Kostic, Didavi, Ginczek, Harnik (v.li.): Vier Angreifer, vier Abgänge? Foto: Baumann

Der VfB-Offensive droht der Aderlass: Filip Kostic, Daniel Ginczek, Daniel Didavi und Martin Harnik sind wohl nicht zu halten – und was wird aus Alexandru Maxim?

Stuttgart - Noch ist Robin Dutt im Hier und Jetzt verhaftet. Bis Montag, 18 Uhr, hat er noch Zeit, dann muss die Tinte unter dem Vertrag des neuen Innenverteidigers trocken sein, soll es mit einer Verpflichtung für die Rückrunde noch klappen. Danach tankt der Sportvorstand ein, zwei Wochen lang auf, und dann geht es an die Planung für die kommende Saison – die ihn viel, viel Kraft kosten wird. Denn das Gesicht des VfB dürfte sich mehr verändern, als es Dutt lieb sein wird.

Längst hat es sich in ganz Europa herumgesprochen, dass beim VfB in der Offensive einige Brillanten funkeln, die auch Topvereine schmücken würden. Je näher das Saisonende rückt, desto lauter und begehrlicher dürften die Lockrufe werden für Filip Kostic, Daniel Didavi und Daniel Ginczek. Und weil im VfB-Clubheim keine Fantasten arbeiten, ist die Meinung ziemlich einhellig: Warme Worte und das Kleingeld, das der VfB zu bieten hat, werden die drei nicht überzeugen. Ihr Abgang ist so gut wie sicher.

Kostic (23) war schon vergangenen Sommer nur mit Mühe und Not zu halten. Nach dem Trainerwechsel im Dezember entdeckte der Flügelstürmer zwar seine Liebe zum VfB neu, allerdings machte er keinen Hehl daraus, dass es ihn über kurz oder lang wegzieht – vorzugsweise nach England, wo den Clubs das Geld dank des neuen Fernsehvertrags besonders locker sitzt. 20 Millionen Euro als Trostpflaster für den VfB sind da wohl drin. Didavi (25) war bei Bayer Leverkusen ein heißer Kandidat, doch das Interesse des Werkclubs ist weitgehend erloschen. Dafür steht der Spielmacher weit oben auf der Wunschliste des VfL Wolfsburg – eine Wertschätzung, die nicht einseitig ist.

Ginczek (24) kämpft nach seiner Bandscheiben-Operation um sein Comeback, doch vollmundig verkündet er: „Ich werde stärker sein als vorher.“ Was der eine oder andere Verein in Europa als Bewerbung verstehen dürfte. Mit jedem Tor, das Ginczek in der Rückrunde erzielt, rückt er ein Stück weiter weg vom VfB. Nicht genug: In Martin Harnik (28) ist auch der vierte Angreifer auf dem Sprung. Der Österreicher ist sich, wie zu hören ist, offenbar selbst noch nicht schlüssig über seinen weiteren Weg. Doch Schalkes Manager Horst Heldt oder sein designierter Nachfolger Christian Heidel, der spätestens im Sommer vom FSV Mainz 05 kommen soll, werden notfalls ein paar Scheine draufpacken, um das lange anhaltende Werben um Harnik zum erfolgreichen Ende zu führen.

Der VfB will Kapitän Christian Gentner und Stürmer Timo Werner halten

Unterm Strich dürfte das die VfB-Kasse so üppig füllen wie selten zuvor. Zugleich erhöht es den Druck auf Robin Dutt, die vielen Millionen so sinnvoll in neue Spieler zu investieren, dass daraus eine schlagkräftige Truppe entstehen kann. Anführen soll sie weiter Christian Gentner (30), dessen Vertrag Ende Juni ausläuft und vorzeitig verlängert werden soll, wie Dutt mit dem Kapitän schon mal mündlich ausgelotet haben soll.

Auch ein Wechsel von Timo Werner (19) ist bei den VfB-Strategen kein Thema, auch dann nicht, wenn Angebote ins Haus flattern. Allerdings besteht auch bei Werner akuter Gesprächsbedarf, nachdem dessen Vater und Berater Günther Schuh kürzlich öffentlich erklärt hat, er sehe seinen Sohn weiter in der Rolle des zentralen Stürmers. Der VfB dagegen plant mit Werner eher links als Ersatz für Kostic, wo seine Qualitäten als raumgreifender Stürmer besser zum Tragen kommen. Im Zentrum soll Artem Kravets (26) künftig für Tore sorgen, falls die Leihgabe von Dynamo Kiew in der Rückrunde Fuß fasst und der VfB die Kaufoption zieht.

Offen ist auch, was aus Alexandru Maxim (25) wird. Der Rumäne hat seinen Vertrag in der Hoffnung, die Nachfolge von Daniel Didavi als Spielmacher antreten zu können, erst bis 2019 verlängert. Nun geht Didavi wohl, doch damit ist der Weg für Maxim nicht frei. Zu lange wartet der VfB schon darauf, dass er sportlich den nächsten Schritt macht. Weshalb sich der eine oder andere Stratege auf dem Cannstatter Wasen auch Lukas Rupp, der sich auf dem rechten Flügel zum Stammspieler gemausert hat, in der zentralen Rolle vorstellen kann. Vor allem, wenn Harnik doch bleibt oder Florian Klein dauerhaft ins Mittelfeld rückt.

Dessen Stammplatz als rechter Verteidiger hat erst mal Kevin Großkreutz inne. Umso mehr stellt sich die Frage nach dem Verbleib von Daniel Schwaab (27/Vertrag läuft aus), der nur an wirklich guten Tagen zu überzeugen weiß. Auch bei Georg Niedermeier (29) endet der Kontrakt im Sommer. Anders als Trainer Alexander Zorniger hält dessen Nachfolger Jürgen Kramny große Stücke auf den Innenverteidiger. Falls dessen Zukunft schnell zu klären ist, wird es Robin Dutt nur recht sein. Er hat ja nun wahrlich vieles andere abzuarbeiten.