Schon im Winter wollte der VfB Stuttgart Tomer Hemed verpflichten, doch damals scheiterten die Bemühungen an seinem Verein RCD Mallorca. Foto: dpa

VfB-Manager Fredi Bobic erhöht den Konkurrenzkampf im Angriff: Tomer Hemed soll kommen, Interesse besteht an Lasogga und Riascos.

Stuttgart - Für solche Strafraumszenen lebt ein Stürmer, dafür lohnt sich die Schufterei im Training, dafür ist ihm der Applaus sicher. Es war ja auch sehenswert – die Ballannahme auf halblinker Position, der kurze Blick, der Abschluss, vom Innenpfosten über die Linie. Tooor! Und ein paar Minuten später, der zweite Schuss, diesmal halblinks, genau zwischen Torwart und Pfosten – Tooor!

Gut gemacht, Bruno Labbadia!

Es kommt selten vor, dass der Trainer bei den Einheiten der Profis aktiv mitmischt, doch am Sonntagmorgen war es wieder mal so weit. Dabei zeigte sich: Was ein guter Stürmer gelernt hat, vergisst er nie mehr. Das gilt auch für Vedad Ibisevic. So manch einer hatte ja schon befürchtet, der Bosnier habe verdrängt, wie das geht mit dem Toreschießen. Nach seinen zehn Bundesligatoren in der Hinrunde hatte er in der zweiten Saisonhälfte erst dreimal getroffen, in den letzten fünf Europa-League-Spielen gar nicht. Doch dann kam das Spiel auf Schalke, und auch Ibisevic kam – in Fahrt. Wie schon im Hinspiel gegen Königsblau. Da hatte er drei Tore zum 3:1-Sieg erzielt, diesmal waren es beide Treffer zum 2:1. „Es gibt Gegner, die liegen einem einfach. Schalke und Vedad sind so ein Beispiel“, sagte Sportdirektor Fredi Bobic, der früher Stürmer war.

Ibisevic machte wieder mal den Unterschied. Nach dem Schlusspfiff stand er in den Katakomben, hatte das Trikot seines Schalker Sturmkollegen Klaas-Jan Huntelaar in der Hand, der leer ausgegangen war, und sagte: „Wir wussten, dass wir gegen Schalke unsere Chancen bekommen würden.“ Das ist das eine, sie zu verwerten ist das andere. Zuletzt, beim 0:2 gegen Greuther Fürth, war der VfB genau daran gescheitert. Aber da war der gelbgesperrte Ibisevic ja auch im Fanblock gestanden. Jetzt stand er im Schalker Strafraum – und zweimal goldrichtig: Fünf der acht Torschüsse gegen Schalke gingen auf sein Konto, ebenso wie 15 der 35 Treffer, die der VfB in dieser Saison erzielt hat.

Das ist positiv und hat doch einen Haken: Der VfB ist viel zu sehr von Ibisevic und seinen Treffern abhängig – Cacau ist verletzt, Federico Macheda zu schwach. „Mit meiner Torausbeute in allen drei Wettbewerben kann ich zufrieden sein“, sagte der Knipser, „aber ich will damit nicht zufrieden sein. Ich will immer mehr erreichen.“ Da tut ihm neue Motivation nur gut. Ibisevic treibt sich zwar selbst an, doch ein wenig Konkurrenz könnte nicht schaden, findet Fredi Bobic – und verstärkt die Suche nach einem weiteren Stürmer, der ihm Beine machen soll.

Bobic will keine Schnellschüsse

Sercan Sararer (Greuther Fürth) ist schon verpflichtet – ein Talent wie der Neuseeländer Marco Rojas, der ebenfalls kommt. Doch Bobic sucht eine größere Lösung.

Immer wieder taucht dabei der Name Tomer Hemed (26) auf. Der Israeli ist kein Unbekannter: Schon im Winter wollte ihn der VfB verpflichten, doch damals scheiterten die Bemühungen an seinem Verein RCD Mallorca. Auch aktuell ist die Lage alles andere als einfach. Der Club von der Ferieninsel kämpft als Tabellenletzter der Primera División ums sportliche Überleben und hängt finanziell am Tropf von vier Geldgebern, die zugleich Besitzer sind. „Da ist gar nicht klar, wer eigentlich der Ansprechpartner ist“, sagt Fredi Bobic. Was nichts daran ändert, dass sein Interesse ungebrochen groß ist. Hemed hat in dieser Saison in 35 Ligaspielen zehn Tore und in fünf Länderspielen sechs Tore erzielt, allerdings fünf davon in zwei Begegnungen mit dem Fußballzwerg Luxemburg, was die Quote relativiert. Dennoch ist Bobic angetan: „Wir wissen, was er kann.“ Dieses Wissen ist dem VfB dem Vernehmen nach eine Ablöse von vier Millionen Euro wert. Mallorca verlangt aber sechs Millionen Euro, der Rest ist Verhandlungssache. Die Gespräche seien weit fortgeschritten, heißt es auf Mallorca. Bobic sagt: „Das gibt keinen Schnellschuss.“

Dennoch hat der Transfer von Hemed erst mal Priorität, doch Bobic wäre ein schlechter Manager, wenn er keine Alternativen parat hätte. Pierre-Michel Lasogga (21) ist eine davon, wobei die Kontakte zu dem Angreifer von Hertha BSC zurzeit ruhen. Der Stürmer ist beim Bundesligaaufsteiger nicht erste Wahl, was sich mit seinem ausgeprägten Ehrgeiz nicht verträgt. So ist sein jüngstes Bekenntnis zu Hertha so zu verstehen, dass sich Lasogga alle Optionen offenhält. Die größte Hürde ist wohl die Ablöse: Die Berliner fordern sechs Millionen Euro, was beim VfB niemanden begeistert. Mit im Rennen ist auch der Kolumbianer Duvier Riascos (26) vom mexikanischen Erstligisten Tijuana. An ihm war der VfB ebenfalls schon im Winter interessiert.