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Der 18-Jährige will nach seinem Debüt mehr, weiß aber auch, wie er die Situation einschätzen muss.

Stuttgart - Ein Debüt in der Bundesliga mit 18 Jahren – das ist der Traum vieler junger Fußballer. Raphael Holzhauser hat es geschafft. Seinen Einstand allerdings hatte er sich anders vorgestellt. Mit 1:3 (0:1) unterlag er mit dem VfB Stuttgart zum Rückrundenstart auf Schalke. Trotzdem sagt der österreichische U-21-Nationalspieler: „Die Stimmung war überragend, an so etwas könnte ich mich gewöhnen. Nur das Ergebnis hat leider nicht gestimmt.“ Da tröstete es Holzhauser, der sechs Minuten vor Schluss eingewechselt wurde, wenig, dass er den einzigen Treffer von Shinji Okazaki (87.) eingeleitet hatte.

Für seinen weiteren Weg aber war das Spiel eine besondere Motivationsspritze. „Mein Ziel war es immer, so früh wie möglich zu debütieren, dass es mit 18 geklappt hat, ist umso schöner und gibt mir einen Zusatzkick“, erklärt der beidfüßige Mittelfeldspieler.

Wie er sich seine Zukunft beim VfB vorstellt? Raphael Holzhauser überlegt kurz und antwortet dann im Stile eines alten Hasen: „Ich denke von Training zu Training und werde versuchen, mich so gut wie möglich zu präsentieren und meine Stärken zu zeigen.“ Dazu zählen seine Übersicht, die starke Technik und sein Passspiel. Holzhauser weiß aber auch, woran er noch arbeiten sollte: „Ich muss körperlich zulegen, robuster werden und mein Zweikampfverhalten verbessern.“

Talent allein genügt nicht

Falsche Hoffnungen macht sich der Österreicher keine. Er könne sich ganz gut selbst einschätzen, sagt er, und dass die Konkurrenz groß sei. Er weiß, dass er keine Sekunde nachlassen darf, sonst ist er ebenso schnell wieder zurück beim VfB II, wie er nach oben gekommen war. Auch Manager Fredi Bobic hat den Nachwuchsspieler gewarnt. „Er hat sich seinen Einsatz durch seine Leistungen in der Vorbereitung verdient. Ich habe nach dem Spiel gratuliert, ihm aber auch gesagt, dass ich im persönlich in den Hintern trete, wenn er auch nur einen Schritt weniger macht.“ Diese Warnung gilt nicht nur für Holzhauser, auch die anderen jungen VfB-Spieler, die auf ihre Chance hoffen, wissen: Talent allein genügt nicht – eine Verschnaufpause ist auf dem Weg nach oben nicht vorgesehen.

Raphael Holzhauser ist der erste Spieler unter 21 Jahren, dem der VfB in dieser Saison eine Chance in der Bundesliga gegeben hat. Zuvor bekam VfB-II-Stürmer Christoph Hemlein (21) bei drei Kurzeinsätzen (55 Minuten) die Gelegenheit, sich zu beweisen, zuletzt am 4. November 2011. Innenverteidiger Patrick Bauer (19) hatte zwei Einsätze im DFB-Pokal, auf sein Bundesliga-Debüt aber wartet er noch – ebenso wie Defensiv-Allrounder Antonio Rüdiger (18), der wie Hemlein und Holzhauser mit den Profis im Trainingslager in Belek war und zuvor im Kader für die Spiele in Wolfsburg und gegen den Hamburger SV (DFB-Pokal) stand. In Belek war auch Stürmer Alexander Riemann (19) dabei. „Wenn ich das abrufen kann, was in mir steckt, schaffe ich den Sprung nach oben. Dafür kämpfe ich jeden Tag im Training“, ist der gebürtige Oberbayer überzeugt.

Bobic freut sich über so viel Einsatzbereitschaft. „Die jungen Spieler müssen sich bei uns entwickeln“, sagt er, „wir können nicht nach dem Motto handeln: Das probieren wir jetzt mal aus. Man muss auch mal langsam machen. Aber die Jungen haben auf jeden Fall eine sehr gute Perspektive beim VfB.“

Entscheidung für VfB fiel nicht schwer

Das war auch der Grund, warum sich Holzhauser im Sommer 2009 für den VfB entschieden hat und von der Jugend des SK Rapid Wien gewechselt ist. „Ich wurde bei einem U-16-Länderspiel gesichtet“, erzählt er: „Der VfB hatte schon immer eine hervorragende Jugendarbeit, da fiel die Entscheidung nicht schwer.“ Ebenso wenig wie die Eingewöhnung. „Ich hatte Glück, dass es im Internat noch einen zweiten Österreicher gab“, sagt Holzhauser (Vertrag bis 2015), der inzwischen eine Wohnung in Bad Cannstatt hat und sich dort sehr wohl fühlt.

Noch besser gefällt es ihm aber auf dem Platz. Beim VfB II, für den er in 18 Drittliga-Spielen zwei Tore gemacht hat – noch lieber in der Bundesliga und am liebsten schon wieder im Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach (Sonntag, 17.30 Uhr/Sky, Liga total). „Wir sind froh, wenn aus unseren Nachwuchsspielern etwas wird“, betont Bobic, „wir werden jeden spielen lassen, bei dem wir überzeugt sind, dass wir mit ihm gewinnen können.“ Raphael Holzhauser hat nun die große Chance, den Manager von seinen Stärken zu überzeugen.