VfB-Trainer auf Bewährung: Huub Stevens Foto: Baumann

Wieder kein Sieg, doch der VfB-Trainer bleibt nach dem 1:1 in Hannover im Amt. Im „Big-Point-Spiel“ gegen Hertha BSC rettet ihn wohl nur ein Dreier.

Stuttgart - Es war ein Versuch, Zeit zu gewinnen. Nach dem siebten sieglosen Spiel in Folge und nur zehn Punkten aus den letzten elf Spielen verwiesen Huub Stevens und Sportvorstand Robin Dutt auf den folgenden Morgen: Da wolle man das Spiel durchsprechen, die Handlungsmöglichkeiten für die dringend notwendige Trendwende abklopfen und vor allem die Frage klären: Kann der Trainer genügend Selbstsicherheit und überzeugende Lösungsansätze vermitteln, dass der Verein ihm getrost zutrauen kann, den sich abzeichnenden Abstieg noch abzuwenden? Doch dann herrschte am Sonntagvormittag Funkstille zwischen den beiden. Der Grund: Sie hatten sich schon am Vorabend kurzgeschlossen.

Noch am Flughafen in Hannover und auf dem Rückflug nach Stuttgart hatten Dutt und Stevens die Köpfe zusammengesteckt. „Wie immer nach einem Spiel und unabhängig vom Ergebnis haben wir uns zu zweit hingesetzt und das Spiel und die Situation analysiert, wie wir das schon seit Wochen machen“, sagte Robin Dutt. Zur schwelenden Trainerfrage mochte sich der Eltinger dennoch nicht konkret äußern: „Zu Spekulationen rund um den Trainer gebe ich grundsätzlich keine Kommentare ab“, sagte er – und ließ indirekt dennoch erkennen, dass Stevens zumindest aktuell nicht um seinen Job fürchten muss: „Huub und ich sind zu dem Ergebnis gekommen, dass wir beide in Hannover einen Aufwärtstrend gesehen haben.“ Der die Hoffnung schürt, dass doch noch alles gut endet.

Wenn die Mannschaft an diesem Montag die Vorbereitung auf das Heimspiel gegen Hertha BSC an diesem Freitag (20.30 Uhr/Sky) aufnimmt, wird der Niederländer wie gewohnt auf dem Platz stehen. Das mag angesichts der überaus misslichen Tabellenlage dem einen oder anderen Beobachter als riskant gelten, doch auch der Einsatz eines weiteren Feuerwehrmanns wäre nicht ohne Risiko. Kein Mensch kann ahnen, ob ein neuer Mann der Mannschaft entscheidende und bisher ausgebliebene Impulse geben könnte, wo dann schon vier Kollegen vor ihm damit ihre liebe Mühe gehabt hätten. Und schon jetzt die Zukunft einzuleiten und einen Perspektivtrainer ins Feuer zu schicken, der notfalls den Neuaufbau in der zweiten Liga einleiten könnte, ist auch nicht zwingend zielführend: Sollte er gleich zum Einstand gegen Hertha BSC verlieren, wäre der mögliche Abstieg unweigerlich mit seinem Namen verbunden – auch wenn er null Komma null Mitschuld hätte.

Also weiter mit Huub Stevens. Wobei sich weder der Niederländer noch die Verantwortlichen beim VfB etwas vormachen. Sollte auch die Begegnung gegen Hertha schiefgehen, könnte dies unweigerlich den Abpfiff für den Niederländer bedeuten. Mehr noch, alles andere als ein Dreier ist dann zu wenig. „Das wird ein Big-Point-Spiel, keine Frage“, sagt Robin Dutt, „die müssen wir durch einen Sieg in der Tabelle an uns heranziehen, damit würden wir dann den Punkt in Hannover veredeln.“

Ein Punkt, der gleichwohl die nächste verpasste Chance bedeutet. Tatsächlich bewies Huub Stevens in der Nominierung von vier und damit für seine Verhältnisse ungewöhnlich vielen Offensivkräften, dass er nicht der sture Dogmatiker ist, den manche in ihm zu erkennen glauben. Prompt war ein wenig mehr Leben im Angriffsspiel des VfB. Dass er sich auch dafür nicht mit einem Dreier zu belohnen wusste, schlug Huub Stevens erst mal auf den Magen. Seine mögliche Entlassung, die kurz nach dem Spiel noch im Raum stand, habe dann „weniger mit dem Trainer als mit der Mannschaft“ zu tun, räsonierte er: „Wenn ich sehe, wie wir die Mannschaft auf das Spiel vorbereitet haben, weiß ich nicht, was wir anders machen können.“

Das klang erstens nach Ratlosigkeit und zweitens nach einer Absetzbewegung von seinen Spielern – beide Eindrücke korrigierte Stevens umgehend. In Ermangelung einer Brille ließ er sich von einem Journalisten eine Lesehilfe reichen und inspizierte auf einem Zettel vor ihm sorgfältig die Situation am Tabellenende: Auf den Relegationsplatz fehlen vier, auf den 15. Platz fünf Zähler. „Es gibt noch elf Spiele, und da sind noch 33 Punkte zu holen. Ich habe noch einen Vertrag bis zum Saisonende und die Kraft, ihn auch zu erfüllen“, versicherte er.

Auch die Spieler brachen eine Lanze für ihren Trainer, zunächst durch ihr flotteres Auftreten auf dem Platz und später auch verbal. „Wir würden den Kampf gegen den Abstieg gern mit Huub Stevens bestreiten und bestehen“, sagte Kapitän Christian Gentner. „Jeder hat sich reingehauen, wir waren eine Einheit auf dem Platz und sind noch in keinem Spiel auseinandergebrochen, nicht einmal gegen Bayern München, das die Gegner reihenweise zerlegt“, ergänzte Daniel Schwaab. Daniel Ginczek entschied kurzerhand: „Wir arbeiten weiter mit Huub Stevens – hoffentlich!“

So kommt es, bis auf Weiteres zumindest.