Georg Niedermeier (Zweiter von links) pendelt in dieser Saison zwischen Bank und Tribüne Foto: Baumann

17 Gegentore in sieben Spielen – beim VfB Stuttgart stehen die Tore offen. Die Alternativen in der Verteidigung sind rar, dennoch bekommt Georg Niedermeier keine Chance. Warum nur?

Stuttgart - Es ist ja nicht so, dass die Situation für Georg Niedermeier neu wäre. Er hat sie so oder so ähnlich schon öfters erlebt, als ihm lieb sein kann. Sein Verein, der VfB Stuttgart, neben der Spur. Und er außen vor.

Und doch ist dieses Mal einiges anders für den Bayer, der 2009 an den Neckar kam und seither viele Aufs und Abs erlebt hat. In der Vergangenheit empfing er für seine Rolle als Integrator auf und neben dem Platz viel Wertschätzung. Das war bei Bruno Labbadia der Fall, bei Thomas Schneider, bei Huub Stevens sowieso. Sie alle sahen, dass der 29-Jährige kein Virtuose am Ball ist. Andere erhielten meist den Vorzug. Doch wenn das rote Haus mal wieder kurz davor stand, in lodernden Flammen aufzugehen, war der 29-Jährige zur Stelle. Verletzungen, Sperren oder Formkrisen – der „Niederstrecker“ füllte die Leerstellen der Konkurrenz meist grundsolide. Und saß früher oder später doch wieder draußen . Ohne zu murren.

Niedermeier, der Notnagel ohne Groll.

In dieser Spielzeit hat er das Licht der Bühne Bundesliga überhaupt noch nicht erblickt. Der Innenverteidiger, dessen Vertrag zum Saisonende ausläuft, pendelt zwischen Bank und Tribüne. Und das, obwohl die Erstbesetzung in der Innenverteidigung des VfB – aktuell Timo Baumgartl und Toni Sunjic – in dieser Saison so stabil dagegenhält wie ein löchriges Sieb. 17 Gegentore in sieben Spielen – keiner ist schlechter.

Berater wirft Verein Dummheit vor

Und trotzdem bekommt der mannschaftsintern hoch angesehene Niedermeier keine Chance, sondern im Zweifel auch noch Adam Hlousek vor die Nase gesetzt, der seine Bundesligatauglichkeit auch nur hin und wieder unter Beweis stellt. Vergangenen Samstag bekam der Bayer auch dann noch von Trainer Alexander Zorniger eingeschenkt, obwohl er gar nicht spielte. „Da braucht mir jetzt keiner mit Georg Niedermeier kommen“, sagte der Coach, als er nach der Niederlage gegen Mönchengladbach mal wieder die vielen Abwehrfehler diskutierte.

Der Gescholtene möchte vor dem Auswärtsspiel am Samstag (15.30 Uhr/Sky) bei der TSG Hoffenheim lieber nichts zu seiner misslichen Lage sagen. Dafür redet sein Berater Roman Grill Klartext: „Einen Spieler, der so lange im Verein spielt, so zu vernichten, ist dumm“, sagt Grill. Niedermeier verhalte sich vorbildlich und sei nach wie vor gerne in Stuttgart. Unter Zorniger habe er aber von vornherein keine Chance gehabt. Dass der Münchner nicht ins Pressing-System passt, sieht Grill nicht. „Georg ist stark im Zweikampf, im Kopfball – und schnell. Man kann das mit ihm hinkriegen, wenn man nur will.“ Tatsächlich beklagt Zorniger das Fehlen von „Eins-gegen-eins-Monstern“. Niedermeier spricht er die Fähigkeit dazu ab, doch auch die anderen VfB-Verteidiger weisen schlechte Zweikampfwerte auf. Die Quote liegt zwischen 49 Prozent (Florian Klein) und 65 Prozent (Toni Sunjic) gewonnener Duelle.

Doch Grill geht es nicht nur um das rein Fußballerische – ihn erstaunt vielmehr, wie der Club in einer erneut schwierigen Lage mit „einem so verdienten Spieler“ umgeht. „Niedermeier, Gentner, Harnik – das sind doch die Leute, die den Laden zusammenhalten, wenn es drauf ankommt. Glauben Sie, dass ein Kostic das macht?“

Niedermeier, so viel steht fest, wird wieder den Notnagel geben, falls ihn Zorniger irgendwann doch noch brauchen sollte. Er wird seinen Job machen wie immer. Geradlinig, solide – und ohne Groll.