Martin Harnik kann seine Missgeschicke gegen Werder Bremen selbst nicht fassen Foto: Baumann

Der Österreicher vergibt gegen Bremen zwei Riesenchancen und sagt: „Fußball kann brutal sein." Am Ende kann sich aber trotzdem freuen.

Stuttgart - Martin Harnik hat schon viele verrückte Momente in seiner Karriere erlebt – das Spiel gegen Werder Bremen wird er aber so schnell sicher nicht vergessen. Der ganze Wahnsinn in Kürze:

61. Minute: Nach Vorarbeit von Daniel Ginczek schiebt der Österreicher den Ball freistehend über die Latte.

62. Minute: Harnik verzieht drei Meter vor dem leeren Tor – ein Fehlschuss für jeden Saisonrückblick der Marke Pleiten, Pech und Pannen.

70. Minute: Warum einfach, wenn es auch schwierig geht, fragt sich der 27-Jährige, umkurvt Torwart Raphael Wolf und flankt präzise auf Ginczek, der zum 2:1 einköpft.

84. Minute: Nach einem übermotivierten Einsatz gegen Zlatko Junuzuvic fliegt Harnik mit Gelb-Rot vom Platz.

Wenig später kassiert der VfB den Ausgleich zum 2:2, in diesem Moment ist der Angreifer der ärmste Mann im Trikot mit dem Brustring. Mit leerem Blick verfolgt er die letzten Minuten in der Kabine vorm Fernseher, ehe Ginczek erneut trifft und die Arena explodiert. Als einer der ersten ist der Angreifer bei seinem Kollegen auf dem Rasen und herzt ihn von Kopf bis Fuß – Harnik weiß, dass Ginczek ihm den Abend wenigstens halbwegs gerettet hat.

„Ich habe mich bedankt bei ihm“, sagte Harnik später. Für seine vergebenen Großchancen fiel ihm nur ein Wort ein: „Unerklärlich.“ Dass die Fans ihn danach auspfiffen, konnte er zwar verstehen. Wehgetan hat es ihm trotzdem.

Zumindest das unrühmliche Ende mit dem Platzverweis hätte Trainer Huub Stevens seinem Angreifer gerne erspart. Er wollte ihn schon auswechseln, ließ ihn nach der neuerlichen Führung aber doch drin – wegen dessen Kopfballstärke und der steten Gefahr bei hohen Bällen der Bremer. „Es war ein dummes Foul“, sagte Stevens hinterher, ohne den Österreicher für dessen Fehlschüsse zu tadeln. Das ersparte sich auch Sportvorstand Robin Dutt, der Harniks Auftritt das Positive abzugewinnen versuchte. „Man muss ihm nicht sagen, dass er die Tore machen muss. Aber es spricht für ihn, dass er das 2:1 dann so vorbereitet.“

Es war nach dem Spiel in Hannover bereits der zweite Platzverweis von Harnik in der Rückrunde. Seine zweite gelbe Karte erklärte er damit, dass er gegen Ende des Spiels „kaputt“ war. So kam er einen Tick zu spät an den Ball – gepaart mit nachlassender Konzentration, die zu einem solch übermotivierten Einsteigen an der Mittellinie erst führte.

Der Nationalspieler hat jetzt eine Woche länger Zeit, die verrückten 90 Minuten gegen Bremen Revue passieren zu lassen. Martin Harnik wird sich die Szenen des Spiels nocheinmal in aller Ruhe anschauen und wahrscheinlich auch in ein paar Tagen zu einer ähnlichen Schlussfolgerung kommen wie am Sonntagabend: „Fußball kann ganz schön brutal sein.“