Szenen wie nach dem Mainz-Spiel sollen sich in Wolfsburg nicht wiederholen Foto: Baumann

Die Anhänger des VfB Stuttgart wollen nicht so recht ans Wunder von Wolfsburg glauben – 3000 werden ihre Mannschaft aber trotzdem vor Ort unterstützen.

Stuttgart - Jetzt, wo das Ende nah ist, beschleicht viele Fans des VfB Stuttgart ein mulmiges Gefühl. Nach Tagen zwischen Wut, Frust und Galgenhumor wird vielen auf den letzten Metern plötzlich ganz schön bange. Letzte Ausfahrt Wolfsburg? War es das an diesem Samstag, 17.15 Uhr, mit der Bundesliga? War es das wirklich?

Zweckoptimismus findet man bei all jenen, die den roten Brustring über dem Herzen tragen, kaum noch. Er ist traurigem Realismus gewichen. Wunder mag es in der Bibel geben. Aber nicht auf dem Fußballplatz.

Nicht mit dieser VfB-Mannschaft. Sie ist tot, zumindest aus Sicht des weiß-roten Anhangs. Aber deswegen zu Hause bleiben, die Arbeit einstellen? Mitnichten! „Solange die Chance zur Rettung besteht, wird die Unterstützung von den Rängen vorhanden sein“, versprechen die Ultras vom Schwabensturm. Unter dem Motto „Alle in Rot“ werden 3000 Fans den VfB bei seinem womöglich letzten Auftritt im Oberhaus begleiten. Der Gästebereich der VW-Arena ist ausverkauft, wie auch das ganze Stadion.

„Die zweite Liga nicht schöntrinken“

„Wir haben keine Hoffnung mehr, es ist durch“, sagt Stephanie Hummel. Sie wird mit etwa 80 Fanclub-Freunden vom RWS Berkheim an diesem Samstag trotzdem in den Bus steigen, um die 530 Kilometer lange Strecke zurückzulegen. Wozu? Ganz einfach: „Weil man Fan ist und auch in schlechten Zeiten zu seinem Verein stehen muss.“

Diese Grundhaltung legt auch Stefan Kuhsiek vom Fanclub Roter Brustring Hamburg an den Tag. Als von HSV-Fans umgebener Ur-Hamburger ist ihm die Gefühlslage zwischen Tod und Leben nicht fremd. „Ändern können wir eh nichts mehr, also machen wir das Beste draus!“ Also noch einmal mit voller Kapelle nach Wolfsburg, für die wohl vorerst letzten 90 Minuten erstklassigen Fußball. Der Blick geht aber bereits nach unten, oder vielmehr: voraus. „Es gibt auch ein Leben nach der Bundesliga“, entwickelt Kuhsiek sogar eine gewisse Vorfreude auf Liga zwei. Spiele am Millerntor in St. Pauli etwa, denen auch Stefanie Hummel von den RWS Berkheim entgegenfiebert. Und mehr noch den Duellen gegen Clubs wie Karlsruhe, Kaiserslautern oder 1860 München.„Andererseits braucht man sich die zweite Liga jetzt auch nicht schönzutrinken“, findet Kuhsiek. Der Fanclub-Vorsitzende berichtet von Beileidsbekundungen seitens anderer Fanlager. Dass der VfB erhobenen Hauptes dem Untergang entgegensieht, nötigt zumindest in Hamburg vielen Respekt ab.

Würdevoll verabschieden

Würdevoll wollen sich auch die Fans der Roten verabschieden, sollte das Wunder von Wolfsburg ausbleiben. Mit Krawallen oder einem neuerlichen Platzsturm ist nicht zu rechnen. Trotzdem wurden in Wolfsburg die Sicherheitsvorkehrungen angepasst. „Wir sind auf alle Eventualitäten vorbereitet“, teilte eine Clubsprecherin auf Anfrage mit.

In der Heimat sieht es ebenfalls nach einem eher stillen Abgang aus. Große Kneipenparties wird es nicht geben, es sei denn . . . Noch ist der VfB ja nicht abgestiegen.