VfB-Trainer Huub Stevens: Wo sind die Spieler mit Führungsstärke? Foto: dpa

VfB-Trainer Huub Stevens fordert von seinen Spielern mehr Eigenständigkeit, Führungsstärke und Kommunikation. Dafür würde er auch gerne unbequeme Persönlichkeiten in Kauf nehmen.

Stuttgart - Gewiss, es war ein Zufall, auch wenn es wie abgesprochen aussah. In der Mercedes-Benz-Arena stellte Sami Khedira am Donnerstag sein soziales Projekt vor, fast zeitgleich referierte Huub Stevens nebenan im Clubheim des VfB Stuttgart über seine Strategie für das Heimspiel gegen Schalke 04 an diesem Samstag (15.30 Uhr/Sky). Was er dabei von sich gab, klang so, als plaudere er über den Weltmeister von Real Madrid.

Stevens wünscht sich mehr Häuptlinge unter seinen Indianern

Führungsstarke Spieler wünscht sich der VfB-Trainer in seiner Mannschaft, die selbstständig denken und handeln, die im Training und im Spiel auf die Kollegen einwirken, sie dirigieren, ihnen Tipps geben, Situationen vorausahnen und taktische Änderungen beim Gegner rasch erfassen und darauf reagieren. Kurz: mehr Häuptlinge als Indianer. Spieler wie Sami Khedira eben, der all diese Qualitäten in der Nationalmannschaft und bei den Königlichen vorbildlich einbringt. „Ich wünsche mir Profis, die selbst wissen, was zu tun ist“, sagte Huub Stevens, „die dürfen gern auch unbequem sein – denn dann sind sie auch für den Gegner unbequem.“ Womit er deutlich zum Ausdruck brachte, dass er von dieser Sorte Spieler zu wenige in seinem Kader hat.

Stevens: „Ich habe den Jungs gesagt: Meine Tür steht immer offen"

Wie eine Glucke über ihre Küken wacht Huub Stevens über seine Spieler. Im Training schnappt er sich immer wieder einen, führt Gespräche und lotet die Stimmungen aus. Dabei sagt er: „Mir ist es lieber, wenn ich nicht so viel sprechen muss.“ Lieber wäre es ihm, die Spieler würden manche Dinge unter sich regeln. Doch das tun sie für seinen Geschmack zu selten. Auch sein Angebot, unter der Woche mit allen Anliegen zu ihm zu kommen, nehmen sie viel zu selten an: „Ich habe den Jungs gesagt: Meine Tür steht immer offen. Aber sie kommen nicht so häufig rein.“

Dabei ist eine rege Kommunikation im modernen Hochgeschwindigkeitsfußball unerlässlich. Während eines Spiels könne er nur begrenzt auf die Mannschaft einwirken, betont Stevens, „und wenn, dann kommen wir häufig zu spät“. Bis er den Spielern eine Direktive zurufe, sei das Spiel längst weitergelaufen – mit womöglich fatalen Folgen für den VfB. „Das Beste ist, die Spieler korrigieren sich selbst“, sagt der Niederländer.

Rüdiger soll eine wichtigere Rolle übernehmen

Diese Rolle müsse nicht immer der Kapitän übernehmen oder ein anderes Mitglied des Spielerrats: „Das kann jeder Spieler machen, auch ein junger.“ Einer wie Antonio Rüdiger (21) etwa, der unerschrocken und meinungsstark ist – und der diese Vorgabe im Kleinen schon erfüllt: Mit Timo Baumgartl (18), seinem Nebenmann in der Innenverteidigung, bespricht sich der Nationalspieler immer wieder auf dem Trainingsplatz. „Toni ist der Chef“, sagt Baumgartl. Huub Stevens gefällt das gut, er sagt: „Wir haben Jungs im Kader, die können in dieser Rolle noch weiter wachsen.“ Was Rüdiger durchaus als Auftrag verstehen darf.