Daniel Didavi (li.) freut sich mit Filip Kostic über sein Tor zum 1:2 gegen den FC Bayern Foto: Getty

Nach den Hasstiraden im Internet wegen seines Wechsels zum VfL Wolfsburg begrüßen die VfB-Fans Daniel Didavi freundlich. Der Abgänger dankt mit einem nicht gerade alltäglichen Tor.

Stuttgart - Genau vermag er sich gar nicht zu erinnern. „Irgendwann in der Jugend“ hat Daniel Didavi zum letzten Mal auf der Sechser-Position gespielt. Seither war er auf der „10“, die dem Spielgestalter gebührt, unterwegs, ein paarmal auch auf der „8“, der Halbposition im Mittelfeld. „Auf der ‚6‘“, sagte Daniel Didavi, „musste ich als Profi noch nie ran. Aber das war ja eh egal. Gegen Bayern München war sowieso klar, dass ich defensiv agieren muss.“

Zu 80 Prozent, hatte Sportvorstand Robin Dutt flugs hochgerechnet, sei Didavi gegen den Rekordmeister defensiv beschäftigt gewesen – und entsprechend gebunden. „Dida“, sagte Dutt, „musste viel laufen. Da fehlt schon mal die Frische im Spiel nach vorn.“ Wobei das relativ ist. Nach hinten stopfte Didavi im Verbund mit Lukas Rupp die Lücken im Mittelfeld, nach vorn hatte er dennoch genügend Freiraum, um das einzige VfB-Tor selbst zu erzielen. „Zur Halbzeit habe ich zu Filip Kostic gesagt, er soll den Ball auf mich chippen“, berichtete Didavi aus der Kabine. Gesagt, getan. Kostic chippte, Didavi lauerte – und fiel hin. Immerhin war er geistesgegenwärtig genug, um die Lage zu überblicken: „Ich wollte den Ball noch irgendwie aufs Tor bringen.“ Im Sitzen spitzelte er ihn über David Alaba und Torhüter Manuel Neuer hinter die Linie. „Dass er in seiner ungewohnten Rolle das Tor erzielt hat, spricht für ihn“, freute sich Robin Dutt mit Didavi, der nun schon elf Saisontreffer erzielt hat.

Erstes Spiel als Sechser, erstes Tor im Sitzen – das waren nicht die einzigen Premieren für Didavi. Schließlich war die Partie gegen die Münchner auch das erste Spiel, nachdem er seinen Wechsel zum VfL Wolfsburg zum Saisonende bekanntgegeben hatte. Im Internet hatte er dafür harsche Kritik bis hin zu Hasstiraden geerntet. Im Stadion empfingen ihn die VfB-Fans dagegen durchweg freundlich. „Das hier ist eine andere Welt“, sagte Didavi. In der Anonymität des Netzes fallen zuweilen alle Grenzen des guten Geschmacks, „aber im persönlichen Umgang ist das anders. Viele Fans haben mir gesagt, dass sie es bedauern, dass ich gehe, aber es gab auch unter der Woche keine Beleidigungen oder Anfeindungen.“ Dennoch war er mit gemischten Gefühlen ins Stadion gekommen. Zu Unrecht, wie sich herausstellte. „Unsere Fans haben mich prima unterstützt.“ Und wurden mit einem kuriosen Treffer belohnt.

Und dennoch – schon waren sie wieder da, die gemischten Gefühle. Denn das Tor allein machte Didavi nicht glücklich: „Es ist enttäuschend, dass für uns nichts rausgesprungen ist. Gerade mit unseren Fans im Rücken hätte etwas gehen können.“

So bleibt die Lage im Tabellenkeller angespannt. „Der Druck wächst“, ahnt Didavi, „die fünf Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz werden nicht reichen, wir müssen noch Punkte holen.“ Am besten gleich am Samstag beim Mit-Abstiegskandidaten FC Augsburg.