Trainer Armin Veh krempelt die Mannschaft ordentlich um. Das einstige gerüst des VfB-Teams spielt nur noch Nebenrollen. Klicken Sie sich durch unsere Bildergalerie. Foto: dpa

Sie stehen an der Spitze der Hierarchie im Team, sie haben langfristige Verträge unterschrieben – auf dem Platz aber haben andere für den jüngsten Umschwung beim VfB Stuttgart gesorgt. Trainer Armin Veh   baut die Roten nach seinen Vorstellungen um – nicht ganz ohne Risiko.

Sie stehen an der Spitze der Hierarchie im Team, sie haben langfristige Verträge unterschrieben – auf dem Platz aber haben andere für den jüngsten Umschwung beim VfB Stuttgart gesorgt. Trainer Armin Veh   baut die Roten nach seinen Vorstellungen um – nicht ganz ohne Risiko.

Stuttgart - Die Mannschaft eines Fußball-Bundesligisten kann ein fragiles Gebilde sein – es sei denn, ein solches Team verfügt über eine Struktur, eine Achse, ein Gerüst. Von daher ist der VfB Stuttgart ganz gut aufgestellt. Eigentlich.

Seit zu Jahresbeginn 2013 und im vergangenen Sommer einige vermeintliche Führungsspieler ihre Verträge verlängert haben, bietet sich ein verlässliches Gerippe, um das herum eine funktionierende Einheit gebildet werden könnte. Torhüter Sven Ulreich: Vertrag bis 2017. Innenverteidiger Georg Niedermeier: bis 2016 gebunden. Spielführer Christian Gentner: bis 2016 ein Roter. Offensivmann Martin Harnik: Kontrakt bis 2016. Stürmer Vedad Ibisevic: vorzeitig verlängert bis 2017. Fünf vermeintliche Stammkräfte – doch nur einer davon spielt beim jüngsten Aufschwung des VfB eine Hauptrolle. Denn: Armin Veh baut die Truppe nach seinen Vorstellungen um – zum Leidwesen der Leitwölfe.

Sein „Bauchgefühl“ hat den Cheftrainer vor der Partie gegen Hannover 96 (1:0) dazu veranlasst, Keeper Sven Ulreich nach vier Jahren als Nummer eins aus dem Tor zu nehmen und auf Thorsten Kirschbaum zu setzen. Bis auf weiteres sitzt der 26-jährige Schorndorfer nun auf der Bank.

Georg Niedermeier führt zwar nach wie vor die Mannschaftskasse, in der Innenverteidigung kommt er derzeit aber nur selten zum Zug. Antonio Rüdiger ist ebenso gesetzt wie Daniel Schwaab. Zuletzt wurde Niedermeier (28) jeweils in der Schlussphase eingewechselt.

Martin Harnik hatte schon immer Höhen und Tiefen, als Stammkraft galt er dennoch. In den ersten Ligaspielen konnte der Österreicher Veh aber nicht überzeugen. „Er hat nicht so gespielt, wie ich es mir vorgestellt habe“, sagt der Coach. Die Folge: In Dortmund und gegen Hannover 96 wurde der 27-Jährige gar nicht eingewechselt. Stattdessen durfte Neuzugang Filip Kostic als Joker ran.

Einzig Christian Gentner genießt noch das Vertrauen des Trainers

Vedad Ibisevic hat im Sommer seinen Vertrag für viele überraschend vorzeitig verlängert. Einen echten Schub hat dies dem Bosnier nicht gegeben. Nach einer Krankheit war er am Wochenende eigentlich wieder fit – Veh vertraute dennoch weiter auf den 18-jährigen Timo Werner in der Sturmspitze. Ibisevic (30) wurde erst Mitte der zweiten Halbzeit eingewechselt.

Bleibt Christian Gentner, der unter Veh als Einziger des Quintetts vollstes Vertrauen genießt. Der Spielführer erhielt taktisch sogar mehr Freiheiten, muss nicht mehr so viel Defensivarbeit erledigen und soll dadurch wieder torgefährlicher werden. Der Plan scheint aufzugehen: An zwei der letzten drei VfB-Treffer war Gentner (29) beteiligt.

Der jüngste Erfolg gibt Armin Veh also recht, seine Entscheidungen sind wohlüberlegt („Ich mache nichts aus der Emotion heraus“), dazu kommt, dass das Gerüst der VfB-Mannschaft in den vergangenen Jahren das eine oder andere Mal bedenklich gewackelt hat. Dennoch ist das Handeln des Trainers nicht ohne Risiko. Ein Team lebt schließlich auch von seiner Hierarchie – wie sehr, das wurde in der vergangenen Saison deutlich, als Ex-Coach Thomas Schneider die Hackordnung munter durcheinanderwirbelte. Erst unter Huub Stevens entstand wieder ein stabiles Gebilde. Und jetzt?

Sagt Sportdirektor Jochen Schneider zum Reservistendasein der Führungscrew: „Das ist sicherlich nur eine Momentaufnahme, und der Fußball ist schnelllebig.“ Soll heißen: Kommen Verletzungen, Sperren oder Formschwankungen, werden auch Harnik, Ulreich, Ibisevic oder Niedermeier wieder eine wichtige Rolle spielen. Allerdings: Das kann dauern, da der VfB nur noch in der Bundesliga am Ball ist. Dennoch akzeptieren die vier bis dato ihr Dasein im zweiten Glied. „Alles okay“, versichert Jochen Schneider, der den Spielern eine gewisse Enttäuschung zwar zugesteht, aber auch betont: „Diese muss im Training in Energie umgewandelt werden.“

Dann greift auch Armin Vehs Leitsatz: „Wenn man fleißig ist, bekommt man immer eine Chance.“ Ganz egal, ob Talent oder Leitwolf.