Beginn seiner Laufbahn „nicht fehlerfrei“ gespielt habe. Weil Antonio Rüdiger um diese Parallele weiß, nennt er Boateng sein Vorbild.

Beim VfB sind sie froh, dass Antonio Rüdiger schon in jungen Jahren die Chance hat, sich im Kreise der Nationalmannschaft zu präsentieren. „Er kann dort beobachten, wie Weltklassespieler bestimmte Dinge umsetzen“, sagt Co-Trainer Armin Reutershahn. „dadurch kommen auch positive Aspekte in unser Team.“ Wo Antonio Rüdiger – im Gegensatz zur DFB-Elf – bereits voll in der Verantwortung steht. Und wo individuelle Fehler derzeit fatale Folgen haben.

Damit hat Antonio Rüdiger noch zu kämpfen, daran, da ist sich zumindest Armin Reutershahn sicher, kann er aber auch weiter wachsen.