Gegen Werder Bremen traf Daniel Ginczek in der Nachspielzeit zum 3:2 – und rettete dem VfB damit einen wichtigen Sieg im Kampf gegen den Abstieg Foto: Baumann

Mit Daniel Ginczek (24) ist beim VfB Stuttgart die Hoffnung auf ein erfolgreiches Saisonfinale verbunden – und auf eine bessere Zukunft. Nach vier Toren aus den vergangenen drei Spielen scheint der Angreifer endgültig in Stuttgart angekommen zu sein

Stuttgart - Zwei Heimspiele in Folge gewonnen, mit einem zweifachen Doppeltorschützen: Wann hat es das zuletzt gegeben beim VfB! Die Fans sind wegen Daniel Ginczek schon ganz aus dem Häuschen. Ihn selbst lässt die Euphorie um seine Person kalt. Unaufgeregt spricht er über . . .

. . . den sportlichen Aufschwung beim VfB Stuttgart: Der 3:2-Sieg gegen Werder Bremen war hoffentlich die Initialzündung. Ich bin guter Dinge, dass wir auch beim FC Augsburg (Samstag, 18.30 Uhr/Sky) was holen werden. Am liebsten wollen wir natürlich alle sechs verbleibenden Bundesligaspiele gewinnen.

. . . seine Gefühle nach dem 3:2-Sieg: Es war überwältigend, die Stimmung im Stadion war ja fast wie bei der Meisterschaft. Ich wusste bis dahin gar nicht, was hier los sein kann! Zugleich möchte ich betonen, dass nicht ich das Spiel gewonnen habe, sondern wir gemeinsam. Wer gesehen hat, wie wir uns hinterher in den Armen lagen, merkt, dass es bei uns stimmt in der Mannschaft.

. . . die Belohnung für seine zwei Tore: Ein Glas Wein! Ich hatte ja tags darauf Geburtstag und bin 24 geworden. Da am Samstag mit Augsburg aber schon das nächste Spiel ansteht, habe ich mich beim Feiern aber natürlich zurückgehalten.

. . . seine lange Verletzungspause: Es war eine harte Zeit. Gleichzeitig wusste ich trotz diverser Rückschläge in der Reha und im Training immer ganz genau, dass ich irgendwann wieder dahin kommen werde, wo ich vor meinem Kreuzbandriss war. Du lernst deinen eigenen Körper besser kennen – und deinen Beruf mehr zu schätzen. Früher bin ich auch mal nur mit 70 oder 80 Prozent ins Training gegangen; heute freue ich mich auf jede Einheit und gebe immer alles.

. . . finanzielle Entbehrungen: Als Fußballprofi hat man es da vergleichsweise gut. Durch verschiedene Versicherungen und die Berufsgenossenschaft ist man auch im Verletzungsfall abgesichert.
Anmerkung der Redaktion: Noch in Diensten des 1. FC Nürnberg riss sich Ginczek im Februar 2014 das Kreuzband; im November gegen den FC Augsburg bestritt er sein erstes Spiel im VfB-Dress.

. . . seinen neuen Stellenwert: Natürlich häufen sich jetzt die Anfragen durch die Medien. Auch in der Stadt werde ich öfters angesprochen. Clubintern ist aber nichts anders als zuvor. Die Verantwortlichen des VfB haben mir immer eine hohe Wertschätzung entgegengebracht – auch als ich verletzt war und es nicht so gut lief.

Ginczek über Privates

. . . die Bedeutung seiner Familie: Mein Vater hat früher selbst im Sauerland im Amateurbereich Fußball gespielt. Sein Spitzname war Schwalbenkönig, weil er als Linksaußen immer so viele Elfmeter herausgeholt hat. Das ist aber nicht so mein Stil (lacht). Er hat mich in der schweren Zeit immer wieder aufgebaut und hält sich jetzt mit dem Verteilen von Lorbeeren eher zurück. Meine Eltern haben mir eine Karriere als Fußballprofi erst ermöglicht. Bis zu meinem 18. Lebensjahr hat meine Mutter kein Spiel von mir verpasst.

. . . seine Rolle als junger Familienvater: Meine Tochter Lou Carlotta, die jetzt ein knappes Jahr alt ist, gibt mir unheimlich viel Kraft. Auch weil sie zum Glück nachts meistens durchschläft. Sie saß bei einem Spiel in der U 23 von mir sogar schon mal auf der Tribüne. Es ist schön, nach Spielen nach Hause zu kommen und schnell auf andere Gedanken kommen zu können.

. . . seine Tatoos: Auf meinem rechten Arm sind die Namen und Geburtsdaten meiner Eltern sowie meiner Schwester eintätowiert. Außerdem religiöse Dinge, da ich gläubig bin, und ein St.-Pauli-Totenkopf mit meiner damaligen Rückennummer 11. In St. Pauli hatte ich meine bislang schönste Zeit als Fußballer. Der linke Arm ist für meine eigene Familie, die hoffentlich noch größer werden wird. Und wer weiß, vielleicht kommt auch noch etwas Fußballerisches hinzu.

. . . Vorbilder: Früher war das Didier Drogba, zu seinen besten Zeiten beim FC Chelsea. Auch Fernando Torres habe ich immer bewundert. In jüngerer Vergangenheit habe ich mir zum Beispiel viel von Robert Lewandowski abgeschaut, mit dem ich bei Borussia Dortmund noch zusammengespielt habe.

. . . Vergleiche mit Mario Gomez: Dieselbe Rückennummer (33) wie er habe ich ja schon. Ich denke, wenn ich es beim VfB auf halb so viele Tore wie er bringe, kann ich sehr zufrieden mit mir sein (Anm. d. Red.: Mario Gomez erzielte von 2004 bis 2009 in 121 Spielen 63 Tore für die Roten). Auch von ihm kann man sich viel abschauen. Leider verfolge ich ihn jetzt nicht mehr so genau, seit er beim AC Florenz spielt. Ich schaue mehr Bundesliga und Premier League. Ich nehme an, der Vergleich zwischen ihm und mir rührt vor allem von der Statur her. Spielerisch ist er mehr der Strafraumstürmer als ich – und vielleicht vor dem Tor noch ein bisschen kaltschnäuziger.