Kondition und Kraft steht auf dem Trainingsplan - klicken Sie sich durch unsere Bildergalerie. Foto: Pressefoto Baumann

Die eigentliche Trainingsarbeit beim VfB Stuttgart übernehmen Spezialisten. Günter Kern kommt im Trainingslager im österreichischen Schruns eine der wichtigsten Aufgaben zu. Der Athletiktrainer macht  den Profis Beine. Und so sieht ein Trainingstag aus.

Die eigentliche Trainingsarbeit beim VfB Stuttgart übernehmen Spezialisten. Günter Kern kommt im Trainingslager im österreichischen Schruns eine der wichtigsten Aufgaben zu. Der Athletiktrainer macht  den Profis Beine. Und so sieht ein Trainingstag aus.

Schruns - 7.30 Uhr: Der Tag beginnt – nicht mit dem Frühstück – sondern mit Muskelfunktionstraining. Ein 40-minütiges leichtes Krafttraining, um Arme und Beine zu lockern. Hier bekommt jeder Spieler individuelle Vorgaben. Beispielsweise, wenn ein VfB-Profi – Namen nennt Kern grundsätzlich nicht – Probleme mit der Beweglichkeit im Hüftbereich hat. Oder bei der Sprungkraft Defizite auf einer Seite aufweist. Da es kaum einen Akteur gibt, den kein Zipperlein plagt, ist das Programm bei einem 24er-Kader sehr ausdifferenziert.

8.30 Uhr: Muskelfunktionstraining am Morgen wirkt appetitanregend, weshalb das Frühstück etwas üppiger ausfällt. Im Grunde ernähren sich die Spieler aber ganz gewöhnlich: Brötchen, Eier, Aufschnitt, vor allem Putenwurst, Obst, Joghurt. Nur Weißmehl ist tabu.

10 Uhr: Die erste Trainingseinheit. Diese beginnt unter der Regie von Günter Kern mit 20-minütigem Aufwärmen (Laufen, Dehnen), ehe 60 Minuten reines Fußballtraining anstehen. Hinterher lässt Kern die Mannschaft 15 Minuten auslaufen und dehnen. Zum Abschluss geht’s in die Eistonne und zur Physiotherapie. Der 55-Jährige spricht von „aktiver Regeneration“ und erklärt seine Vorstellung von richtigem Lauftraining: „Früher hat man endlose Waldläufe gemacht, das ist aber vorbei. Heute geht es darum, beim Laufen Elemente einzubauen, welche die Schnelligkeit und die Sprungkraft fördern.“ In der Praxis sieht das dann in etwa so aus: traben, sprinten, traben, zwischendurch noch durch ein paar Slalomstangen oder über Hürden hüpfen. „Zu Beginn der Vorbereitung ist es wichtig, den aeroben und anaeroben Bereich zu belasten“, sagt Kern. Anders ausgedrückt: Es geht an die Belastungsgrenze und darüber hinaus.

12.30 bis 13 Uhr: Mittagessen. Die klassische Sportlernahrung. Fisch, Geflügel, Kohlenhydrate (Pasta). Als Nachtisch ist Milchreis gesetzt. Hinterher geben die Spieler Interviews, ehe sie sich ein wenig aufs Ohr legen.

16 Uhr: Das zweite Training steht an. 30 Minuten Aufwärmen, Sprungkrafttraining, 30 Minuten Fußball. Zum Abschluss Intervalle und Bergaufläufe. Gegenüber der Einheit am Vormittag zieht Kern die Zügel noch mal an. „Es geht immer darum, auch Konditions- und Kraftübungen auf die spezifische Belastungen von Fußballern zu münzen“, erklärt der Bayer aus Berchtesgaden, der unter Armin Veh zwischen 2006 und 2008 schon einmal auf dem Wasen tätig war. Ein Boxer, Tennisspieler oder Leichtathlet bekäme von ihm ein komplett anderes Programm verordnet. Beim Fußball geht es über 90 Minuten darum, den richtigen Ausgleich aus Vollgas und kurzen Ruhephasen aufs Feld zu bringen. Die reine Laufleistung sei gar nicht so entscheidend, dann hätten die Bayern nicht Meister werden dürfen.

Kern: „Ich muss vielmehr in der Lage sein, auch in der 87. Minute meinen Sprint noch voll durchzuziehen.“ Gerade in der heutigen Zeit, da der Fußball sich mehr und mehr zur Sprintsportart entwickelt. Trotzdem sei es wichtig, auch bei Athletik-Übungen möglichst immer auch den Ball einzubeziehen. „Reine Lauftrainingslager gibt es in dem Sinn nicht mehr“, sagt Kern. Nach 90 Minuten Nachmittagstraining geht es zurück ins Hotel. Dort werden die Spieler zum Abschluss mit Eis und mit Wärme behandelt. 19.30 Uhr: Abendessen. Das Angebot unterscheidet sich nicht wesentlich vom Mittagessen. Um 23 Uhr ist Bettruhe.

Sportvorstand Jochen Schneider ist voll des Lobes über den neuen, alten Athletiktrainer. „Freundlich, hart“, lautet seine Kurzcharakteristik. Kerns Trainingslehre hält er für „topmodern“. Ob es freilich hilft, die Seuche der Vorsaison mit den vielen Gegentoren kurz vor Schluss zu vertreiben, will auch Kern nicht versprechen. „Irgendwann hat die Mannschaft die Gegentore magisch angezogen. Ich glaube nicht, dass es an der Kondition lag.“ Andererseits: „Nur ein fitter Spieler ist auch fit im Kopf. Dann braucht er auch keinen Mentaltrainer mehr.“