VfB-Neuzugang Artem Krawets (li.), gegen John Terry, FC Chelsea Foto: Getty

Diskutieren Sie mit - Ein paar vertragliche Details sind noch zu klären, und der Medizincheck steht noch an, dann kann der VfB den ersten Wintertransfer offiziell melden: Artem Krawets, 26-jähriger Stürmer aus Reihen des ukrainischen Erstligisten Dynamo Kiew. Ist Krawets gut genug für den Kampf gegen den Abstieg?

Stuttgart - Ein paar vertragliche Details sind noch zu klären, und der Medizincheck steht noch an, dann kann der VfB gleich nach Neujahr den ersten Wintertransfer offiziell melden: Artem Krawets, 26-jähriger Stürmer aus Reihen des ukrainischen Erstligisten Dynamo Kiew. Den wuchtigen Angreifer leiht der Fußball-Bundesligist zunächst bis zum Saisonende aus – mit einer Kaufoption. Die Leihgebühr für den Ukrainer (1,89 m/78 kg) dürfte bei rund 500 000 Euro liegen.

Krawets ähnelt in seiner Spielweise offenbar VfB-Stürmer Daniel Ginczek (24), der nach seiner Bandscheibenoperation am Hals die am 4. Januar in Belek/Türkei startende Vorbereitung auf die Rückrunde nicht mitmachen kann. Der Angreifer trug zwölfmal das ukrainische Nationaltrikot und brachte es auf vier Treffer. Für den renommierten Club aus Kiew spielt er seit 2013. Er absolvierte 128 Spiele für Dynamo und schoss 39 Tore. Zu Beginn dieser Spielzeit verlor Krawets seinen Stammplatz, wurde aber immer mal wieder eingewechselt (zwölf Einsätze/zwei Tore). In der Champions League stand er zuletzt im Vorrundenspiel beim FC Chelsea (1:2) auf dem Platz.

Schwierige Mentalität

Über das wahre Leistungsvermögen von Artem Krawets sagen die Zahlen aber wenig aus. Die ukrainische Premyer Liga ist mit der Bundesliga nicht zu vergleichen, das spielerische und taktische Niveau gilt im internationalen Vergleich als bescheiden. Auch die Einsätze in der Nationalmannschaft taugen nur sehr bedingt als Qualitätsmaßstab. Wer bei Dynamo Kiew spielt, wird sozusagen von Amts wegen in die Landesauswahl berufen.

Die Mentalität ukrainischer Spieler gilt überdies als schwierig. Stürmer Andrij Woronin versuchte von 1995 bis 2009 sein Glück bei Clubs wie Borussia Mönchengladbach, Mainz 05, 1. FC Köln, Bayer Leverkusen und Hertha BSC. So richtig angekommen ist er im deutschen Fußball nie. Er galt als Stürmer mit überragenden Anlagen, seine Leistungen schwankten aber zwischen Kreis- und Weltklasse. Sein Landsmann Anatoli Timoschtschuk, Mittelfeldspieler, trug von 2009 bis 2013 das Trikot des FC Bayern. Die hohen Erwartungen konnte er nicht erfüllen. Schlagzeilen machte er vor allem dadurch, dass er einen eigenen Koch und Friseur beschäftigte.

Die Preise explodieren

Das alles zeigt: Die Ausleihe von Krawets lebt auch ein Stück weit vom Prinzip Hoffnung. Ist er stark genug, um die Lücke zu schließen, die Daniel Ginczek voraussichtlich erst im März wieder füllen kann? Macht er taktisch und spielerisch noch einen Sprung? Ist er der Tempohärte der Liga gewachsen? Es bleiben Zweifel. Aber was sind die Alternativen? Die finanziellen Möglichkeiten des VfB halten sich in engen Grenzen. Die Preise im internationalen Fußball sind jedoch explodiert, Robin Dutt soll mit sechs bis maximal acht Millionen Euro möglichst vier brauchbare Spieler an den Neckar locken. Da liegt der Blick gen Osten nahe.

VfB-Coach Jürgen Kramny will das Flügelspiel neu beleben. Vor allem über Filip Kostic und Martin Harnik. Deshalb stand die Suche nach einem typischen Stoßstürmer mit Vollstrecker-Qualitäten offenbar mit ganz oben auf der Dringlichkeitsliste.

Schon seit längerem auf dem VfB-Radar

Nach Informationen unserer Zeitung hatte der VfB Stuttgart den Ukrainer schon im vergangenen Winter auf dem Radar, als nicht klar war, ob Ginczek nach seinem Kreuzbandriss rechtzeitig wieder fit wird. Kiew ließ den Angreifer aber nicht ziehen. Artem Krawets hatte vergangene Saison noch zum Stammpersonal des Clubs gezählt, der im Februar 2016 im Achtelfinale der Champions League auf Manchester City trifft.

Während seiner großen Zeiten zwischen 1979 und 1990 gewann Dynamo Kiew mit Superstürmer Oleg Blochin und dem legendären Coach Waleri Lobanowski zweimal den Europapokal der Pokalsieger.