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Nach Krawallen in Kopenhagen setzt der VfB Stuttgart auf ein Gutscheinsystem, personalisierte Karten und verstärkte Videoüberwachung.

Stuttgart - Wenn der Fan-Ausschuss im Clubheim mit VfB-Vertretern tagt, sollten alle lieber eine Stunde zu viel als zu wenig einplanen. Es gibt immer viel zu bereden, die Interessenlagen weichen mitunter stark voneinander ab, und bis zu bestimmten Themen ein Konsens gefunden ist, kann es dauern. So war das auch am Montagabend. Mit einem Unterschied: Über den Tagesordnungspunkt 1 gab es keine zwei Meinungen.

Nach den Krawallen beim Europa-League-Spiel gegen den FC Kopenhagen am vergangenen Donnerstag genießt für Verein und Fans die Sicherheit im Stadion allerhöchste Priorität. Die Sicherheit – und Maßnahmen, wie sie einzuhalten ist. Und wie alle miteinander den Chaoten, die den Fußball als Bühne für ihre primitiven Ziele missbrauchen, Einhalt gebieten können. „Alle, auch unsere Ultras, waren sich einig: Was in Kopenhagen vorgefallen ist, ist absolut nicht akzeptabel“, sagt Präsident Gerd Mäuser.

Fan-Gruppen distanzierten sich umgehend von den Krawallmachern

Zehn bis 15 vermummte Chaoten, die zum Teil vom VfB mit Stadionverboten belegt und noch nicht identifiziert sind, hatten im Gästeblock Knallkörper gezündet, Feuerwerksmaterial und Pyrotechnik abgebrannt und, noch schlimmer, auf den Platz geworfen. Die Partie musste minutenlang unterbrochen werden und stand sogar kurz vor dem Abpfiff. Die organisierten Fan-Gruppen distanzierten sich umgehend von den Krawallmachern. Doch das genügt nicht. Der nächste Schritt muss sein, sie kompromisslos abzugrätschen und ins Abseits zu stellen. „Solchen Chaoten müssen wir das Handwerk legen“, sagt Mäuser.

Bis zur nächsten Fan-Ausschuss-Sitzung am 17. Dezember sind die Vertreter angewiesen, über wirksame und praktikable Maßnahmen nachzudenken. Dann kommen die Vorschläge auf den Tisch. Sollte es zu keiner Lösung kommen, greifen Maßnahmen, die der VfB den Fans jetzt bereits vorgestellt hat.

Mitreisende Fans können über den VfB nur Gutscheine erwerben

Generell sind Karten für den auswärtigen Fan-Block nur beim Gastverein erhältlich. „Fans“, die mit einem Stadionverbot belegt sind, sind beim VfB registriert und können über den Verein keine Karten für Spiele der Europa League oder Champions League kaufen. Allerdings kann jeder andere mehrere Tickets kaufen und diese dann verteilen – wenn er Schlechtes im Sinne hat, auch an Hooligans. Dieser Praxis will der VfB einen Riegel vorschieben. Künftig soll bei internationalen Auswärtsspielen ein Voucher-System greifen. Mitreisende Fans können dann über den VfB nur Gutscheine erwerben, die vor Ort gegen Vorlage des Personalausweises in offizielle Eintrittskarten umgetauscht werden. Diese sind auf den jeweiligen Namen ausgestellt. „So können Stadionverbote nicht mehr umgangen werden“, sagt Mäuser.

Außerdem will sich der VfB Videokameras kaufen, um das Geschehen auf den Rängen überwachen und dokumentieren zu können. „Wenn von Fan-Seite keine konstruktiven Vorschläge kommen, machen wir das so“, sagt Gerd Mäuser, „es geht nicht an, dass zehn oder 15 Chaoten 2000 VfB-Fans diskreditieren.“ So ist es in Kopenhagen geschehen – mit unabsehbaren Folgen für den Verein und seine Fans. Für ein ähnliches Vergehen wurde Rapid Wien mit einer Geldstrafe von 75 000 Euro und einem Geisterspiel belegt. Eine Geldstrafe kommt auch auf den VfB zu. „Hoffentlich kein Geisterspiel. Das wäre eine Katastrophe“, sagt Mäuser.