Unsere VfB-Taktiktafel analysiert das aktuelle Spiel des Clubs mit dem Brustring. Foto: STZN

Im zweiten Spiel unter Jos Luhukay zeigt der VfB taktische Fortschritte, entwickelt aber noch zu wenig Effektivität in seinem Spiel. Eine defensiv eher durchschnittliche Leistung reicht indes nicht, um ohne Gegentor zu bleiben.

Düsseldorf - Der VfB Stuttgart verliert mit 0:1 in Düsseldorf. Das hatte seine Gründe, die Blogger Jonas Bischofberger in seiner Taktikanalyse darlegt.

  • Der VfB beißt sich auf dem Flügel fest
  • beide Teams mit ähnlicher Strategie, aber unterschiedlicher Umsetzung
  • Stuttgarter Passivität sorgt für wenig Ballgewinne
  • Düsseldorf zieht sich nach der Führung weit zurück

Nach dem wenig kreativen Spielaufbau gegen den FC St. Pauli realisierte Luhukay gegen die Fortuna erste Maßnahmen, um diesen zu verbessern. So bekam Emiliano Insúa deutlich mehr Freiheiten als zuletzt und durfte im Ballbesitzspiel weiter aufrücken als sein Pendant Florian Klein. Dadurch entstanden gelegentlich Dreierketten mit Klein, Sunjic und Sama als Aufbauspieler. Häufig ließ sich Alexandru Maxim anschließend in das Loch hinter Insúa fallen und kurbelte von dort aus das Spiel an. Dieses Zurückfallen von Maxim konnte Düsseldorf aber ganz gut auffangen, indem der rechte Achter Fink auf den Rumänen herausschob. Bewegte sich Maxim weiter vorne, wurde er oft eng von Adam Bodzek gedeckt, der ihn immer wieder vom Zentrum isolierte. Dadurch wurde das Spiel des VfB weit auf die Flügel geleitet und konzentrierte sich immer mehr auf die linke Seite, wo Insúa, Maxim und Tashchy versuchten, untereinander zu kombinieren und sich gegenseitig Raum zu öffnen. Insgesamt wirkten diese Mechanismen durchaus gut abgestimmt.

Ein großes Problem war allerdings, dass der VfB diese Abläufe selten für tororientierte Angriffe nutzte. So wurde man immer wieder auf dem Flügel festgedrückt und musste unter Druck und von weit außen Flanken schlagen, die wegen der langen Flugdauer und der geringen Dynamik im Strafraum nur vereinzelt Gefahr ausstrahlten. Da die zentralen Mittelfeldspieler der Fortuna die Läufe von Maxim und Gentner nach außen eng verfolgten, öffnete sich folglich Raum im Zentrum, den man eigentlich hätte nutzen können. Hier ließ der VfB ordentlich Potential liegen.

Hohe Außenverteidiger bei Düsseldorf

Die Mannschaft von Friedhelm Funkel verfolgte einen ähnlichen Ansatz wie der VfB. Auch sie konzentrierten sich auf Flügelüberladungen und versuchten viel über einstudierte Abläufe. Ihre taktischen Mittel waren jedoch andere: Die Außenverteidiger Schmitz und Schauerte rückten deutlich weiter auf als ihre Stuttgarter Pendants. Dafür positionierten sich die Achter etwas tiefer und ließen sich zurückfallen, um Gentner und Zimmermann aus ihrer Position zu ziehen. Die Stuttgarter Sechser verfolgten Fink und Sobottka zwar kurzzeitig, aber kehrten auch rechtzeitig wieder auf ihre Position zurück, wenn sich ihr Gegenspieler zu weit zurückfallen ließ.

Die Fortuna versuchte diese kurzzeitig geöffneten Räume vor allem über stringente Flügelangriffe und lange Bälle auszuspielen. Mit einem Außenverteidiger, einem offensiven Flügelspieler sowie gelegentlich dem ausweichenden Bebou oder einem Achter stellten sie Überladungen auf den Seiten her und konnten gegen das etwas unkompakte 4-4-2 des VfB aufrücken. Insgesamt agierte der VfB in vielen Szenen zu passiv und konnte zu selten Zugriff auf das Aufbauspiel der Düsseldorfer entwickeln. Deshalb erzielte der VfB auch praktisch keine Ballgewinne und bekam keine Umschaltmöglichkeiten. Die Räume hinter den gegnerischen Außenverteidigern blieben damit nahezu völlig ungenutzt.

Seite 2 - Luhukays kluge Umstellung reicht nicht

Die zweite Hälfte begann für den VfB eigentlich vielversprechend. Ausgehend von überraschenden Aufrückbewegungen von Zimmermann schienen die Angriffe zielstrebiger und torgefährlicher zu werden. Seine im Vergleich zu Gentner ausgewogeneren Läufe sorgten für mehr Verbindung im offensiven Mittelfeld. Nach dem Elfmetertor änderte sich jedoch der Charakter des Spiels. Die Fortuna zog sich nun extrem weit zurück – aus dem 4-1-4-1 wurde immer mehr ein defensives 4-5-1.

Der VfB hatte nun kaum mehr Probleme, den Ball um die einsame Spitze Bebou herum laufen zu lassen und kontrollierte das Spiel über weite Strecken der zweiten Halbzeit. Aus 55 Prozent Ballbesitz in Halbzeit eins wurden nach der Pause ganze 67 Prozent. Um diesem Umstand Rechnung zu tragen, wechselte Luhukay frühzeitig Stephen Sama aus und brachte Tobias Werner für den linken Flügel. Samas Defensivstärke wurde praktisch nicht mehr benötigt und mit Zimmermann übernahm ein spielerisch etwas stärkerer Spieler seine Position in der Viererkette. Währenddessen orientierte sich Tashchy neben Terodde in die Spitze.

Zwischen Mittelfeld und Abwehr der Düsseldorfer ging im Laufe der zweiten Hälfte immer mehr Raum auf. Dadurch wurde der VfB nicht mehr frühzeitig auf die Seite gedrängt und konnte häufiger und direkter durch das Zentrum angreifen. Die zentralen Mittelfeldspieler der Fortuna blieben allerdings vergleichsweise aktiv und machten immer wieder Druck, wenn der VfB in isolierte Situationen geriet. Dadurch blieben die wertvollen Räume im Zentrum schwer zugänglich. Viele Stuttgarter Abschlüsse unter Druck und nach Halbfeldflanken waren die Folge. Mit etwas Glück hätte das für den Ausgleich gereicht, aber Selbiges war dem VfB an diesem Abend verwehrt.

Fazit

Trotz der Niederlage zeigt der VfB eine klare Steigerung zu seiner Auftaktpartie. Die Rochaden auf den Flügeln wirkten deutlich flüssiger und der Spielaufbau konnte durch die offensivere Rolle von Insúa belebt werden. Dennoch ist die Durchschlagskraft noch nicht da, daran muss natürlich gearbeitet werden. Das Spielglück, das dem VfB zum Saisonauftakt einen Sieg bescherte, fehlte dieses Mal, um gegen solide, aber keinesfalls herausragende Düsseldorfer noch einmal zurückzukommen.

Noch bis 18 Uhr an diesem Sonntag können Sie die Leistung der VfB-Spieler mit Schulnoten bewerten.

VfB Stuttgart - 2. Bundesliga

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