Jürgen Kramny, Trainer des VfB Stuttgart II vor den „Rems­ecker Rabauken“ Foto: Baumann

Wenn der VfB Stuttgart II an diesem Sonntag im Drittligaderby auf die Stuttgarter Kickers trifft, ist er nominell die Heimmanschaft, muss aber mit deutlich weniger Unterstützung rechnen. Nur ein Fanclub hält zur zweiten Mannschaft der Roten.

Stuttgart - Wenn an diesem Sonntag (15.30 Uhr) das Derby in der dritten Liga zwischen dem VfB Stuttgart II und den Stuttgarter Kickers angepfiffen wird, hat der Nachwuchs des Fußball-Bundesligisten ein Heimspiel – zumindest auf dem Papier. Die Fans der Blauen allerdings werden in der Mehrzahl sein – nicht nur, weil das Bundesligateam der Roten wenig später (17.30 Uhr) in der Mercedes-Benz-Arena zum Heimspiel gegen den FC Ingolstadt aufläuft. Auch ohne diese Fast-Überschneidung finden sich zu den Heimspielen des VfB II selten mehr als 400 bis 500 Anhänger der Roten im Gazistadion ein. Der VfB II rangiert in der Zuschauertabelle der dritten Liga auf dem letzten Platz. „Für uns ist fast jedes Spiel ein Auswärtsspiel. Die Spieler müssen sich deshalb oft selbst in Schwung bringen“, sagt VfB-Trainer Jürgen Kramny. Immerhin: Auf die Remsecker Rabauken können sich der Coach und seine Spieler verlassen.

Der Club ist der Exot unter den offiziellen Fan-Gruppierungen des VfB Stuttgart. Die 30 Mitglieder nämlich reisen nicht nach Hamburg, Leverkusen oder München, und sie pilgern auch nicht in die Arena am Neckar – sondern begleiten die zweite Mannschaft bei jedem ihrer Spiele in Liga drei. „Uns ist aufgefallen, dass kaum VfB-Fans zur U 23 kommen. Die zweite Mannschaft ist für den Verein aber sehr wichtig, um eigene Talente zu fördern. Deshalb besuchen wir deren Spiele“, sagt der Vorsitzende Markus Klausner und ergänzt die außergewöhnliche Rückendeckung: „Das hat sich so ergeben. Wir haben uns bewusst dazu entschieden, die Spiele des VfB II zu besuchen, weil auch die zweite Mannschaft Unterstützung verdient hat.“ Jürgen Kramny freut’s.

Die Remsecker Rabauken sind immer mit dabei – egal wo der VfB II spielt

„Die Remsecker Rabauken sind immer da, sogar in Osnabrück waren sie mit acht bis zehn Leuten dabei“, erinnert sich der Trainer an die Mitglieder des 2012 gegründeten Fanclubs, die oft entschädigt werden für ihre Vorliebe für die dritte Liga. „Zu den Spielern haben wir einen guten Kontakt. In der vergangenen Winterpause gab es ein großes Treffen“, sagt Klausner, der es schade findet, dass sonst nur wenige Fans zu den Drittligaspielen kommen: „Die Mannschaft hat auf jeden Fall mehr Unterstützung verdient. Aktuell ist das viel zu wenig.“

Der Großteil der VfB-Anhänger macht noch immer einen großen Bogen um das Gazistadion, weil es für sie nach wie vor als die Spielstätte der Kickers gilt. Für Klausner ist das nur eine Ausrede: „Natürlich wäre uns lieber, wenn die U 23 wie früher im Robert-Schlienz-Stadion spielen würde, aber das geht aufgrund von Sicherheitsauflagen eben nicht. Außerdem war der Zuspruch in Großaspach ja auch nicht unbedingt besser.“ Dort trug der VfB II in der vergangenen Saison wegen des Umbaus des Gazistadions seine Heimspiele aus. Das Derby im Ausweichquartier gewannen die kleinen Roten 5:1.

Entsprechend groß könnte die Vorfreude auf das neuerliche Aufeinandertreffen am Sonntag sein, Markus Klausner aber betont: „Es ist zwar ein Derby, aber das motiviert uns nicht zusätzlich. Wir wollen bei jedem Spiel die Mannschaft möglichst optimal anfeuern. Das Spiel gegen die Kickers hat da keine Ausnahmestellung.“ Dass neben den Rabauken noch weitere VfB-Fans am Sonntag den Weg ins Gazistadion finden, ist aufgrund der Umstände eher fraglich – weshalb sich die Zweite-Mannschaft-Experten aus Remseck wieder besonders ins Zeug legen werden. „Wir werden das Team so gut es geht unterstützen“, sagt Markus Klausner. Damit wenigstens ein bisschen Heimspielatmosphäre für den VfB II aufkommt.