VfB-Trainer Jürgen Kramny Foto: dpa

Unter dem neuen Trainer Jürgen Kramny hat sich beim VfB Stuttgart schnell eine Stammelf gefunden. Einige etablierte Profis schauen unterdessen in die Röhre.

Stuttgart - So schnell kann es gehen im Fußball. Zuweilen genügt schon ein Trainerwechsel, damit von einem Tag zum anderen aus Gewinnern Verlierer werden – und umgekehrt. Georg Niedermeier etwa, der Abwehrmann mit dem Stürmer-Gen (zwei Tore gegen die TSG Hoffenheim), stand in der Hinrunde unter Trainer Alexander Zorniger auf verlorenem Posten. Seit Jürgen Kramny sein Amt übernommen hat, ist er Stammspieler. Anders lief es für Florian Klein: Der Österreicher, unter Zorniger gesetzt, drückt fast nur noch die Bank.

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Gute Zeiten, schlechte Zeiten.Die Gewinner und Verlierer unter Kramny:

Rechtsverteidiger: Kevin Großkreutz/Florian Klein Als Kevin Großkreutz (27) im Winter für 2,2 Millionen Euro von Galatasaray Istanbul kam, schlug er sofort ein. Schon im Trainingslager in Belek zeigte er eine hohe Präsenz. Trainer Kramny schätzt an dem Weltmeister die Einsatzfreude, den unbedingten Siegeswillen und die große Emotionalität, mit der er Mitspieler und Fans mitzureißen versteht. Großkreutz hat sowohl in der Bundesliga als auch im DFB-Pokal in neun Begegnungen noch keine Minute verpasst.

Florian Klein (29) war in der Hinrunde gesetzt, seither saß er in beiden Wettbewerben in neun Partien fünfmal auf der Bank, in den anderen Begegnungen kam er nur zu Kurzeinsätzen. Das ist kein günstiges Omen für die EM in Frankreich: Um sein Ticket muss der Österreicher zwar nicht bangen, aber ohne Spielpraxis beim VfB könnte sein Stammplatz in der Nationalmannschaft in Gefahr geraten.

Innenverteidiger rechts: Daniel Schwaab/Toni Sunjic Am Ende von Zornigers Amtszeit gelang Daniel Schwaab (27) der Sprung zur festen Größe. Seither hat er seinen Stammplatz erfolgreich behauptet, was auch daran liegt, dass Toni Sunjic (27) sich zuvor zu viele Fehler erlaubt hatte. Schwaab ist eine deutlich verlässlichere Größe als der Neuzugang, für den der VfB stolze 3,3 Millionen Euro an den russischen Erstligisten FK Krasnodar überwiesen hat. Gut möglich, dass Sunjic den VfB nach dieser Saison bereits wieder verlässt – falls der Verein die auslaufenden Verträge mit Schwaab und Niedermeier verlängert. Mit beiden will Sportvorstand Robin Dutt noch in dieser Woche die Gespräche aufnehmen.

Innenverteidiger links: Georg Niedermeier/Timo Baumgartl Seit Georg Niedermeier (30) 2009 zum VfB kam, hat er viele Höhen und Tiefen erlebt – mit dem Verein, aber auch persönlich. Mal setzten die Trainer auf ihn, mal nicht. Der Münchner hat sich nie unterkriegen lassen – auch nicht, als Alexander Zorniger ihn komplett links liegen ließ. Jetzt hat er wieder Oberwasser. Unter Kramny hat er sich als Abwehrchef etabliert: Beim 5:1 gegen die TSG Hoffenheim lieferte er nicht nur wegen seiner beiden Tore sogar eine überragende Vorstellung ab. In der Winterpause stand schon ein Vereinswechsel im Raum, jetzt deutet einiges auf die Verlängerung seines Vertrags hin, der im Sommer ausläuft.

Dagegen spielt Timo Baumgartl (20) keine Rolle mehr, woran er allerdings nur teilweise selbst schuld ist. Sein atemberaubender Aufstieg vom Talent zum Stammspieler endete Anfang Dezember. Im Trainingslager in Belek warf ihn ein Grippevirus zurück, danach fiel er wegen einer Blinddarm-OP aus. An diesem Dienstag soll Baumgartl erstmals wieder mit der Mannschaft trainieren.

Rechtes Mittelfeld: Lukas Rupp/Martin Harnik Der bisherige Aufsteiger der Saison heißt Lukas Rupp (25): Nach seinem Wechsel vom Bundesliga-Absteiger SC Paderborn benötigte der gebürtige Heidelberger ein paar Wochen Anlaufzeit, dann kam Jürgen Kramny – seither ist Rupp aus der Mannschaft nicht mehr wegzudenken. Er erobert und verteilt die Bälle und hat Ideen im Spielaufbau (sechs Vorlagen). Seine Torausbeute (drei Treffer) ist allerdings ausbaufähig.

Jahrelang war das rechte Mittelfeld das Revier von Martin Harnik (28). Ein Außenbandanriss im Knie stoppte ihn, Rupp sprang in die Bresche – jetzt kämpft sich der Österreicher, der wie Florian Klein die EM im Blick hat, über Kurzeinsätze heran. Sein Vertrag endet im Sommer – Ausgang offen.

Damit nicht genug: Es gibt weitere Verlierer unter Jürgen Kramny – allerdings ist ihre Situation speziell. Jan Kliment (22): Der Stürmer, Neuzugang vom tschechischen Erstligisten FC Vysocina Jihlava, kam in der Hinrunde noch zu ein paar Kurzeinsätzen. In seinem zweiten Spiel, beim 2:2 in Hoffenheim, steuerte er den Treffer zum 1:1 bei. Das brachte ihn aber nicht näher an die Stammelf heran. Unter Kramny war er in zwölf Spielen nur dreimal im Kader und spielte noch keine Minute. Arianit Ferati (18), Mart Ristl (19), Marvin Wanitzek (22), Boris Tashchy (22): Die Talente gehören eigentlich dem Profikader an. Bis vor vier Wochen trainierten sie regelmäßig unter Jürgen Kramny. Wegen der sportlichen Schieflage des VfB II, der gegen den Abstieg aus der dritten Liga kämpft, sind sie jetzt ständig bei der zweiten Mannschaft, wo sie regelmäßig zum Einsatz kommen.