Das Testspiel des VfB gegen den 1. FC Nürnberg fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt Foto: Baumann

Der VfB Stuttgart gewinnt endlich wieder, wenn auch nur Testspiele. Allerdings bekommt es fast niemand mit. Denn die Roten und ihre Gegner bleiben lieber unter sich - was sich aber bald wieder ändern soll.  

Stuttgart - Nun ist es nicht so, dass der VfB seinen Anhängern in der Hinrunde Lust auf mehr gemacht hätte. Trotzdem ist gut zwei Wochen vor dem Start in die Rückrunde bei dem ein oder anderen Fan die Sehnsucht nach Fußball längst wieder stärker als die Erinnerung an die verkorksten Auftritte im eigenen Stadion. So hätten sich wahrscheinlich auch einige Kiebitze zum Testspiel am Dienstag gegen den 1. FC Nürnberg eingefunden. Sie hätten ein paar Euro Eintritt bezahlt, eine Wurst gegessen und sich am 2:0 ihres Teams gegen den Club (Tore: Gentner und Werner) erfreuen können. Doch es kam anders: Die Roten kickten unter höchster Geheimhaltung. Angesetzt war eine nicht öffentliche Trainingseinheit, der Anhang vom Auftritt im Schlienz-Stadion ausgeschlossen.

Am vergangenen Samstag ein ganz ähnliches Bild: Die Nachmittagseinheit war öffentlich, doch statt fünf gegen zwei spielten die VfB-Profis inkognito gegen den 1. FC Heidenheim (und siegten 2:0). So mancher Fan stellt sich daher die Frage: Will uns der VfB aussperren?

„Davon kann keine Rede sein“, beteuert Sportvorstand Robin Dutt. „Wir werden Tests bald auch wieder in der Öffentlichkeit durchführen.“ Im konkreten Fall seien die Begegnungen erst kurzfristig angesetzt worden. Gleiches gilt für den Kick der zweiten Mannschaft am Mittwoch gegen die SV Elversberg (2:2). Dabei handelt es sich in der Regel um eine Abmachung der Trainer – die oft erst im letzten Moment festlegen, welcher Gegner im Moment der passende ist.

„Und in der Kürze der Zeit war es uns nicht möglich, die organisatorischen Voraussetzungen für ein richtiges Freundschaftsspiel mit Zuschauern zu schaffen“, sagt VfB-Mediendirektor Oliver Schraft. Die Zeiten, als es genügte, wenn ein paar Ordner mit Fähnchen in der Hand am Spielfeldrand standen, sind lange vorbei. Das hat zum einen mit der immer unübersichtlichen Fanszene zu tun: Kommen wirklich nur die paar Rentner vom Training? Oder auch Ultras? Oder gar Krawallmacher? Beim VfB hält sich der organisierte Anhang von Vorbereitungsspielen zwar prinzipiell fern. Doch das gilt nicht für alle Clubs. Aus Nürnberg beispielsweise wären sicher Fans nach Stuttgart mitgereist, und das nicht nur, um die neuesten Spielzüge ihrer Mannschaft zu studieren. Möglichen Ärger wollte man sich vonseiten des VfB daher lieber vom Hals halten. Ähnlich argumentieren die Stuttgarter Kickers, die ihr Aufeinandertreffen mit dem VfR Aalen (3:2) am Mittwoch ebenfalls zum Geisterspiel erklärten.

Der wesentliche Aspekt in der Geheimsache Testspiel sind jedoch die erhöhten Sicherheitsauflagen vonseiten des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) und der Kommunen – Stichwort Duisburg, Loveparade. Seit der tragischen Massenpanik im Jahr 2010 mit 21 Toten muss jeder Veranstalter – ob Feuerwehrfest oder Rolling-Stones-Konzert – mehr Wert auf Sicherheitsaspekte legen. „Seither kann sich keiner mehr Grauräume erlauben“, sagt ein ranghoher Beamter des Landes. „Wo früher manches etwas hemdsärmeliger gehandhabt wurde, herrscht heute strikte Achtsamkeit.“

Das Ganze hat einen versicherungstechnischen Hintergrund. Bei einem Zwischenfall haftet in der Regel nur einer – der Veranstalter selbst. Im Falle des VfB hielt sich die Lust in überschaubaren Grenzen, für einen Testkick gegen Nürnberg für Ordner, Rettungsdienst, Fluchtwege und, besonders wichtig: Fantrennung, einen tieferen Einblick in die Versammlungsstättenverordnung vorzunehmen. Die Entscheidung, die Partien gegen Nürnberg und Heidenheim unter Verschluss zu halten, hat der Verein alleine getroffen. Das Stuttgarter Ordnungsamt war nicht darüber informiert.

Letztlich sind für den Bundesligisten neben dem Aufwand die Kosten entscheidend. Für ein Spiel mit ein paar Hundert Zuschauern können schnell einige Tausend Euro zusammenkommen. Das war es dem VfB nicht wert. Und wer weiß, vielleicht hat auch Cheftrainer Huub Stevens kein gesteigertes Interesse an zu viel Öffentlichkeit. Er trainiert bekanntlich gerne im Stadion – um sich von den Spähern anderer Vereine abzuschirmen.