Die Fingerzeige von William Kvist: Der defensive Mittelfeldspieler des VfB lässt kein gutes Haar an Ex-Trainer Bruno Labbadia, vom neuen Coach Thomas Schneider ist er begeistert. Vier markante Aussagen finden Sie in der Bildergalerie. Foto: Pressefoto Baumann

Dänen lügen nicht, heißt es. Wenn das stimmt, muss Bruno Labbadia beim VfB Stuttgart schlechte Arbeit abgeliefert haben. Denn der dänische Nationalspieler William Kvist lässt kein gutes Haar an seinem früheren Coach.

Stuttgart - Es ist noch nicht lange her, da war William Kvist (28) ein Auslaufmodell beim VfB Stuttgart. Unter Ex-Trainer Bruno Labbadia spielte der Mittelfeldmann keine Rolle mehr. Und irgendwie wartete im Sommer jeder darauf, dass der ausgebootete Däne Servus sagt und den Wechsel zu einem anderen Club bekanntgibt. Jetzt haben sich die Zeiten geändert – Labbadia spielt bekanntlich keine Rolle mehr, und unter dem neuen Trainer Thomas Schneider sind Kvists Aktien beim VfB rasant in die Höhe geschnellt. Deshalb gibt es vor dem Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt an diesem Sonntag (17.30 Uhr/Sky) vieles zu besprechen mit Kvist, der wieder voller Hoffnung in die Zukunft blickt – und den Ex-Coach scharf attackiert.

Die Probleme unter Labbadia: Kvists Mängelliste ist lang, sie beginnt bei der täglichen Arbeit. „Wir haben zu viel trainiert“, sagt der Däne: „Ich hatte den Eindruck, dass wir oft immer alles auf einmal einüben sollten.“ So litt die Konzentration aufs Wesentliche, viele Profis fühlten sich überfrachtet von zu vielen Aufgaben, weshalb die Motivation litt. „Wir haben aus meiner Sicht keine Fortschritte gemacht, der klare taktische Plan hat gefehlt“, sagt Kvist, „und in den Trainingsspielen wurde oft zu viel Wert auf Zweikämpfe gelegt – das Spielerische kam zu kurz.“

Das schlechte Verhältnis zu Labbadia: Im März klopfte William Kvist an die Tür zur Trainerkabine – und was er dann sagte, ließ wenig Raum für Spekulationen. „Ich habe dem Coach mitgeteilt, dass es besser ist, wenn wir uns im Sommer trennen.“ Labbadia hatte Kvist damals plötzlich aus dem Team genommen. „Ich konnte unter diesem Trainer nicht mehr meine beste Leistung bringen“, sagt der defensive Mittelfeldmann dazu. „Ich sollte die Abwehr stabilisieren und gleichzeitig auch noch offensiv permanent Akzente setzen, das ging nicht.“ Kvist betont aber, auch selbst Fehler gemacht zu haben: „Ich hätte das Gespräch mit dem Coach früher suchen müssen.“

Die Fortschritte unter Schneider: Der neue Trainer rief laut Kvist die Stunde null aus. „Er hat uns gesagt, dass jeder, der Gas gibt, die Chance hat zu spielen.“ Das galt auch für Kvist, der sich reinkniete – und nun wieder das ist, was er vor der Degradierung schon war: unangefochtener Stammspieler.

„Thomas Schneider hat mir gesagt, dass ich einfach mein Spiel machen soll“, sagt Kvist. Der Trainer gebe ihm die nötige Freiheit: „Ich kann während des Spiels improvisieren und mich auf mein Gefühl verlassen“, ergänzt Kvist, der sich als Stabilisator der Defensive sieht: „Ich will das Team mit führen – und wenn dann noch Platz für Offensivaktionen ist, möchte ich auch da meine Akzente setzen.“ Zuerst zu viele Vorgaben von Labbadia – nun die freie Hand und damit das totale Vertrauen Schneiders: Kvist, der 2011 für 3,5 Millionen Euro vom FC Kopenhagen zum VfB wechselte, sieht sich und seine Fähigkeiten nun wieder gewürdigt. Er blüht auf: „Es macht mir wieder Spaß, Fußball zu spielen“, sagt er und ergänzt, dass es den Kollegen genauso gehe – was die nächste Breitseite gegen Labbadia ist. „Wir können unter dem neuen Trainer bessere Leistungen bringen“, sagt William Kvist.

Das Konzept Schneiders: Immer wieder spricht Kvist von der taktischen Ordnung, die sich unter dem neuen Coach extrem verbessert habe: „Ich denke, dass wir besser und kompakter stehen, jedem Profi ist klar, was er zu tun hat“, sagt der Däne – und was für die Defensive gilt, soll bald auch für die Offensive gelten. Mehr noch: Kvists Ansage für den Angriff klingt irgendwie fast schon wie ein Versprechen. „Ich bin mir sicher, dass sich unser Spiel nach vorne bald verbessern wird“, sagt er: „Wir studieren das Positionsspiel nun wieder intensiv ein und trainieren die Abläufe.“

Unter Labbadia dagegen habe es oft nur Trainingspartien acht gegen acht gegeben – nun, unter Schneider, stünden auch Überzahlspiele im Fokus. „Wir spielen auch mal acht gegen drei. So fördert man technische Dinge, die Ruhe am Ball und das Umsetzen von fußballerischen Lösungen“, sagt Kvist, der auch die Reduzierung des Trainingsumfangs begrüßt: „Jetzt arbeiten wir konzentrierter auf verschiedene Punkte hin, und es gibt klare Ansagen, was zu tun ist.“ Wenn man zu viel auf einmal wolle, sei das eben nicht gut, meint Kvist noch. Es ist ein letzter, deutlicher Gruß an Bruno Labbadia.