Nicht mehr VfB-Sportvorstand: Robin Dutt Foto: Baumann

Es hat lange Zeit gut ausgesehen für Robin Dutt. Am Dienstag aber senkten die drei Aufsichtsräte des VfB Stuttgart dann doch die Daumen. Auch der Sportvorstand ist seinen Job los – wie zuvor Präsident Bernd Wahler und Trainer Jürgen Kramny.

Stuttgart - Es hat dann doch nicht gereicht bis über die Ziellinie. Das Ziel – das war für Robin Dutt die Weiterbeschäftigung als Sportvorstand des VfB Stuttgart. Erreichen wollte er es mittels einer PR-Taktik, bei der er sich ins rechte Licht zu rücken versuchte – nach dem Motto: Am Abstieg des VfB haben viele Schuld, am wenigsten aber ich. Das mochte ihm der Aufsichtsrat dann doch nicht abnehmen, obwohl es bis zum Montag noch ganz gut ausgesehen hatte für Dutt (51). Da deutete die Stimmungslage eher darauf hin, dass er nach dem Abstieg in die zweite Liga mit einem blauen Auge davonkommen könnte. Was sich dann am Dienstagnachmittag änderte, als der Aufsichtsrat sein Urteil fällte. „Wir sind nach einem intensiven Austausch übereingekommen, dass eine Trennung von Robin Dutt die richtige Entscheidung ist, um den notwendigen Neustart für den VfB zu ermöglichen“, erklärte der Vorsitzende Martin Schäfer. Es wäre falsch, die negative Entwicklung des Vereins ausschließlich an der Person Dutt festzumachen, betonte er. „Letztendlich sind wir aber davon überzeugt, dass personelle Konsequenzen im sportlichen Bereich notwendig sind, um unbelastet und zielgerichtet die notwendigen Entscheidungen für eine Neuausrichtung treffen zu können.“ Robin Dutt fügte sich notgedrungen: „Das Wohl des Vereins steht immer an oberster Stelle. Da es zuletzt unterschiedliche Auffassungen über die Neuausrichtung des Vereins gab, ist es konsequent, sich zu trennen.“

Weil Schäfer wie seine Aufsichtsratskollegen Hartmut Jenner und Wilfried Porth beruflich stark eingebunden und teilweise im Ausland unterwegs sind, sprechen sich alle drei immer wieder telefonisch miteinander ab. Dabei kommen sie immer mehr zu dem Ergebnis, dass Dutts Mitwirken am Niedergang des Vereins doch größer ist, als sie sich zunächst eingestehen wollten. Zudem ist das Medienecho auf den Abstieg am Dienstag verheerend. Zudem, so ist zu hören, wirken vereinsintern interessierte Kräfte daran, Dutt für die Talfahrt in Haftung zu nehmen. Am Ende befürchten die Aufsichtsräte wohl, selbst stark unter Druck zu geraten.

VfB denkt über Aufteilung von Dutts bisherigem Aufgabenbereich nach

Nun müssen sie sich an die nächste Frage machen: Wer soll Robin Dutt ablösen? Die Namen von Jochen Sauer, von Stefan Schwartz, der beim FC Augsburg als rechte Hand von Manager Stefan Reuter fungiert, und von Hoffenheims Ex-Manager Jan Schindelmeiser kursieren. Doch offenbar gehen die Überlegungen darüber hinaus, Dutt eins-zu-eins zu ersetzen. „Über personelle und strukturelle Neuordnungen des Vorstands und insbesondere des sportlichen Bereichs wird in den kommenden Wochen entschieden“, lässt der VfB in einer Pressemitteilung wissen. Demnach gibt es Gedankenspiele, die bisherigen Aufgaben des Leonbergers aufzuteilen. So könnte ein Sportvorstand wie Guido Buchwald und Karl Allgöwer als Sprachrohr nach außen auftreten, während ein Sportdirektor das Tagesgeschäft erledigt. Dutts Aufgaben übernimmt bis auf Weiteres dessen bisheriger Mitstreiter Joachim Cast. Mit der Aufteilung würde der VfB einen weiteren Personalzuwachs in Kauf nehmen. Ohnehin ist nach Dutts Entlassung offen, was mit den drei Kaderplanern passiert, die er kurz vor dem Abstieg noch verpflichtet hatte.

Teuer werden die Personalrochaden ohnehin. Dutt, der einen Vierjahresvertrag besitzt, dürfte rund eine Million Euro Abfindung kassieren, wobei der VfB die Möglichkeit prüft, sein Gehalt monatlich weiter zu bezahlen, um die Zahlungen zu strecken – entweder so lange, bis er einen neuen Job gefunden hat oder bis die Abfindungssumme erreicht ist. Auch Ex-Präsident Bernd Wahler, der jährlich rund 500 000 Euro bezogen haben soll, und womöglich auch Ex-Trainer Jürgen Kramny müssen abgefunden werden.

Auch Wahlers Nachfolge ist offen. Südwestbankchef Wolfgang Kuhn soll Interesse bekundet haben, auch Thomas Haas von der Schwäbischen Bank und Ex-VfB-Kapitän Hermann Ohlicher werden gehandelt. Der neue Mann soll ehrenamtlich arbeiten. Als Mitglied im Aufsichtsrat ist EU-Kommissar Günther Oettinger im Gespräch. Er hat das unschätzbare Plus eines umfangreichen Netzwerks in Wirtschaftskreise – kein Nachteil für den chronisch klammen VfB.