Bester Laune: Antonio Rüdiger, Nachwuchshoffnung des VfB Stuttgart Foto: Pressefoto Baumann

Defensiv-Allrounder und A-Junior Antonio Rüdiger schnuppert jetzt bei den VfB-Profis rein.

Belek - Die schwarze Hautfarbe und sein Name passen irgendwie nicht zusammen. Antonio Rüdiger, das klingt dann doch ziemlich deutsch. „Stimmt, mein Vater Matthias ist Berliner, und meine Mutter Lilly stammt aus Sierra Leone“, sagt Antonio Rüdiger. Das ist nicht das einzig Ungewöhnliche an dem Defensiv-Allrounder, der vor einem Jahr von Borussia Dortmund zum VfB Stuttgart gewechselt ist. Antonio „Toni“ Rüdiger ist einer der fünf U-23-Spieler, die derzeit mit den Profis im Trainingslager im türkischen Belek sind. Dabei dürfte er mit seinen 18 Jahren noch bei den A-Junioren spielen. Aber Rüdiger war immer ein bisschen reifer als andere in seinem Alter.

Mit 15 Jahren fiel er den Scouts des BVB auf. Sie holten den Berliner, der in Kreuzberg aufgewachsen ist, von seinem damaligen Verein Hertha 03 Zehlendorf. Rüdiger lebte bei einer Gastfamilie, doch die Eingewöhnung fiel ihm naturgemäß nicht leicht. „Es hat etwa ein Jahr gedauert, bis ich mich zurechtgefunden habe. Im Nachhinein war es eine gute Erfahrung. Ich habe früh gelernt, auf eigenen Beinen zu stehen“, sagt er.

Bei Dortmunds A-Junioren war er Stammspieler, dann klopfte der VfB an. Die zumindest kurzfristig bessere sportliche Perspektive machte ihm die Entscheidung einfach: „In Dortmund hätte ich weiter bei den A-Junioren spielen müssen, beim VfB kann ich dritte Liga spielen.“ Allerdings erst mit Verzögerung. Weil der BVB ihn erst im Februar 2011 ziehen ließ, war die Transferperiode abgelaufen – Rüdiger konnte ein halbes Jahr lang nur trainieren. Für die Spiele des VfB II war er bis zum Sommer gesperrt.

Vielseitig und großes Herz

Dafür startete er in der laufenden Saison gleich durch: „In Stuttgart fiel mir die Eingewöhnung leicht, da ich von den Verantwortlichen und den Mitspielern super aufgenommen wurde.“ Als die ersten Einladungen für die deutsche U-19-Auswahl kamen, dachte er dennoch darüber nach, die Schule abzubrechen. „Die Schulen in Baden-Württemberg sind anspruchsvoll, aber ich bin gut klargekommen, weil der Verein und meine Familie mich unterstützen“, sagt er.

Antonio Rüdiger ist gelernter Innenverteidiger, kann aber auch auf den Außenpositionen spielen – im Test gegen Beerschot AC durfte er rechts ran. Dank seiner Vielseitigkeit geriet er in den Fokus von Cheftrainer Bruno Labbadia. Dabei ist er nicht einmal einer jener sieben Nachwuchsspieler, die der VfB vor der Saison mit einem Profivertrag ausgestattet hatte. Als im Herbst Khalid Boulahrouz, Stefano Celozzi und Arthur Boka verletzt ausfielen, holte Labbadia ihn zu den Lizenzspielern. „Ich denke, ich habe beim VfB II meine Sache in der Hinrunde ganz gut gemacht, auch in den letzten beiden Spielen als rechter Verteidiger“, sagt Rüdiger. Er fuhr mit den Profis zum Bundesligaspiel beim VfL Wolfsburg und stand im Kader für das DFB-Pokalspiel gegen den Hamburger SV. Für einen Einsatz reichte es nicht, doch Antonio Rüdiger hat Lunte gerochen. „Dass ich jetzt mit den Profis im Trainingslager sein darf, ist etwas ganz Besonderes für mich. Und es ist eine große Motivation.“

Marc Kienle, der Sportliche Leiter der VfB-Jugendmannschaften, preist das „große Herz“ des 1,91 Meter großen Talents. Rüdiger versteckt sich nicht, stellt sich den Aufgaben und geht robust und kompromisslos zur Sache. Was mal daraus wird? Rüdiger zuckt mit den Schultern und sagt: „Die Intensität und das Niveau sind bei den Profis natürlich sehr hoch, aber vor allem körperlich kann ich schon ganz gut mithalten. In der Rückrunde konzentriere ich mich wieder voll auf die Spiele in der dritten Liga. Was dann kommt, wird man sehen.“

Womöglich wird man Antonio Rüdiger dann über kurz oder lang in der Bundesliga sehen.