Neue Rolle beim VfB: Teambetreuer Günther Schäfer Foto: Baumann

VfB-Ikone Günther Schäfer hatte schon viele Rollen inne. Auch als Teambetreuer lebt er Identität und Begeisterung vor. Neben der Organisation der Abläufe rund um die Mannschaft kümmert er sich um die Clubtalente.

Stuttgart - Am Montag war Günther Schäfer in St. Gallen. Bevor der VfB dort nächste Woche sein zweites Trainingslager abhält, inspizierte der Teambetreuer die Örtlichkeiten: Ist der Trainingsplatz im optimalen Zustand, klappt es im Hotel mit der Zimmerbelegung, haben die Trainer, Physios und Ärzte geeignete Räumlichkeiten? Am Ende reiste Schäfer zufrieden ab – nach Ilshofen, wo der VfB an diesem Donnerstag (18.30 Uhr) ein Testspiel absolviert. Wieder ging es um die Abläufe: Kann der Mannschaftsbus, stolze 18 Meter lang, bis vors Clubheim fahren, ist alles in der Kabine vorbereitet, wo können die Videoanalysten ihre Kamera aufbauen?

Es sind die kleinen Fragen, die, wenn sie im Vorfeld offenbleiben, zuweilen massive Probleme aufwerfen. Dies zu verhindern ist die neue Aufgabe von Günther Schäfer (53), und er geht sie an wie die vielen anderen Arbeitsfelder, die er beim VfB schon beackert hat: penibel, zuverlässig, engagiert. Und immer gut gelaunt, vor allem gut gelaunt. Die Menschen, die Günther Schäfer schon mal miesepetrig erlebt haben, lassen sich wohl an den Fingern einer Hand abzählen. „Da muss schon vieles zusammenkommen, bis ich meinen Humor verliere“, sagt er. Und weil das durchaus ansteckend wirkt, fungiert er auf ganz natürliche Weise als Botschafter der guten Laune: „Mit einer positiven Einstellung kannst du Dinge bewegen, die kaum vorstellbar sind.“ Im Leben. Und im Fußball.

Als Mensch und Sportler gleichermaßen geerdet

1992, als er wie schon 1984 mit dem VfB deutscher Meister wurde, haben vor dem letzten Spieltag nicht viele Menschen auf die Mannschaft getippt. Nur die Spieler hätten, befeuert vom Trainer Christoph Daum, an den Coup in Leverkusen geglaubt, daraus Stärke bezogen und mit 2:1 triumphiert – nicht zuletzt dank eines artistischen Fallrückziehers, mit dem Schäfer dicht vor der Torlinie den vorentscheidenden 0:2-Rückstand verhinderte. Neulich saß er im Fernsehstudio und legte sich auf vier Siege in den letzten vier Saisonspielen fest. „Da hat mich manch einer für verrückt erklärt“, sagt er. Gut, die Niederlage auf Schalke hatte er nicht einberechnet, doch danach holte der VfB tatsächlich neun Punkte. An eine Sache zu glauben, mentale Stärke für sich zu nutzen, das ist Schäfers Einstellung. 130 Angestellte hat der VfB, mit den freien Mitarbeitern sind es 230. „Wenn alle diesen Optimismus leben, ist vieles möglich“, sagt er.

Er will sie möglichst alle mitnehmen, auf jeden Fall aber die 25 Profis, die den Kader bilden. Wie das geht, hat er selbst ja immer wieder erlebt auf seinem langen Weg mit dem VfB, bei dem er seit 40 Jahren Mitglied ist und dem er seither dient. Erst als Profi (1975–1996) in 331 Bundesliga-Spielen, nach seinem Abstecher zu Arminia Bielefeld als Fanbeauftragter (1999–2004), danach als Co-Trainer unter Matthias Sammer (2004/05) sowie später als Mitbegründer und Leiter der Fußballschule (2008–2015). Stets war Schäfer das ebenso professionelle wie sympathische Gesicht des Vereins, als Mensch und Sportler gleichermaßen geerdet. Mit seiner Frau Yvonne, mit der er die Kinder Michel (27) und Aline (20) hat, ist er seit 27 Jahren verheiratet. „Das kommt auch nicht so oft vor“, sagt er stolz.

Ein gutes Klima im Verein

Treue ist ein hohes Gut für ihn, Treue und Identifikation. Und so kümmert er sich als Nachfolger von Ralph Herkommer, der aus gesundheitlichen Gründen als Reisemarschall nur noch im Hintergrund wirkt, nicht nur um die optimalen Abläufe rund um die Mannschaft, sondern auch um die VfB-Talente. Marvin Wanitzek (22) etwa kämpft nach einer schweren Bänderverletzung im Sprunggelenk um den Anschluss und findet in Schäfer Beistand: „Ich weiß, wie die Spieler ticken, wie sie sich als Ersatzspieler und nach einer Verletzung fühlen. Ich habe zu ihm gesagt: Du verlierst jetzt drei Monate Zeit, aber nichts von deiner Qualität.“ Schäfer hält auch den Kontakt zu den ausgeliehenen Spielern: „Sie sollen wissen, dass der Verein sie im Auge behält und ihren Weg verfolgt.“

Nun hat sich die Profiwelt in den vergangenen 40 Jahren in vielen Bereichen gravierend gewandelt, sei es durchs Internet, die Medien oder die finanziellen Verführungen, und Günther Schäfer war zuletzt nicht immer in der ersten Reihe, „eines aber ist gleich geblieben: Ein gutes Klima im Verein und rund um die Mannschaft ist die Basis für den sportlichen Erfolg.“ Weshalb es wohl kein Fehler ist, dass er nun dort angekommen ist, wo viele ihn schon früher gern gesehen hätten: wieder mittendrin statt nur dabei.