Kandidat für die Nachfolge von Huub Stevens: Alexander Zorniger Foto: Baumann

Die Geduld mit Huub Stevens geht zur Neige: Der VfB-Trainer muss umgehend die Wende schaffen, sonst ist seine Ablösung unausweichlich.

Stuttgart - Einer der Vorzüge seines neuen Jobs ist die Nähe zu seiner Familie. Wenn Robin Dutt sein Büro beim VfB Stuttgart verlässt, ist er in Windeseile zuhause in Eltingen. Zumindest theoretisch. Praktisch aber verbringt der Sportvorstand in diesen Krisenzeiten fast mehr Zeit mit Huub Stevens als mit seiner Frau. Beim Frühstück, beim Mittagessen und abends beim Italiener – es gibt immer und überall Redebedarf zwischen Dutt und dem Trainer.

Über die Inhalte lässt sich Robin Dutt nicht aus, nur soviel: „Aufstellung und taktische Dinge sind dabei kein Thema. Das ist allein Sache des Trainers.“ Das mag der eine oder andere bedauern, der dem Defensivfanatiker Stevens Sturheit bescheinigt und auf Einflussnahme in seinem direkten Umfeld hofft. Doch davon ist Robin Dutt weit entfernt: „Ich analysiere, ich beobachte und bin im ständigen Austausch mit dem Trainer, aber Einfluss auf Taktik und Aufstellung nehme ich nicht.“

Dutt lässt Stevens in dieser Hinsicht freie Hand, gleichwohl wäre es ein Irrtum, dies als Freibrief zu verstehen. Mit jeder Niederlage rückt der Abgrund näher, der direkt in die zweite Liga führt. Und mit jeder Woche schwindet die Zahl der Spiele, in denen die Rettung noch möglich ist. Das weiß Dutt. Der Sportvorstand steht in der Verantwortung, Schaden vom Verein abzuwenden – notfalls auch mittels einer Trainerentlassung. Und so verkneift er sich ein klares Bekenntnis zu Huub Stevens (61). „In unserer Situation wäre es unglaubwürdig, wenn ich von Garantien sprechen würde. Meine Aufgabe ist es, den Trainer zu unterstützen und ihm den Rücken freizuhalten“, sagt Dutt.

Das fällt zunehmend schwer. Da ist einerseits das Wissen um Stevens’ große Erfahrung, andererseits kann der Verein weitere Misserfolge nicht tatenlos hinnehmen. Jede Niederlage nagt am Vertrauen in den Niederländer, und weil es derer schon zu viele gab, geht die Geduld mit Stevens zusehends zur Neige. Weshalb es fahrlässig wäre, hätte der VfB Plan B nicht schon in der Schublade.

Nach Informationen unserer Zeitung wird vereinsintern ein Name heiß diskutiert: Alexander Zorniger (47) ist nach seiner Trennung von RB Leipzig ein Kandidat für den Fall, dass die Sache mit Huub Stevens schiefgeht. Zwar gibt es auch Denkansätze, die große (und teure) Lösung mit Trainer-Routiniers wie Felix Magath, Hans Meyer oder Mirko Slomka anzustreben. Doch weil nach der Saison und unabhängig von der Ligazugehörigkeit ohnehin ein Neuaufbau fällig ist, könnte Zorniger auch gleich einsteigen – wenn ihn der VfB überzeugend als Mann seines Vertrauens anpreist.

Diese Variante hätte durchaus Charme. Zum einen ist der Schwabe aus Mutlangen beim VfB kein Unbekannter: In der Saison 2009/10 war Zorniger ein halbes Jahr lang Co-Trainer unter Markus Babbel. Zum anderen gehört er der Gilde der jungen und aufstrebenden Trainer an, die einem erfrischenden Offensivspiel nicht abgeneigt sind. Dieser Trainer-Typus – eine Parallele zu Markus Gisdol in Hoffenheim – schwebt mittelfristig auch Robin Dutt vor.

Ob es dazu kommt? Jedes Spiel kann den Ausschlag geben, ob der VfB die Notwendigkeit sieht, die Notbremse zu ziehen. Gegen Hannover 96 muss Huub Stevens an diesem Samstag (15.30 Uhr/Sky) Argumente in eigener Sache liefern, im folgenden Heimspiel gegen Hertha BSC muss er sie untermauern. „Jetzt kommen unsere direkten Konkurrenten, gegen die wir punkten wollen“, sagt Robin Dutt. Mehr noch: Auf Rang 18 sind Siege unabdingbar.