Na also, es geht doch! VfB-Kapitän Christian Gentner freut sich über den Auswärtssieg Foto: Baumann

Endlich hat der VfB Stuttgart wieder Grund zum Jubeln. Der neue Trainer Huub Stevens hat im ersten Spiel nach seiner Rückkehr das Sieger-Gen aktiviert – das 4:1 (1:1) beim SC Freiburg war der Lohn für eine engagierte Leistung

Freiburg - Als Schiedsrichter Manuel Gräfe (Berlin) die Pfeife zum erlösenden Schlusspfiff zum Mund führte, rissen die Stuttgarter Spieler die Arme in die Höhe, stießen Freudenschreie aus und fielen sich in die Arme. Was für eine Erleichterung! Nach drei Niederlagen in Folge mit 0:7 Toren hat der VfB in Freiburg das Ruder herumgerissen, und wenn auch nicht alles Gold war, so stärkt der Erfolg die Hoffnung auf bessere Zeiten. „Dieser Sieg bedeutet eine Riesen-Erleichterung für den ganzen Verein“, atmete Präsident Bernd Wahler auf.

Neuer Trainer, neues Glück? Das 4:1 in Freiburg nach Toren von Martin Harnik (31. und 76.), Carlos Gruezo (52.) und Timo Werner (68.) bei einem Gegentreffer durch Vladimir Darida (42.) spricht zumindest nicht dagegen. „Der Trainer hat noch mal jedem klargemacht, worum es geht, und dass wir nur eine Chance haben, wenn jeder eine Topleistung abruft“, sagte Wahler. Das hat gefruchtet. „In der ersten Halbzeit hatten wir etwas Glück, aber nach der Pause haben wir richtig guten Konterfußball gespielt und gezeigt, was wir drauf haben können“, sagte Stevens über seinen gelungenen Einstand.

Eine Empfehlung für einen geeigneten Nachfolger hatte Armin Veh bei seinem Rücktritt am vergangenen Montag nicht abgeben wollen, nur so viel: „Ich hoffe, dass er mehr Glück hat als ich.“ Und tatsächlich, Glück hatten Stevens und die Mannschaft wirklich. Denn Freiburg war lange Zeit die agilere, engagiertere und gefährlichere Mannschaft, doch der VfB kämpfte sich immer besser in die Partie, ging zweimal in Führung und verließ am Ende das Schwarzwaldstadion als verdienter Sieger. „Wir sind unheimlich glücklich“, sagte Harnik.

Viel hatte Huub Stevens seit seinem Dienstantritt am Dienstag ja nicht ändern können, ein paar Zeichen setzte er aber. Im Vergleich zum 0:1 gegen Augsburg änderte er die Startelf gleich auf vier Positionen. Für die gesperrten Daniel Schwaab (Gelb-Rot) und Oriol Romeu (fünfte Gelbe karte) brachte er Florian Klein und Carlos Gruezo, Sercan Sararer und Timo Werner ersetzten Daniel Ginczek und Filip Kostic. Im Tor stand wie gegen Augsburg Sven Ulreich – ein Signal, dass Stevens der langjährigen Nummer eins fürs Erste das Vertrauen schenkt.

Was die Personalien brachten? Zunächst nicht viel. Der VfB war zwar gut organisiert, doch im Spiel nach vorn ließ er viele Wünsche offen. So fiel die Führung wie aus heiterem Himmel: Mit der ersten VfB-Chance köpfte Martin Harnik den Ball ins Tor, und die Freiburger wussten nicht, wie ihnen geschah. Bis dahin hatten sie gedrückt und gedrängt – vergebens. Um ein Haar hätte der VfB nachgelegt, doch SC-Torhüter Roman Bürki rettete gegen Harnik (38.). Das Tor fiel dann auf der Gegenseite: Darida glich aus, wobei Sven Ulreich unglücklich aussah. Wenig später traf Felix Klaus die Latte (43.). „Wir hätten uns über einen Rückstand zur Pause nicht ärgern dürfen“, sagte Harnik.

Allerdings kam der VfB eher unbeeindruckt zurück. Nach einem Diagonalpass von Sararer schoss Christian Gentner den Freiburger Stefan Mitrovic an, den Abpraller nutzte Gruezo zu seinem ersten Tor im 14. Bundesligaspiel. Der 1:2-Rückstand warf die Freiburger aus der Bahn. Sie spielten nun viele Fehlpässe, einen davon fing Gentner ab, den Steilpass von Moritz Leitner vollendete Timo Werner zum 3:1. Dann sah Mitrovic nach einer Notbremse an Martin Harnik die Rote Karte (70.), was dem VfB in die Karten spielte. Gegen zehn Freiburger passte der eingewechselte Gotoku Sakai den Ball in die Mitte, wo Harnik zum 4:1 erhöhte. „Das war ein aufregendes Spiel“, sagte der Österreicher, den Schulter und Wade schmerzten, „aber das ist mir heute egal.“