Die Hoffnung stirbt zuletzt bei den VfB-Fans Foto: Baumann

Die Anzeichen mehren sich, dass das VfB-Team unter Huub Stevens zu einer stabilen Einheit zusammenwächst. Der Niederländer aber warnt: „Der Sieg in Hamburg war nur ein kleiner Schritt.“ Umso wichtiger wird die Partie gegen den SC Paderborn.

Hamburg - Ein Sieg ist schön, zumal auswärts und in einer prekären Lage. Und er könnte Anlass geben, mal lockerzulassen. Kurz wenigstens. Aber davon hält Huub Stevens nun wirklich nichts.

Rund eine Stunde nach dem 1:0-Erfolg beim Hamburger SV jedenfalls war der Niederländer wenig erfreut, als Christian Gentner die Regeln der Regeneration zu brechen versuchte. Der Kapitän war von einem Fernsehteam zum Interview gebeten worden, schritt auf Kamera und Mikrofon zu – und wurde dann vom Coach abgegrätscht. „Hast du schon gegessen?“, fragte Huub Stevens. Gentner schüttelte den Kopf. Stevens daraufhin: „Dann geh zurück, und iss erst was.“ Und der Spielführer schlich zum Nudelbüfett. Nur gut, dass der Coach nicht dabei war, als Daniel Schwaab über die Lage Auskunft gab.

Nicht dass sich der Abwehrspieler unflätig geäußert hätte, doch Schwaab stellte Überlegungen an, was ein weiterer Sieg gegen den SC Paderborn zum Ende der Hinrunde an diesem Samstag (15.30 Uhr/Sky) bewirken könnte. „Fürs Gefühl für die Vorbereitung auf die Rückrunde wäre das extrem wichtig.“ Und der Konjunktiv ist nicht gerade Stevens’ bester Freund.

Also wollte der niederländische Coach nichts wissen von möglichen Folgen eines weiteren Sieges im Heimspiel am Samstag Nichts über den ersehnten zweiten Sieg in Folge, der dem VfB so lange nicht gelungen ist. Nichts von 19 Punkten, die dann eine zumindest ordentliche Basis für die Rückrunde wären. Und nichts von einer möglicherweise entspannten Stimmung so kurz vor Weihnachten. Denn Huub Stevens weiß: Wer den zweiten vor dem ersten Schritt tut, gerät leicht ins Stolpern. Sein Team, meinte Stevens, sei daher gut beraten, sich erst einmal auf das Wesentliche zu konzentrieren: „Der Sieg in Hamburg war nur ein kleiner Schritt, aber jedes Spiel kann ein kleiner Schritt sein.“ Erst recht gegen die direkten Konkurrenten im Kampf gegen den Abstieg.

Als solcher gilt auch der bislang überraschend starke Aufsteiger aus Paderborn. Nur gut also, dass im Team des VfB nach vier Spielen unter Huub Stevens wieder vermehrt Anzeichen von Stabilität zu erkennen sind. „Die Jungs haben gekämpft ohne Ende“, lobte der Coach seine Schützlinge am Dienstagabend, nachdem sie das 1:0 trotz Unterzahl ins Ziel gerettet hatten. Vor allem aber haben sie die Marschroute des Trainers nahezu perfekt umgesetzt.

Stevens hat genau analysiert, was seiner Truppe guttut – und was nicht. Also setzt er vor der Viererkette weiter auf eine defensive Dreierkette im Mittelfeld. Der Gegner wird gestört und zu Fehlern gezwungen, danach soll es zügig nach vorne gehen. Dem HSV bereitete der VfB so große Probleme, das 1:0 war verdient. Weshalb es keinen Grund gibt, von diesem Plan abzurücken. Eigentlich.

„Von dieser Disziplin und dieser Ordnung sollten wir erst mal nicht abweichen“, sagte Georg Niedermeier, „bei bereits 32 Gegentoren können wir jetzt nicht den Hurra-Fußball ausrufen.“ Das erwartet auch keiner. Nur: Der SC Paderborn wird dem VfB am Samstag nicht den Gefallen tun, die Initiative zu ergreifen. Und so wird Huub Stevens nicht müde, seine Jungs vor der kommenden Aufgabe zu warnen: „Das wird ein ganz anderes Spiel als in Hamburg.“ Zumal der Coach sein Team erneut umbauen muss. Nach seiner Roten Karte (Notbremse) ist Georg Niedermeier für ein Spiel gesperrt, für ihn wird wohl Daniel Schwaab ins Abwehrzentrum rücken, Stephen Sama vom VfB II könnte in den Kader rücken. Der wäre neu – Christian Gentner kann ihm die Regeln der Regeneration aber sicher erklären.