Einer der besten im Team des VfB: Doch Filip Kostic zieht es weg. Foto: Baumann

Der eine Toni ersetzt den anderen – Toni Sunjic kommt für Toni Rüdiger und soll die VfB-Defensive stabilisieren. Den Wechselgedanken von Filip Kostic schiebt Robin Dutt einen Riegel vor.

Stuttgart - Am Ende ging alles ganz schnell. Am Nachmittag, als die VfB-Familie sich nach der Trauerfeier für Gerhard Mayer-Vorfelder wieder im Clubheim versammelt hatte, war endlich Zeit, den Transfer als perfekt zu vermelden. Toni Sunjic vom russischen Club Kuban Krasnodar wechselt als Nachfolger für Antonio Rüdiger an den Neckar – der eine Toni ersetzt den anderen.

Der 26-jährige bosnische Nationalspieler unterschrieb einen Dreijahresvertrag und erhält die Rückennummer 4. Die Ablösesumme liegt bei drei Millionen Euro. Eine Berufung in den Kader für das Spiel gegen Eintracht Frankfurt am Samstag (15.30 Uhr/Sky) kommt zu früh. Sunjic dürfte wohl erstmals am 12. September in Berlin das Trikot mit dem Brustring überstreifen.

VfB-Sportvorstand Robin Dutt hat seinen Kader damit komplett – und das Loch in der Innenverteidigung gestopft, das nach dem Weggang von Rüdiger zum AS Rom entstanden war. „Er passt mit seiner Athletik und seiner Spielweise sehr gut zu unserer Spielkonzeption und bringt eine sehr gute Mentalität und internationale Erfahrung in unsere Mannschaft ein“, sagte Dutt.

Das mit der internationalen Erfahrung ist allerdings so eine Sache. Zrinjski Mostar (Bosnien), KV Kortrijk (Belgien), Sorja Luhansk (Ukraine), Kuban Krasnodar (Russland) – Sunjics Stationen klingen nicht nach den Traumzielen des Weltfußballs. Was aber nichts heißen muss. Zumindest in der russischen Liga wird mittlerweile ein recht gepflegter Ball gespielt. Sunjics Ex-Club belegt Rang sechs, der 26-Jährige war eine feste Größe in der Innenverteidigung. Der Bosnier wäre nicht der Erste, der aus einem namenlosen Club in die deutsche Eliteliga wechselt und beweist, dass auch anderswo nicht mit Holzbällen gespielt wird.

Als Sunjics Stärke gilt das Kopfballspiel. Kein Wunder, bei 1,93 Meter Körpergröße. Über die fußballerischen Fertigkeiten gehen die Meinungen der Fachwelt auseinander. Die einen Experten preisen ihn als technisch starken Innenverteidiger, anderen kommt eher die Typ-Bezeichnung Zerstörer in den Sinn. „Sunjic ist langsam und unbeholfen“, sagt ein Branchenkenner, der Sunjic mehrfach hat spielen sehen.

Dutt will Kostic nicht ziehen lassen

Das wäre kein Fortschritt zu Adam Hlousek, Georg Niedermeier, Daniel Schwaab und Stephen Sama – Sunjics Konkurrenten in der Innenverteidigung. Timo Baumgartl gilt nach den ersten beiden Saisonspielen trotz sechs Gegentoren als gesetzt. Sunjic könnte der erfahrene Nebenmann sein, um Baumgartls weitere Entwicklung zu befördern. Die Vorfreude auf seinen neuen Club ist jedenfalls groß: „Ich habe gehört, dass die Fans fantastisch sind und die Atmosphäre in der Mercedes-Benz Arena super ist“, zitiert ihn der Club auf seiner Homepage.

Für Robin Dutt sind die Transferaktivitäten damit abgeschlossen. Wenn da nicht Filip Kostic wäre. Der Serbe verspürt nach nur einem Jahr schon wieder die Lust auf eine Luftveränderung. Angeblich hat er dem Club klar gemacht, dass er sich gerne verbessern würde – unter anderen der FC Schalke soll interessiert sein. Doch kaum vorstellbar, dass der Club in der Lage ist, 25 Millionen Euro auf den Tisch zu legen. Bayer Leverkusen oder Borussia Dortmund wären dazu schon eher befähigt. Dutt hat dem Ansinnen fürs Erste aber einen Riegel vorgeschoben. „Wir wollen und werden ihn auf keinen Fall abgeben“, sagte er am Donnerstag. Doch an der Unzufriedenheit Kostics wird das erst einmal nichts ändern. Der 22-Jährige, vor der Saison für sechs Millionen Euro vom FC Groningen auf den Wasen gewechselt, fühlt sich nach seinen starken Leistungen in der Bundesliga zu höherem berufen als dem ewigen Aufenthalt im Tabellenkeller.