Der VfB um Daniel Schwaab (li.) hat gegen Bayer (Derdiyok) das Nachsehen. Foto: dpa

Schon wieder ein Tor in der Schlussphase kassiert, schon wieder verloren – und schon wieder hängende Köpfe. Der VfB steckt nach der Niederlage bei Bayer Leverkusen  tief im Schlamassel.

Schon wieder ein Tor in der Schlussphase kassiert, schon wieder verloren – und schon wieder hängende Köpfe. Der VfB steckt nach der Niederlage bei Bayer Leverkusen  tief im Schlamassel.

Leverkusen - Thomas Schneider lief vorneweg in Richtung der VfB-Fankurve, und was der Trainer von da zu hören bekam, dürfte so etwas wie das Motto für die nächsten Wochen sein. „Niemals aufgeben – kämpfen und siegen“, skandierten die Anhänger des VfB – und spendeten Schneider und seinem Team Applaus. Wenn es einen Trost gab nach dem 1:2 bei Bayer Leverkusen, dann war es die wohlwollende Haltung der Treusten der Treuen. Die Fans haben ihre Mannschaft noch nicht aufgegeben – klar ist aber, dass sich der VfB am Sonntag gegen den FC Augsburg (15.30 Uhr/Sky) keine weitere Niederlage mehr erlauben darf. Ansonsten, so viel dürfte feststehen, kippt die Stimmung.

Fakt ist: Der VfB hat nach sechs Niederlagen aus den vergangenen sieben Spielen nur noch zwei Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz – der Kampf gegen den Abstieg ist in vollem Gange. Doch ist die junge Mannschaft überhaupt dafür gewappnet – und kann sie dem größer werdenden Druck überhaupt standhalten? Eine Analyse.

Schwache Schlussphasen: Drei Rückrundenspiele, dreimal 1:0 in Führung gelegen – und am Ende jeweils nach späten Gegentreffern mit 1:2 verloren. Der VfB knickt in schöner Regelmäßigkeit weg, wenn es darauf ankommt – und keiner scheint die Ursachen zu kennen. „Haben Sie einen Psychologen für uns“, sagte Mittelfeldmann Moritz Leitner und blickte fragend in die Runde, Antonio Rüdiger ließ wissen, „dass ich ehrlich gesagt überhaupt nicht weiß, woran das liegt“ – und Thomas Schneider wollte nach dem 1:2 in Leverkusen weder etwas von konditionellen Mängeln noch von Schwächen in der Konzentration wissen. Doch was ist es dann?

Schneider lebt den vom ganzen Verein ausgerufenen Jugendstil vor und schenkt jungen Profis wie Rüdiger, Rani Khedira oder Timo Werner das Vertrauen. Klar sei aber auch, sagte Schneider, dass die jungen Spieler noch nicht so konstant seien. Vor allem nicht in der Schlussphase, wo es gerade bei engen Spielständen einen kühlen Kopf und eine austarierte Strategie braucht.

Ist der VfB also zu grün, um die Spiele in den letzten Minuten für sich zu entscheiden oder zumindest kein Gegentor hinnehmen zu müssen? Ist er sogar zu grün für den Kampf gegen den Abstieg? „Qualität hat nichts mit dem Alter zu tun“, entgegnete Torhüter Sven Ulreich. Rüdiger ergänzte, dass die Leichtigkeit für die jungen Spieler ein Vorteil sein könne: „Das ist unser Plus, denn wir haben nicht so den Druck wie die anderen, wir können befreiter aufspielen.“

Schneider jedenfalls stellte sich nach dem Nackenschlag in Leverkusen demonstrativ vor seine Jungprofis – und nahm stattdessen die Älteren in die Pflicht. „Christian Gentner, Martin Harnik oder Vedad Ibisevic müssen Verantwortung übernehmen“, sagte er, „ich erwarte ein gutes Coaching auf dem Platz, sie sollen die Jungs aufbauen, sie pushen und auch mal zur Räson rufen.“

Das Dumme ist nur, dass Kapitän Gentner wegen eines Muskelfaserrisses im Oberschenkel auch gegen Augsburg fehlen wird. Und die beiden Offensivmänner Harnik und Ibisevic dürften auf dem Platz eher selten die Gelegenheit haben, die Defensive in hektischen Situationen zu ordnen. Zudem ist Innenverteidiger Daniel Schwaab nicht gerade für seine Kommandos bekannt – und auch für Torhüter Sven Ulreich sind die Mittel der Einflussnahme positionsbedingt begrenzt. Fakt ist: Die jungen Spieler müssen schnell aus den Fehlern lernen – und die erfahrenen müssen sie dabei besser an die Hand nehmen, als sie das in den ersten Rückrundenspielen taten. Ansonsten droht der Absturz.

Der Spielaufbau: Es ist das alte Lied. Hat der VfB den Ball, hat er ein Problem. Das Spiel nach vorne stockt nach wie vor – auch in Leverkusen schaffte es der VfB selten, die Kugel strukturiert nach vorne zu bringen. Vor allem der zentrale Mittelfeldspieler Moritz Leitner leistete sich viele Ballverluste, und neben ihm zeigte Gentner-Ersatz Rani Khedira, dass seine Stärken eher in der Defensive liegen – und nicht im Aufbauspiel. Zudem fehlt es Rechtsverteidiger Gotoku Sakai an Präzision und Klasse, weshalb gegen den FC Augsburg neues Ungemach droht. Zumal das Team von Markus Weinzierl für seine Aggressivität und Kompaktheit bekannt ist. Gegen solche Gegner tat sich der VfB zuletzt besonders schwer. Das ist auch Sven Ulreich klar – weshalb er betonte: „Wir müssen jetzt einfach einen dreckigen Sieg landen.“