Spielt an diesem Samstag mit der Eintracht in Stuttgart: Armin Veh Foto: dpa

Armin Veh kehrt an diesem Samstag (15.30 Uhr/Sky) mit Eintracht Frankfurt an seine alte Wirkungsstätte zurück. Ein bisschen mulmig ist ihm schon, was aber vor allem an der sportlichen Situation liegt.

- Hallo Herr Veh, wie geht es Ihnen in Ihrer neuen, alten Heimat Frankfurt?
Danke, gut. Auch wenn der Saisonstart besser hätte sein können. In Wolfsburg wäre mindestens ein Unentschieden drin gewesen.
Wie waren die Reaktionen auf Ihre Rückkehr an den Riederwald?
Am Anfang wurde ich noch mit meinem Satz von damals mit den 30 Millionen aufgezogen . . .
. . . seinerzeit der Etat der Frankfurter, der Ihnen zu geringe Perspektiven versprach . . .
. . . ja, denn ich wollte keinen Stillstand. Aber ich stehe zu dem, was ich damals gesagt habe. Doch das ist vorbei. Wir, damit meine ich auch das Umfeld hier in Frankfurt, sind im Reinen miteinander.
Jetzt sehen wir Sie schon am dritten Spieltag wieder in Stuttgart. Freuen Sie sich?
Es ist immer schön, in dieses Stadion zu kommen. Zugleich verspüre ich auch eine gewisse Anspannung, weil beide Mannschaften punkten müssen. Das ist letztlich, was zählt.
Der VfB hat den Saisonstart mal wieder vergeigt. Das dürfte Ihnen sicher bekannt vorkommen.
Den haben wir aber auch bei meiner ersten Tätigkeit in Stuttgart vergeigt. Und dann sind wir Meister geworden. Man sollte sich also nicht vom Start blenden lassen. Zumal der VfB ja gut gespielt hat bisher.
Vor einem Jahr haben Sie relativ bald den Kampf gegen den Abstieg ausgerufen. Befürchten Sie für Ihren Ex-Verein nun dasselbe Schicksal wieder?
Ich muss mir ja jetzt zum Glück keine Sorgen mehr um den VfB machen (lacht). Aber das muss, glaube ich, niemand. Ich denke, dass die Mannschaft im Gegensatz zum Vorjahr besser aufgestellt ist – vor allem in der Offensive. Der VfB wird dieses Jahr wohl nichts mit dem Abstieg zu tun haben.
Sehr verändert hat sich das Gesicht der Mannschaft aber nicht gegenüber Ihrer Zeit.
Vor einem Jahr war aber ein Daniel Ginczek verletzt. Und Daniel Didavi nicht fit. Filip Kostic musste sich erst noch an die Bundesliga gewöhnen. Das sind Spieler, die in der Bundesliga den Unterschied ausmachen können, ob du unten drinstehst oder im gesicherten Mittelfeld.
Wie beurteilen Sie die Entwicklung bei Ihrem alten Verein insgesamt? Seit Ihrem Weggang im vergangenen November hat sich ja einiges getan.
Das ist eine Sache der aktuellen Vereinsführung, da muss ich mich jetzt nicht dazu äußern. Von außen betrachtet macht es aber einen harmonischen Eindruck.
Was halten Sie von der neuen Spielweise des VfB – die im Prinzip ein Gegenentwurf zu der Ihrigen ist?
Grundsätzlich finde ich es gut, wenn jeder seine eigene Philosophie mitbringt. Wir müssen ja nicht alle denselben Fußball spielen. Beim VfB ist die Handschrift des Trainers auf jeden Fall klar zu erkennen.
Ihre Spieler sind wahrscheinlich voll im Bilde, was die Schwächen Ihrer Gegenspieler angeht.
Ach, in der Bundesliga weiß doch jeder von jedem alles. Dass ich die aktuelle VfB-Mannschaft noch gut kenne, ist nicht zwingend ein Vorteil für uns. Wir werden am Samstag nicht überrascht sein, wie der Gegner spielt – und umgekehrt genauso.
Nach Stuttgart sind Sie nun schon zum zweiten Mal zu einem Ihrer Ex-Vereine zurückgekehrt. Was hat Sie zu diesem Schritt bewogen?
Nachdem Thomas Schaaf nach der Saison aufgehört hat, fiel die Entscheidung relativ kurzfristig. Es war nicht so, dass ich beim ersten Anruf gleich Ja gesagt habe. Entscheidend war, dass ich eine lange Pause von sechs Monaten genießen konnte. Ich war wieder frisch – anders als nach meinen ersten drei Jahren bei der Eintracht, die doch sehr anstrengend waren.
Wie haben Sie die Pause genutzt?
Ich habe mich erholt und in den Tag hineingelebt. Das ist ein Luxus, den man als Trainer sonst selten genießen kann.
Im Sommer 2014 sind Sie an den Neckar mit der Begründung zurückgekehrt, in Stuttgart gebe es die bessere sportliche Perspektive. Sehen Sie das noch immer so?
Das hatte damals im Wesentlichen mit dem Personaletat zu tun. In Frankfurt waren es seinerzeit 30 Millionen Euro, in Stuttgart 40 Millionen. Mittlerweile sind wir aber näher zusammengerückt, auf circa 37 zu 41 Millionen. Was das für die jeweiligen Perspektiven bedeutet, sollen andere beurteilen.
Mit solchen Etats sind in der Fußball-Bundesliga nicht die ganz großen Sprünge drin. Wie beurteilen Sie es, wenn Summen wie 80 Millionen Euro für Kevin de Bruyne in die Liga fließen – droht man da den Anschluss zur Spitze nicht vollends zu verlieren?
Es wird nicht einfacher für die Traditionsclubs, ob sie nun Eintracht Frankfurt oder VfB Stuttgart heißen, keine Frage. Das bedeutet, dass wir uns immer umstellen müssen und ständig aufs Neue hinterfragen, um den Abstand nicht zu groß werden zu lassen.
Im Rückblick: Haben Sie Ihre Rückkehr nach Stuttgart vor einem Jahr eigentlich jemals bereut?
Es war eine Erfahrung, wenn auch nicht die allerbeste. Aber auch daraus lernt man.
Dann haben Sie auch Ihren spontanen Rücktritt nach der Niederlage gegen Augsburg nicht bereut?
Nein. Zum damaligen Zeitpunkt, in einem relativ frühen Stadium der Saison, war es richtig. Mir war klar, dass ich diesen Schritt am 25. oder 26. Spieltag nicht mehr hätte machen können.