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Außer Form, angeschlagen, verunsichert: Molinaro spiegelt den Zustand des VfB wider.

Stuttgart - Cristian Molinaro macht große Fortschritte. Locker und gelöst betritt er den Raum, ein bisschen Smalltalk auf Deutsch, das geht schon beim italienischen Linksverteidiger des VfB. "Er könnte das Gespräch auch auf Deutsch führen", sagt Molinaros Lehrerin Maria Caldarelli, "nur bei Fachbegriffen hapert es , die muss ich erklären." Molinaro hat die Wörter verstanden: "Ja, das stimmt", sagt er und lacht.

Sprachlich läuft es gut für den Italiener - sportlich nicht. Molinaro ist das perfekte Sinnbild für die Krise der Roten. "Wir wissen, dass wir eine sehr hässliche Saison spielen", sagt er. Und: "Auch ich bin sicher nicht 100-prozentig in Form." Wohl wahr.

Wie das gesamte Team hinkt der Linksverteidiger den Ansprüchen hinterher - eine Erklärung dafür liefert er gleich mit. "Es gab ein ständiges auf und ab in diesem Jahr. Die Folge waren die zwei Trainerentlassungen - und mit denen kamen dann immer wieder neue Positionswechsel und neue Systeme." In der vergangenen Rückrunde hatte Molinaro noch Alexander Hleb auf der linken Seite vor sich. "Er ist ein Spieler von einem anderen Planeten", sagt der Linksverteidiger heute. Die Abstimmung mit Hleb passte - und mit ihr Molinaros Form. Der Italiener braucht offenbar eine konstante, verlässliche Größe in seiner Umgebung auf dem Platz, um sein Potenzial abrufen zu können - wie so viele seiner Mitspieler.

Die Zeit der Schmerzmittel ist vorbei

In dieser Spielzeit hatte der 27-jährige Italiener ständig verletzungs- oder systembedingt neue Mitspieler auf der linken Seite. "Da ist es nicht leicht, mal ein Gespür für den Vordermann zu entwickeln", sagt Molinaro. Wenn das Team obendrein noch in einer Abwärtsspirale steckt, wenn das Selbstvertrauen fehlt, dann reiht sich eine schlechte Leistung an die nächste. "Eine andere Erklärung für den Niedergang habe ich nicht", sagt er und seufzt: "Ich habe sie wirklich nicht."

Immerhin: Für den ratlosen Italiener gibt es Anlass zur Hoffnung. Die Zeit der Schmerzmittel ist vorbei. Wochenlang musste Molinaro Tabletten schlucken - eine Innenbanddehnung machte ihm zu schaffen. Er biss auf die Zähne. Bei den Spielen auf St. Pauli und in Bremen musste er nach einer Stunde ausgewechselt werden - die Schmerzen wurden zu groß. Vielen Mitspielern wie etwa Timo Gebhart (Sprunggelenksprobleme) oder Khalid Boulahrouz (Adduktorenprobleme) ging es ähnlich.

Wenn vor diesem Hintergrund das Publikum schon nach einem Fehlpass ungeduldig wird, schlägt das zusätzlich aufs Gemüt. Das Selbstvertrauen schwindet weiter. Molinaros Jubel nach dem kurzzeitigen 2:1 am Samstag gegen Kaiserslautern, das er vorbereitet hatte, war ein klares Zeichen. Er hielt die Hände hinter die Ohren und baute sich vor der Tribüne auf. Seine Botschaft: Na jetzt pfeift ihr nicht mehr, oder? Molinaro sagt jetzt, dass er die Fans zur Unterstützung animieren wollte. Dann schmunzelt er: "Naja, wenn ich mir das im Nachhinein anschaue, könnte man es auch anders interpretieren." Das sei aber egal, denn: "Ich weiß, dass es für die Fans nicht leicht ist. Ich kann ihnen aber garantieren, dass das ganze Team nichts anderes als den Klassenverbleib will. Wir werden es schaffen."