Julian Schieber Foto: Pressefoto Baumann

VfB-Stürmer drängt auf Einsatz von Beginn an – Bei Gebhart stehen die Zeichen auf Abschied.

Stuttgart - Immerhin, es gibt sie noch, die Erfolgserlebnisse für Julian Schieber (23) und Timo Gebhart (22). Mit 58:2 habe man das Trainingsspiel Jung gegen Alt gewonnen, feixt Mittelfeldmann Gebhart am Dienstag grinsend. Ganz so weit will Stürmer Schieber zwar nicht gehen – aber immerhin ergänzt er, dass man es den Alten mal so richtig gezeigt habe. Schieber und Gebhart, entspannt und losgelöst – dieses Bild hat in diesen Wochen Seltenheitswert. Denn die beiden sind so etwas wie die Sorgenkinder des VfB Stuttgart. Kaum zum Zug kommen sie, was verschiedene Gründe hat – und Fragen im Hinblick auf ihre Perspektiven beim VfB aufwirft.

Julian Schieber : Die Lage ist denkbar einfach, und für Schieber ist sie denkbar verzwickt. Trainer Bruno Labbadia setzt auf einen Stoßstürmer im 4-2-3-1-System – und der heißt Vedad Ibisevic. Der Neuzugang macht seine Sache gut, in der VfB-Offensive läuft’s, und deshalb ist kein Platz von Beginn an frei für Schieber. Dabei ist der Angreifer zum ersten Mal in dieser Saison so richtig dran, wie es im Fußballerdeutsch heißt.

„Der Trainer ist zufrieden mit mir“

Dran an seiner Bestform, dran an der hundertprozentigen Fitness, die der von seiner Wucht und Kraft lebende Stürmer so dringend braucht. Vorbei scheinen die Zeiten, als Schieber nach seiner langen Verletzungspause in der Vorrunde (er litt an einem Muskelbündelriss und einer Schambeinentzündung) noch halb auf dem Zahnfleisch daherkam. „Ich bin jetzt topfit“, sagt Schieber, „und ich hänge mich voll rein.“ Das hat auch Trainer Bruno Labbadia registriert, der ihm „vollen Einsatzwillen“ und eine „gute Leistung“ nach seiner Einwechslung gegen den 1. FC Kaiserslautern (0:0) attestiert.

Nach dem Winter-Trainingslager in Belek bemängelte Labbadia noch das „zu verhaltene Auftreten“ Schiebers – die jüngsten, positiven Aussagen Labbadias, sie zeugen deshalb von den Fortschritten.„Der Trainer ist wieder zufrieden mit mir – auch mit meiner Körpersprache“, sagt der Stürmer.

All die Zufriedenheit wird aber nichts bringen, solange Labbadia im Sturm weiter auf Ibisevic baut und Schieber auch nicht nach links außen ausweichen darf, weil da der Japaner Shinji Okazaki gesetzt ist. Schieber wartet auf seine Chance von Beginn an – wann er sie bekommt, ist ungewiss. Sein Vertrag läuft bis 2013 – an einen Wechsel im Sommer denkt er nicht. Mehr noch: Er gibt ein Bekenntnis zu den Roten ab. „Klar bin ich zurzeit ein bisschen unzufrieden. Aber ich will mich hier unbedingt durchbeißen“, sagt er:„Etwas anderes habe ich nicht im Kopf.“

Wie geht’s weiter mit Timo Gebhart?

Ob Schieber immer noch so denkt, wenn er auch in den nächsten Wochen nur sporadisch zum Zug kommt, wird sich zeigen. Manager Fredi Bobic sagt, dass er jetzt Geduld aufbringen müsse: „Er ist wieder fit, er ist nah dran – aber das Team ist eben intakt zurzeit.“

Timo Gebhart : Acht Minuten lang durfte der Mittelfeldmann zuletzt gegen den 1. FC Kaiserslautern (0:0) ran, ganze zweimal nur spielte Gebhart in dieser Saison von Anfang an – zu wenig für die Ansprüche des dribbelstarken Memmingers. „Timo war zwei Jahre lang Stammspieler, da kann er mit sieben oder acht Minuten Einsatzzeit nicht zufrieden sein“, sagt sein Berater, der ehemalige VfB-Sportdirektor Herbert Briem. Manager Fredi Bobic meint, dass Gebhart sich jetzt wieder an die Mannschaft herankämpfen müsse. „Sein Problem war, dass er zuletzt häufig verletzt war.“

Gebhart fiel vor dem Spiel gegen Kaiserslautern wegen einer Bauchmuskelverletzung wochenlang aus – jetzt kommt er auf rechts außen nicht an Kumpel Martin Harnik vorbei. Links ist Shinji Okazaki gesetzt, und auf der von Gebhart favorisierten Spielmacherposition kommt Tamas Hajnal zum Zug. Der aber wird an diesem Donnerstag 31 Jahre alt – perspektivisch gesehen wäre Gebhart (Vertrag bis 2013) also eine Option auf der Zehn. Doch wer den Experten der Roten so zuhört, merkt schnell, dass da der junge Österreicher Kevin Stöger vom VfB II langsam aufgebaut werden soll. „Timo ist beim VfB mit dem Herzen bei der Sache. Wenn es bis zum Saisonende aber so weiterläuft, ist für beide Seiten ein Wechsel vielleicht die beste Lösung“, sagt Berater Briem: „Timo hat einen gewissen Namen, er ist für viele Clubs interessant.“ Zuletzt wurde er immer wieder mit 1899 Hoffenheim in Verbindung gebracht – Manager Ernst Tanner und Gebhart kennen sich schon aus gemeinsamen Zeiten bei 1860 München.

Timo Gebhart sagt, dass er sich voll mit dem VfB identifiziere. Wenn er aber nicht spiele, mache er sich Gedanken. Die Zeichen stehen im Sommer womöglich auf Abschied.