Wohl bald ein Stuttgarter: BVB-Keeper Mitch Langerak Foto: Getty

Nach dem Abgang von Sven Ulreich macht der VfB Stuttgart den Neuanfang auf der Torhüterposition komplett. Womöglich schon beim Trainingsstart am Montag streift nicht nur Przemyslaw Tyton, sondern auch Mitch Langerak das VfB-Trikot über. Der Keeper soll vom BVB kommen.

Stuttgart - In Dortmund, das ist keine Frage, sind sie derzeit auf Neuanfang gepolt. An diesem Montag beginnt bei der Borussia die Vorbereitung auf die neue Bundesliga-Saison. Es ist nach sieben Jahren die erste ohne Ex-Trainer Jürgen Klopp. Thomas Tuchel übernimmt das Kommando – und nicht nur der Chefcoach nimmt es ernst in Sachen Neustart. Auch Mitchell Langerak.

Der Australier, den alle nur Mitch nennen, wird jedenfalls nicht mehr erwartet, wenn sich die BVB-Profis erstmals nach der Sommerpause in Dortmund die Kickstiefel schnüren. Dafür ist der Keeper womöglich anderswo Premierengast: beim ersten öffentlichen Training von VfB-Cheftrainer Alexander Zorniger. Der bittet seine Spieler ebenfalls an diesem Montag zum Auftakt in die Vorbereitung auf die neue Bundesliga-Saison. Um 18.30 Uhr präsentiert sich das Team samt der neuen Coaches der Öffentlichkeit. Und wenn alle Beteiligten zu Ende bringen, was in intensiven Verhandlungen in den vergangenen Tagen vorbereitet wurde, ist Mitch Langerak mit von der Partie.

Wechsel könnte schon Montag perfekt sein

Mit Borussia Dortmund und dem 26-jährigen Torhüter ist sich VfB-Sportvorstand Robin Dutt jedenfalls nahezu einig, nun muss Langerak noch den obligatorischen Medizincheck bestehen, dann könnte der Wechsel des australischen Nationalspielers für rund 2,5 Millionen Euro vom BVB zum VfB bereits an diesem Montag perfekt sein. Und der Konkurrenzkampf ums VfB-Tor wäre eröffnet.

Sven Ulreich, fünf Jahre lang Stammkeeper bei den Roten, gibt künftig den Ersatzmann für Manuel Neuer beim FC Bayern. Die bisherige Nummer zwei, Thorsten Kirschbaum, zieht es zum Zweitligisten 1. FC Nürnberg. Auch dieser Transfer – für etwa 500 000 Euro – könnte an diesem Montag über die Bühne gehen. Und weil man beim VfB Stuttgart dem bisherigen Drittligakeeper Odisseas Vlachodimos (21) in der Bundesliga noch keine tragende Rolle zutraut, haben sich Sportvorstand Robin Dutt, Chefcoach Alexander Zorniger und Torwarttrainer Andreas Menger nun gleich doppelt abgesichert.

Przemyslaw Tyton (28) hat bereits einen Zweijahresvertrag unterschrieben, der Pole kommt für eine Million Euro vom PSV Eindhoven, war zuletzt aber an den FC Elche nach Spanien verliehen. In Stuttgart trifft er auf Langerak, dessen Karriere damit eine überraschende Wendung nimmt.

Langerak galt als Weidenfeller-Nachfolger

Noch bis vor einigen Wochen galt er bei Borussia Dortmund als designierter Nachfolger von Roman Weidenfeller. Schon in der vergangenen Saison hatte er am Thron des Weltmeisters gerüttelt und den 34-Jährigen teilweise verdrängt. Für die neue Saison hatte sich der 26-Jährige, der für die Borussia in fünf Jahren 1. Bundesliga-, drei Champions-League- und zwölf Pokalspiele bestritten hat, die komplette Wachablösung vorgenommen. Langjährige Beobachter des BVB jedenfalls haben das gestiegene Selbstwertgefühl des Torhüters durchaus registriert.

Einst gab er ausschließlich den Lernwilligen, auf den Verlass war, wenn er gebraucht wurde. Nun formulierte er höhere Ansprüche, im Halbfinale des DFB-Pokals etwa hat sie Langerak im Elfmeterschießen und zuvor beim Zusammenprall mit Bayern-Stürmer Robert Lewandowski untermauert. Im Cup-Endspiel in Berlin allerdings sah der Australier bei der 1:3-Niederlage nicht immer glücklich aus. Und wenig später hat der BVB Roman Bürki verpflichtet.

Der Schweizer kommt vom SC Freiburg – was für Langerak wohl das entscheidende Signal war, seine Zukunft doch noch einmal zu überdenken. Trotz eines Vertrags bis 2016 verlässt er nach fünf Jahren den BVB und nimmt den Konkurrenzkampf lieber beim VfB auf. Ähnlich wie in Dortmund wird er bei den Roten wohl rund eine Million Euro verdienen – und der VfB hätte am Ende fast exakt den Ertrag aus dem Ulreich-Verkauf in die Neuaufstellung im Torhüterbereich investiert. Statt Ulreich und Kirschbaum heißt das Duo nun Langerak und Tyton.