In München spielte Timo Werner (re./neben Jérôme Boateng) erstmals in dieser Saison von Anfang an Foto: Baumann

Timo Werner befindet sich nach eigener Aussage nicht in einem Loch, einen Hype um seine Person will er schon gar nicht ausgemacht haben. Stattdessen nennt er einen anderen Grund für seinen holprigen Saisonstart.

Stuttgart - Nein, es war bislang noch nicht die Saison des Timo Werner. Erst eine Verletzung in der Vorbereitung, dann die verhinderte Teilnahme an der U-19-Europameisterschaft, schließlich der misslungene Saisonstart mit dem VfB – den der 18-Jährige auch noch großteils von der Bank aus verfolgen musste! Ketzerisch könnte man sagen, Werners beste Saisonleistung war der Verkauf der meisten Fan-Trikots mit seinem Namen. Und als ob das alles nicht genug wäre, attestiert Trainer Armin Veh dem Eigengewächs auch noch eine mentale Krise. Lange hat Werner geschwiegen, jetzt meldet er sich vor dem Spiel am Samstag (15.30 Uhr/Sky) gegen die TSG Hoffenheim zurück und spricht über. . .

. . . den missratenen Saisonstart: „Auch, wenn es vielleicht niemand mehr hören mag. Aber wir hatten unangenehme Gegner. Klar ist dennoch, dass wir mehr Punkte hätten holen müssen“, sagt Werner zur Bilanz von nur einem Punkt aus den ersten drei Spielen.

. . . seine persönliche Situation: Auch die ist nicht zufriedenstellend, daraus macht der Dribbelkünstler keinen Hehl. Erst einmal stand er in der Startformation, und das, obwohl Werner sagt: „Ich fühle mich super, ich bin topfit.“ Von zu viel Druck und einer mentalen Krise will der Junge aus Stuttgart-Münster nichts wissen. Er schiebt den holprigen Start vielmehr auf eine Verletzung, die er sich beim Testspiel Mitte Juli in Pirmasens zugezogen hatte. „Danach konnte ich fast zwei Wochen nichts machen, erst zum Saisonstart konnte ich wieder richtig trainieren.“ Merkwürdig nur, dass die Verantwortlichen im Verein diese Verletzung nie thematisierten. Stattdessen urteilte Veh kürzlich, Werner befinde sich „in einem Loch“ und begründete dies mit „dem Hype“ um ihn. Davon hat Werner aber gar nichts mitbekommen. „Ich empfinde keinen Hype um meine Person, und wenn ich auf der Straße öfters als andere angesprochen werde, habe ich kein Problem damit.“

. . . den kränkelnden VfB-Sturm: Nur ein Tor in vier Spielen (das Pokal-Aus in Bochum mitgerechnet) – eine magere Bilanz, gewiss. Für Timo Werner trifft den Angriff daran aber nur eine Teilschuld. Auch er sieht, dass die Bälle vorne gar nicht erst ankommen. „Der Trainer probiert im Training gerade einige Dinge aus“, verrät Werner mit Blick auf das Spiel gegen Hoffenheim. Ob mit ihm anstelle – oder an der Seite – von Vedad Ibisevic, weiß er nach eigenem Bekunden selbst noch nicht. Werner kann sich jedenfalls jede Position im Offensivzentrum vorstellen: „Ob vorne drin, links außen, rechts außen oder hinter Vedad – ich bin da flexibel.“ Selbst mit seiner Rolle als Bankdrücker hat er offenbar kein Problem: „Ich bin 18 Jahre alt. Da kann man das verkraften.“

. . . Vedad Ibisevic: Anscheinend soll der Nachwuchsprofi wenig begeistert von der Vertragsverlängerung des Sturmpartners gewesen sein. Diesen Verdacht weist er nun weit von sich. „Das stimmt nicht, das geht mich auch gar nichts an“, sagt Werner, der beteuert, „überhaupt kein Problem mit Vedad“ zu haben. Dass der 30-Jährige bei den Fans der Sündenbock ist, habe dieser nicht verdient. Werner: „An ihm liegt es nicht.“

. . . den entgangenen EM-Titel: Wäre er nun gern bei der U-19-EM dabei gewesen oder nicht? Werner nutzt besagte Verletzung aus dem Pirmasens-Spiel, um der heiklen Frage auszuweichen: „Ich hätte ohnehin nicht spielen können.“ Insofern ist das Thema für ihn erledigt. Und der entgangene Titel? „Klar hätte jeder so einen Titel gerne. Aber auf dem Platz beeinflusst mich nicht, ob ich Europameister bin oder nicht.“ Zugleich räumt der 18-Jährige ein, dass so ein erfolgreiches Turnier junge Spieler unglaublich beflügeln kann. Er verweist auf Julian Brandt, Levin Öztunali oder Davie Selke. „Davie hat bei Werder vorher keine Rolle gespielt, jetzt gehört er zum Stamm.“

. . . seine Sichtweise als VfB-Fan: Timo Werner kommt aus Stuttgart, seit der F-Jugend kickt er bei den Roten. Klar, dass der Verein für ihn etwas Besonderes darstellt – und er das Leiden der Fans am eigenen Leib verspürt. „Viele Freunde von mir sind VfB-Fans, Teile der Familie stehen bei jedem Heimspiel in der Kurve. Die fragen mich natürlich ständig: Was ist da los bei Euch?“ Allein, manchmal ist auch Timo Werner ratlos.

. . . das richtungsweisende Spiel gegen Hoffenheim: „Ich bin fest davon überzeugt, dass uns am Samstag die Wende gelingt“, sagt er. Was ihn so sicher macht? „Jeder weiß, worum es geht.“